Holzdiebstahl mit dem Leben bezahlt

Ein Heuerling wird erschossen

Am 21. September 1849 wird nach Mitternacht der Amtmann Stoppenbrink von Gendarmen Woldmann, dem Polizeidiener Röseler und dem Rendanten Starke dem Schlaf geweckt mit der Meldung: ..Gestern abend gegen halb acht Uhr ist Heuerling Jacob Barelmeyer vom Lieneken Bach zu Westerbeck, verheiratet von sechs Kindern: im Liener Berg oberhalb Kolon Meyer erschossen und zu gleicherZeit der Tagelöhner Ernst Suhre zu Westerbeck durch einen Schuß mit Schrot am Bein verwundet worde”.

Die Tat wurde durch den aus Beckerode gebürtigen Kohlenbrenner Heinrich Schmidt verübt. Er war bei dem Hüttenbesitzer Meyer in Hagen beschäftigt und bei dem Kolon Christoffer in Holperdorp in Kost und Logis. Schmidt beaufsichtigte zusammen mit dem Kohlenbrenner Fischer das Holz, das der Hüttenbesitzer Meyer von Christoffer gekauft hatte, von dem immer wieder größere Mengen entwendet worden waren. Das Holz wurde bei Tage in den Büschen versteckt und bei anbrechender Dunkelheit weggeschafft.

Bei einem solchen versteckten Holzhaufen hat Schmidt aufgepaßt. Als Barelmeyer und Suhre damit beschäftigt waren, das Holz auf Schiebkarren zu laden, hat Barelmeyer in gebückter Stellung den Schuß bekommen, in dessen Folge er nach einer Viertelstunde verstarb. Der Leichnam wurde in das vom Berghüter Schowe bewohnte Berghaus des Kolon Lieneke gebracht. Die Kohlenbrenner Schmidt und Fischer waren dabei behilflich, entfernten sich jedoch darauf.

Der Amtmann reagierte auf der Stelle mit drei Weisungen: der Täter sei festzunehmen, umgehende Anzeige beim Kreisgericht in Tecklenburg und beim Staatsanwalt in Steinfurt zu erstatten. Das geschah durch Boten. Der Amtmann begab sich mit dem Gendarm und dem Polizeidiener umgehend zu Christoffers Haus Holperdorp 2. Sie trafen dort jedoch Schmidt nicht an. So wurden Gendarm und Polizeidiener angewiesen, sich nach Hagen zu begeben und unter Mitwirkung der dortigen Behör-den den Schmidt nach Möglichkeit zu verhaften. Tatsächlich konnte der Haftbefehl umgesetzt werden. Schmidt wurde an das Amt lburg abgeliefert und dort nach abgeschlossener Ermittlung zu sechs Monaten Arbeitshaus verurteilt.

Die nötigen Ermittlungen wurden schon damals peinlich genau durchgeführt. Die bei Christoffer sichergestellte Tatwaffe wurde untersucht. Ein Lauf war noch mit Schrot geladen. Die Waffe wurde dem Amt Iburg überstellt. Auch kam es am Nachmittag des 22. September 1849 im Hause Schowe zur Sektion und gerichtlichen Untersuchung des Leichnams. Die Leiche blieb bis zur Beerdigung im Haus. Das war durchaus üblich. Eine Leichenhalle gab es ja noch nicht. Vom Pfarrer und vom Amtmann wurde auch ein Leumundszeugnis angefordert. Darin wird gesagt. daß Barelmeyer bisher nicht auffällig geworden sei, daß er Frau und sechs Kinder im Alter von drei bis vierundzwanzig Jahren hinterlasse und die Familie ..in großer Dürftigkeit” lebe. Die Familie Barelmeyer stand darin nicht allein. So manche Heuerfamilie lebte damals in Armut und Not. Nicht umsonst wanderten so viele Menschen nach Amerika aus. Der Schuß auf Barelmeyer war umso verwerflicher, weil er und Suhre bereits in Verdacht standen,Holz zu entwenden. Denn sie waren als Tagelöhner im Holz beschäftigt. So brauchte man sie nur auf frischer Tat zu ertappen.

Eberhard Jacob Barelmeyer (Bardelrner) war der Sohn des Eberhard Jörgen Domann. der in I. Ehe Anna Cathanna Bardelmeyer (1814) in Westerbeck Nr. 20 heiratete und in 2. Ehe Cathanna Sophie Brockmann. Eberhard Jacob Bardelmeyer stammt aus der zweiten Ehe. Er heiratete 1824 Anna Mono Horstmeyer. Die Hochzeit wurde auf der Bardelmeyer-Stätte gefeiert. Doch dann waren die beiden jungen Leute in ein ärmliches Leben entlassen. Denn Erbin des Hofes war die Tochter aus erster Ehe.

aus: Wilhelm Wilkens, Lienen - Das Dorf und seine Bauerschaften Von der Sachsenzeit bis zur Gegenwart. Norderstedt 2004   Seite 214 - 216