Corona Epidemie – Vorläuferscheinungen in Nordwestdeutschland in früheren Jahrhunderten

In dieser umfangreichen Sammlung (Band 1) finden sich eine Reihe von Veröffentlichungen zu Seuchen früher.

Hier ein Beispiel:

Am heimatlichen Herd

Heimatblatt

Nachdruck der Zeitungsbeilagen von 1950 bis 1960

 bearbeitet von Martin Joseph MA

in: Heimat gestern und heute

Mitteilung des Kreisheimatbund Bersenbrück (KHBB) e.V.

Band 30 Bersenbrück 2009
Seite 119

Pest im Artland

Durch die Kreuzzüge und die Ausweitung der Handelsverbindungen geriet das Abendland bereits im frühen Mittelalter in mannigfaltige Beziehungen zu den asiatischen Staaten und Völkern. Aber so vorteilhaft die Anknüpfungen waren, soviel Reichtümer und Waren sie auch Europa brachten, so war mit ihnen doch ein Uebel verbunden, das die Ritter, Kaufleute und Matrosen mit sich in die Heimat schleppten, und dessen Furchtbarkeit alles bisher Dagewesene übertraf: der schwarze Tod oder die Pest.

Aus den Weiten Asiens war sie emporgestiegen. Die Völker Persiens, Mesopotamiens, Lybiens, Armeniens und Kleinasiens waren vor ihrem Hauch dahingesunken. Ihr Atem flog mit den Schiffen der Genueser und Venezianer über das Meer. Messina, Syrakus, Modena und Florenz  spürten ihren Würgegriff. Padua, Verona, Siene, Pisa wimmerten unter ihrem Tritt. Ihre Spuren beschmutzten den Schnee der Alpen. Steiermark, Kärnten und Bayern, Frankreich, Belgien und die Niederlande faulten unter ihrer Berührung. Tausende, Zehntausende sanken dahin, von ihrem Gifthauch getroffen. Die Erde hatte fast nicht Raum mehr für die Toten. Panischer Schrecken ergriff die Menschen. Dörfer und Städte standen leer, die Haustiere verwilderten, ungeschnitten verkam das Korn auf den Feldern.

Machtlos und hilflos standen die Menschen dem Wüten der Seuche gegenüber. Immer wieder brach die Krankheit erneut aus. Der Grund dazu lag darin, daß die ärztliche Kunst nur gering entwickelt war, und daß es in hygienischer Hinsicht überall mangelte. In den engen, schmutzigen Gassen der Städte und Dörfer, den überfüllten lichtarmen Häusern, den Abwässern und Senkgruben und namentlich den Friedhöfen innerhalb der Siedlungen fand die Seuche immer wieder den besten Nährboden.

Es war im Jahre 1348, als der schwarze Tod auch in das Artland übergriff und die Menschen in Angst und Entsetzen erstarren ließ. Auch hier forderte er zahlreiche Opfer. Viele Höfe standen leer, und ganze Landstriche waren wie ausgestorben. Äcker und Felder lagen wüst und verlassen.

Als es schließlich gelang, die Seuche einzudämmen, war ein Viertel der gesamten Bevölkerung Europas ihrem Würgegriff erlegen. Jahrzehnte und Jahrhunderte lang saß der Schrecken, den der „Brote Dot” verbreitet hatte, den Menschen in den Gliedern, fand in Bußprozessionen und in den Totentanzholzschnitten der zeitgenössischen Künstler beredten Ausdruck. Und immer wieder brachte sich die Pest mit erneuten Ausbrüchen bei den Menschen in Erinnerung. 1492 fiel sie abermals in das Artland ein und forderte ihre Tribute. Und kurze Zeit später, 1522, richtete sie nochmals ihr Schreckensregiment auf.

 

Interessante im Vergleiche mit heute lassen sich anstellen!