Ging von ihr eine Gefahr aus?

Friedhoff Seite  7

Interessant ist die Motivation, die den Handlungen der damaligen Amts- und Würdenträger in ihren Entscheidungen zu Grunde lag. Würde man heute sein Augenmerk darauf richten, einer psychisch erkrankten Frau wie Louise Hagelmann durch geeignete medikamentöse und psychologische Therapien in ein selbstbestimmtes Leben zurück zu helfen, so war es damals doch in erster Linie das Anliegen der Verantwortlichen, die Erkrankte nicht vor sich selbst, sondern die Öffentlichkeit vor ihr zu schützen. Das geht sowohl aus den Schreiben des Amtes Diepholz wie den

Briefen des Pastor hervor, der in der trübsinnigen Hagelmann eine ´Gefahr für das Publicum`, die Öffentlichkeit also, sah. Die Irrenanstalt in Hildesheim, in welche Louise Hagelmann geschickt werden sollte, wenn es die Mittel aus der Wagenfelder Armenkasse ermöglichten, dürften sich von heutigen psychatrischen Stationen auch gewaltig unterschieden haben und es stellt sich die Frage, ob sie wirklich geeignet waren, einen psychisch Kranken zu heilen. Vermutlich spielte auch dort der Schutz der Allgemeinheit vor den oftmals als gefährlich eingestuften Kranken die größere Rolle