Heuerlingsfrauen halfen nicht mehr beim Waschen – was nun?

Eine wichtige Stütze als Arbeitshilfe im Haushalt des Bauernhofes war die Heuerlingsfrau.

Insbesondere bei der Wäsche wurde sie regelmäßig gerufen.

Dieser Kurzfilm mag eine Teileinblick geben:

Als ab etwa 1955 die Heuerleute zunehmend eigenständig werden konnten, mussten die Bauern passend reagieren.

In diesem Buch wird ab Seite 125 darüber berichtet:

 

1955 – 1975 “Wer will fleißige Waschfrauen sehen …?”

Waschgeschichte in Lienen

Einrichtung einer Waschgenossenschaft in Lienen – Frauen ergreifen die Initiative –

Im Jahre 1955 trafen Landfrauen, Geschäftsfrauen, Gastwirtsfrauen und andere Berufsgruppen zusammen. Sie waren daran interessiert, ihre Wäsche außer Haus zu waschen.

Viele Gründe sprachen dafür:

  1. Die Brunnen vieler Haushalte waren nicht ergiebig genug, um den großen Wasserbedarf für die Wäsche zu decken.
  2. Die Wasserqualität vieler Hausbrunnen in Lienen war durch den Eisenanteil und hohen Härtegrad so schlecht, daß nur mit Regenwasser gewaschen werden konnte. Dieses war jedoch oft knapp.
  3. Der Anschluß an eine Waschgenossenschaft beinhaltete eine Arbeitserleichterung für jede einzelne Hausfrau. In vielen Haushalten wurde die Wäsche noch sehr mühsam gewaschen. Zuerst wurde die Wäsche im Waschkessel per Holzfeuerung erhitzt.

Die Wäschestücke mußten in der Holzmaschine bewegt, dann per Hand in Wannen gespült, ausgewrungen und auf die Leinen oder auf dem Dachboden oder im Keller zum Trocknen aufgehängt werden.

Es wurde eine Waschgenossenschaft gegründet. Die Mitglieder wählten aus ihrer Mitte einen Vorstand (1. Vorsitzender wurde W. Lührmann, der langjährige Kreislandwirt aus Meckelwege), als Geschäftsführer konnte der Leiter der örtlichen Spar- und Darlehenskasse Herr Wehrmeyer gewonnen werden. Alle Mitglieder erwarben Geschäftsanteile von 150,- DM.

Aus dem Grundkapital und einem Kredit wurde ein Haus im Zentrum von Lienen gemietet (das heutige Haus am Kirchplatz). Darin entstanden Räume für die Wäscherei und eine Wohnung für die Familie der Leiterin. Das Haus hieß nun „Haus der Landfrau”. Ein ergiebiger Brunnen wurde gebohrt und die Räume mit entsprechenden Geräten ausgestattet.

Dazu gehörten:

2 Waschmaschinen a 15 kg,

2 Waschmaschinen a 8 kg,

1 Waschmaschine a 7 kg,

1 große Schleuder

1 Trockner

1 große Heißmangel.

Wenige Minuten vom „Haus der Landfrau” entfernt stand eine Wiese mit Wäscheleine zu Verfügung, auf der bei schönem Wetter Wäsche getrocknet werden konnte.

Auf dem Dachboden des Hauses befand sich ein Holzrahmen, in dem Baumwollgardinen – oft bis zur Zerreißprobe – gespannt werden konnten. Man fand in Frau Heiter und später in Frau Driemeyer tüchtige Leiterinnen, die die Geschicke der ganzen Waschanlage lenkten.

Dieses beinhaltete:

  1. Eine Einteilung der Waschfamilien. (5 – 6 Familien konnten etwa an einem Tag waschen. Die Spitzenleistung war 20 Maschinen pro Tag.)
  2. Das Beaufsichtigen, Beschicken und Beheizen der Maschinen. (Anfangs wurde mit Koks, später mit Öl geheizt.)
  3. Das Mangeln der Wäsche.
  4. Das Säubern und Inordnunghalten der ganzen Räumlichkeiten.

Wie lief solch ein Waschtag für die Mitglieder ab?

Der Termin mußte bei der Leiterin der Waschanlage angemeldet werden. Dabei mußte die Wäschemenge bereits angegeben werden. In der Familie kündigte sich der Tag damit an, daß alle schmutzigen Wäschestücke zusammengetragen und in Weißwäsche, Buntwäsche und stark verschmutzte Wäsche sortiert wurden.

Am Waschtag fuhr die Hausfrau, beladen mit der schmutzigen Wäsche, in die Wäscherei. Dort wurden die Maschinen beschickt. Die ersten Maschinen fingen um 6.00 Uhr morgens an zu laufen. Nach 1 Stunden konnte dann die erhitzte und gewaschene Wäsche den Maschinen entnommen und geschleudert werden.

Oft wurde die Lauge von der Kochwäsche noch für die Buntwäsche benutzt. Bei gutem Wetter bepackte man einen Handwagen mit Waschkörben voller Wäsche und zog damit zur Leine hinter dem Haus Gerlemann, um sie dort aufzuhängen und trocknen zu lassen.

Bei Regenwetter und im Winter kam die Wäsche in den großen Trockner. Die trockene Wäsche wurde auf Ständern zurechtgelegt und sofort gemangelt und gefaltet. Da immer mehrere Frauen zusammenkamen und zwischen den Wasch- und Trockengängen Zeit war, half man sich gegenseitig bei der Arbeit, z. B. beim Wäscheaufhängen, Legen und Falten und beim Mangeln.

Natürlich wurden dabei auch interessante Gespräche geführt und Neuigkeiten ausgetauscht. An Freud und Leid in der Gemeinde wurde stets Anteil genommen. Für die Frauen aus den Bauerschaften war auch manchmal Zeit für Einkäufe, denn so oft kam man damals nicht ins Dorf

Am Waschtag wurden die Frauen und Mütter zu Hause immer schon sehn¬süchtig erwartet, denn die Kinder bekamen „etwas Schönes” mitgebracht und für die übrige Familie gab es dann mal ein Stückchen gekauften Kuchen oder frische Brötchen, und die neuesten Ereignisse aus dem Dorf und den Bauerschaften wurden berichtet.

Nun zu den Kosten:

Im „Haus der Landfrau” kostete

eine Maschine a 12 kg ca. 5,00 DM

eine Maschine a 8 kg ca. 3,80 DM

eine Maschine a 7 kg ca. 2,50 DM

Die RWE errechnen heute folgende Kosten für den Gebrauch einer eigenen Waschmaschine ausschließlich der Abschreibung der Maschine selbst:

5 kg Kochwäsche 95° 1,55 DM

5 kg Buntwäsche 60° 1,41 DM

1 kg Feinwäsche 30° 0,86 DM

Im Waschsalon in der Stadt kostet heute die Nutzung einer 7-kg-Maschine 6,00 DM, zuzüglich der Kosten für das Waschpulver.