Das Los der Landarbeiter in Ostfriesland war noch härter

 

In diesem Büchlein beschreibt Ulfert Hoogstraat auf den Seiten 11 und 12 den Unterschied zum Heuerlingswesen:

Die Hälfte der Gartenernte musste an den besitzenden Bauern abgegeben werden!

Am Rande der relativ hohen Dorfwarf gelegen, fiel der große Gemüsegarten recht steil nach Süden hin ab. Jeder Quadratzentimeter wurde für Gemüse genutzt, fürZierpflanzen war kein Platz. Allerdings reichte der Hausgarten für die Bedürfnisse einer Familie nicht aus, es musste noch Gartenland zugepachtet worden. Die enorme Entfernung vom Dorf von zwei Kilometern machte die Bewirtschaftung dieses Gartens zu einer mühevollen Arbeit. Alles musste mit einer Schubkarre oder einem Tragejoch über die große Entfernung hin und her geschleppt werden. Zusätzliches Gartenland wurde von den ortsansässigen Landwirten und damit Landbesitzern gegen die Abgabe der Hälfte des Ernteertrages vergeben. Sämtliche Kosten und sämtliche Arbeiten waren von der Landarbeiterfamilie zu erledigen, der Ernteertrag des meist 10-20 Ar großen Landstückes musste mit den Landbesitzern geteilt werden. Diese Art der Gemüseernte blieb für mich stets ein nicht zu begreifender Vorgang. Hatten wir doch das Saatgut geliefert und den ganzen Sommer schwer im Garten gearbeitet. Wie stolz waren wir im Herbst auf die vielen Säcke mit geernteten Kartoffeln. Und wie schwer wurde es uns, mit ansehen zu müssen, wenn der Vater dem Bauern die Hälfte der Säcke auf einen vorher gekennzeichneten Platz bringen musste.