Vortrag in Lotte

Evangelische Kirchengemeinde Lotte

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Am Dienstag (06. September 2016) wird um 19.00 Uhr zum „Talk am Dienstag“ in die Arche eingeladen. Referent des Abends ist Herr Bernd Robben aus Emsbüren zum Thema: 400 Jahre Heuerlingswesen – „Wenn der Bauer pfeift…“ Bis nach dem 2. Weltkrieg stellten die Heuerleute in den meisten Dörfern Norddeutschlands die größte Bevölkerungsgruppe dar. Sie mieteten vom Bauern ein Haus und ein Stück Land. Dafür bezahlten sie Teile der Pacht mit ihrer Arbeitskraft bei den Hofbesitzern. Das erforderte dauernde Einsatz-bereitschaft: „Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleute kommen.“ Neben der eigenen kleinen Landwirtschaft mussten sie zusätzlich die Arbeitskontingente auf dem Hof ihres Bauern bewältigen. Der Referent berichtet über das Heuerlingswesen in unserm Raum.

Konkurrenz unter den Heuerleuten

Als die Markengründe unter den Bauern aufgeteilt wurden, fehlten den Heuerleuten wichtige Weidegründe für ihr Vieh. So mussten sie zwangsläufig den Viehbestand verringern, weil sie ohnehin nur kleine Weiden vom Bauern gestellt bekamen, die sie für die Heuernte als Wintervorrat nutzen mussten. So waren sie auf Gedeih und Verderb auf die Wegeränder angewiesen, die sie nun auch noch mit anderen Heuerleuten teilen mussten.

Konkurrenz

Foto: Archiv Beermann

Vortrag beim Historischen Nachmittag

    Historischer Nachmittag begeistert Zuhörer

so überschrieb  die Oldenburger Volkszeitung vom 26. Mai 2015 einen Bericht über den 305. Historischen Nachmittag in Scherbrings  Museumscafé Dinklage-Wulfenau.

Weiter heißt es in dem Artikel:

Ehemaliger Schulleiter berichtet ausführlich über das Heuerlingswesen in Norddeutschland

Als äußerst spannend und explosiv bezeichnete  Bernd Robben seine Beschäftigung mit dem Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland. Manchmal sei er sich bei seinen Befragung von Zeitzeugen und dem Sammeln von Dokumenten vorgekommen wie in einem Krimi, berichtete der pensionierte Schulleiter aus Emsbüren auf dem 305. Historischen Nachmittag des Heimatbund – Geschichtsausschusses.

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                                                                                                                                                                                                                                                      Foto: Hirschfeld

Erst allmählich, so sein Eindruck, würde das Schweigen über ein jahrzehntelanges Tabuthema gebrochen und über die Heuerleute offen gesprochen. Wie groß der Nachholbedarf in Sachen Information über diese große soziale Gruppe ist, die sowohl in Süd – Oldenburg und im Emsland als auch im Osnabrücker Land und im Münsterland bis in die 1960er Jahre hinein anzutreffen war, zeigte die enorme Resonanz auf Robbens Vortrag.

Mehr als 80 Geschichtsinteressierte aus der Region konnte Professor Dr. Michael Hirschfeld als Vorsitzender des Geschichtsausschusses auf dem Hof Scherbring in Wulfenau begrüßen.

Das idyllisch gelegene Anwesen bildete einen stimmigen Rahmen für die Veranstaltung, gehörten zu ihm doch früher auch einige Heuerhäuser mit ihren Familien.

Für diese brachte, so der Referent, das „schlechte“ 19. Jahrhundert mit seinen Markenteilungen heute unvorstellbare soziale Not, die sich in einer Massenauswanderung in die USA auswirkte.

Im Vergleich zu anderen deutschen Regionen, etwa Bayern, sei die Lage der unterbäuerlichen Schichten hierzulande aber im Wesentlichen erträglich gewesen, resümierte Robben mit Blick auf seine inzwischen auch auf Süddeutschland ausgedehnten Forschungen

 

Holzschuhe

Von Heuerleuten für Heuerleute: HolzscNeuenkirchen-Holzschuhmacherhuhe

Dieses Denkmal aus Bronze zeigt auf dem Marktplatz in Neunkirchen bei Rheine einen Heuermann bei der Arbeit.

Dieses Nebengewerbe übten in ganz Nordwestdeutschland etliche Heuerleute aus.

Da die Heuerleute in aller Regel kein Werkstattgebäude auf ihrer Pachtstelle bauen durften, zogen sie mit ihren Werkzeugen von Hof zu Hof – ähnlich wie die Zimmerleute.

Holzschuhe waren deutlich billiger als zu Schuhwerk aus Leder. Sie hatten aber auch weitere Vorteile.

Sie boten dem Fuß bei den täglichen schweren Arbeiten auf dem Lande deutlich mehr Sicherheit.

Außerdem waren sie im Moor und auf dem Acker ein besserer Schutz gegen Feuchtigkeit im Boden.

 Holzschuhe NL

Foto oben: Wikipedia commons

Foto unten: Archiv Robben – aufgenommen im Fehnmuseum Barger Compascuum

Vorträge zu Heuerlingswesen

 

Wenn ein solch komplexes gesellschaftliches Phänomen, das bisher ganz offensichtlich sowohl im wissenschaftlichen Bereich als auch im sonstigen öffentlichen Leben nahezu tabuisiert  zu sein schien, nun endlich in Buchform – offensichtlich sauber aufbereitet – erscheint, dann „elektrisiert das die Region“ (Neue Osnabrücker Zeitung vom Dezember 2014).

Der Verkauf gestaltete sich entsprechend, zurzeit (September 2016) geht die 5. Auflage in Druck.

Entsprechend groß war sofort die Nachfrage nach Vorträgen zum Thema, mittlerweile habe ich insgesamt ca. 70-mal vornehmlich in der Region referiert.

Die größte Veranstaltung in diesem Rahmen war in Lohne/Oldb. mit etwa 230 Zuhörern/innen.

Aber auch in den Niederlanden in der Nähe von Hilversum habe ich im Rahmen einer Fachtagung vor einem interessierten Publikum referiert.

Besonders interessant war eine Begegnung im Herbst 2015 bei den Biografietagen in Nordwalde im Münsterland.

Dort traf ich auf Lothar de Maizière: Am Nachmittag habe ich dort einen Vortrag über das Heuerlingswesen gehalten, abends referierte  der erste demokratisch gewählte und zugleich letzte Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik über die historischen Fakten, die zur Wiedervereinigung Deutschlands geführt haben. Dabei offenbarte er auch Insiderwissen und es wurde allen Zuhörerinnen und Zuhörern hautnah deutlich, dass mehrere wirklich glückliche Umstände erst diese besondere historische Chance der  Deutschen Geschichte ermöglicht haben.Mit de Maiziere

Foto: Archiv Robben

 

Heuerhaus Butmeyer

Hermann  Bembom aus Varenrode berichtet über ein Heuerhaus, das 2013 abgerissen wurde.

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Heuerhaus Butmeyer

Eines der ältesten Häuser in Varenrode mit einer eisernen Jahreszahl  von 1846 am Giebel angebracht, das Heuerhaus vom Landwirt Butmeyer, gegenüber vom Landwirt Strom, westlich der B 70 gelegen, wurde nun endgültig abgebrochen. Nachdem es jahrelang nicht mehr  bewohnt war, machte es doch einen sehr verfallenen Eindruck und war direkt an der B 70 gelegen kein schöner Anblick mehr.

Wie alt dieses Anwesen war, lässt sich nicht mehr genau ergründen.

 

Helmut Boyer schreibt in dem Varenroder Buch:

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Der Besitz wird zum ersten Mal Ende des 18. Jahrhunderts genannt. Als das alte Erbe Brinker, westlich vom Alten Gasthaus Varenrode gelegen, um 1840 in unüberwindliche finanzielle Schwierigkeiten geriet, wollte der damalige Colon Hermann Heinrich Brinker 1843 zuerst ein Nebenhaus verkaufen. Name und Nähe zu einem der alten Vollerben legen die Vermutung nahe, dass es sich dabei um die heutige Heuerstelle von Butmeyer handelte. Der Verkauf wurde damals behördlicherseits nicht genehmigt“.

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Nach anderen Unterlagen kaufte Butmeyer die „Reekersche Neubeuerei“ am 8.6.1844. Eine Versteigerung für 700 Taler soll am 12.5 1843 gewesen sein. (Reeker heute Storm)

An anderer Stelle steht „ Brinker, jetzt Butmeyer. Letztere kaufte die Neubauerei 1843 für1100 Gulden oder 1833 M 33 Pf.“

Wie aus der Varenrode Schulchronik zu entnehmen ist, wurde das Hauptkolonat Brinker dann 1947 gänzlich verkauft.

„Brinker auch Brinkmann Vollerbe Gutsherren eigenhörig dem Stifte Borghorst dann dem Fürsten Salin Horstmaar. Das Erbe wurde von Herrn Heinrich Brinker geb. Niehoff, welcher dem Lehrer Borgmann in Altenlünne das Haus angezündet hatte und daher fliehen musste, nach geleistetem Freikauf, jedoch incls. der sonstigen Gefälle und Abgaben, an den Kolon Heinr. Egbrink in der Nacht auf den 17. Mai 1847 für 2250 Gld. oder 3750 M. verkauft“

Brinker ist dann in der Nacht noch mit Ehefrau und 9 Kindern nach Amerika ausgewandert.

Das Brinker die Lehrerwohnung von Borgmann anzündete, hat wohl mit dem heftigen Streit der Varenroder und Heiteler Bevölkerung zu tun, den es um die Altenlünner Feldschule gab. Alle Kinder aus Plantlünne, Altenlünne, Heitel und Varenrode mussten nämlich zu dieser sogenannten Feldschule. Das war besonders den Varenrodern ein Dorn im Auge.

Die Bewohner des Butmeyerschen Heuerhauses mit der Nr. 34 lassen sich nicht mehr lückenlos nachvollziehen. Aus dem Varenroder Buch lässt sich entnehmen, das dem ersten Lehrer nach Wiederherstellung der der Varenroder Schule (1849), Lehrer Rauf, aus bestimmten Gründen Butmeyer das Anwesen nicht zur Verfügung stellen wollte. Wohl aber dessen Nachfolger Lehrer Weltring (1855)  Um 1860 wird Böcker (Böker) als Heuermann Butmeyers genannt.  Danach zog Brüning, aus Spelle stammend ein. Brüning war verheiratet mit Katharina Hesping aus Elte. Als im Winter 1906/07 das Haus von Kück abbrannte, wohnte  die Familie dann vorübergehend in dem Butmeyerschen Kötterhaus.

Zum 1.November 1907 zogen dann die Eheleute Johann Bernhard Hoffrogge und Maria Agnes geb. Heskamp in die Heuerstelle ein. Johann Heinrich Hoffrogge wurde am 07.01 1845 auf dem Hof Hoffrogge (heute Bembom) am Sande geboren.

Die letzten Bewohner dieser Heuerstelle war die Familie Josef Wilken verheiratet mit Josefa geb. Hoffrogge. Sie zogen dann zu Ihrer Tochter nach Bawinkel.

Mit dem Abriss des Gebäudes ist wieder ein Stück Varenroder Geschichte zu Ende geschrieben.

Im Giebel ist aus geschmiedetem Eisen die Jahreszahl 1846 zu erkennen. Vermutlich wurde der Giebel in dem Jahr mit Klinkern ausgemauert, da in hiesiger Gegend bei Häusern dieser Art die Giebel vorher mit Brettern verkleidet waren. Das Gebäude selbst dürfte daher älter sein.

Die ersten Siedler waren Heuerleute

Die ersten Siedler im Moor!

Während der allergrößte Teil der Flächen im Bourtanger Moor auf deutscher Seite unter Verwendung der sogenannten Moorbrandkultur besiedelt wurde, konnte in Papenburg ab 1661 eine geordnete und durchdachte Fehnkultur nach niederländischem Muster unter der Herrschaft von Velen entstehen.

Dabei entwickelten sich neue Wirtschaftsstrukturen, in deren Mittelpunkt ehemalige und noch aktive Heuerleute standen. Diese Wirkfaktoren sind in der nachfolgenden Darstellung bisher so noch nicht veröffentlicht worden.

Abschließend und umfassend kann diese Thematik hier noch nicht behandelt werden. Sie wird jeweils an passender Stelle sukzessive weiter entwickelt.

Die ersten Siedler errichteten auf dem Hochmoor einfache, fensterlose Behausungen aus Birkenstämmen. Das war eine Einraumhütte mit einer Kochstelle in der Mitte dieser elenden Kate, die noch keinen Schornstein besaß. Die Feuchtigkeit stieg aus dem nassen Boden auf und saß in den Wänden. Ein gesundes Wohnklima konnte dort nicht aufkommen.

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Die erste Verbesserung in dieser „Wohnkultur“ war ein Giebel aus Ziegelsteinen, die man sich durch den Torfverkauf an die Ziegeleien im benachbarten Rheiderland besorgen konnte.

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So entstand im Laufe der Jahrzehnte ein kleines festes – in aller Regel eigenes – Haus, an dem die Bedürftigkeit auch noch der zweiten und dritten Generation abzulesen war.

 

 

Fotos: Archiv Robben

Diese Schautafel in der von – Velen – Anlage “spricht Bände”…

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In Weiterentwicklung dieses Teilthemas:

 

Das aufstrebende Papenburg gab Heuerleuten aus anderen Teilen des Verbreitungsgebietes Arbeit und Auskommen

  • Die Flößer aus Greven

Für den Schiffbau wurden aus dem waldreichen Gebieten des Münsterlandes insbesondere Eichen über die Ems                                  nach Papenburg geflößt

 

  • Die Ziegler aus dem Lipperland

 

Die Lipper Ziegler arbeiteten als geschätzte Fachleute in den benachbarten Ziegeleien im Rheiderland

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