Jüdische Viehhändler in Nordwestdeutschland

Besonderen Aufschluss darüber gibt das Buch von Werner Teuber Jüdische Viehhändler in Ostfriesland und im nördlichen Emsland 1871 – 1942 (Cloppenburg 1995)

Zusammenfassend erfährt man dort:

Die  Juden übten diesen Beruf oft über Generationen in Familientradition aus. Sie brauchten dafür keine geregelte Ausbildung. Die jungen Viehhändler lernten bei ihren Vätern oder Verwandten die Beurteilung der Tiere und den Handel mit ihnen. Als Jungen begleiteten sie ihre Väter zu Märkten und auf die Bauernhöfe. Hier lernten sie schon sehr früh, worauf sie als eigenständiger Viehhändler achten mussten. Und so findet sich in der Fachliteratur mehrfach der Hinweis, dass jüdische Händler in ihrem Beruf als fachlich qualifizierter galten als nichtjüdische Kollegen. Gerne nahmen Bauern auch die Fähigkeiten der jüdischen Händler in Anspruch, wenn sie Vieh kaufen oder verkaufen wollten.

Als mit der Reichsgründung 1871 die Juden endlich, zumindest formal, völlig gleichberechtigt wurden, gingen viele von ihnen vom Lande in die Stadt, wo sie sich bessere Verdienstmöglichkeiten suchten. Immer wieder hatte es in den zurückliegenden Jahrhunderten, vor allen in schlechten Zeiten, Anfeindungen gegen die Juden gegeben. Allerdings blieben im Norden Deutschlands insbesondere in Ostfriesland viele Juden in Schlachtereien und im Viehhandel tätig. So gab es etwa um die Jahrhundertwende 20 Schlachtereien in Aurich, von denen 14 von Juden betrieben wurden, die alle noch nebenbei als Viehhändler tätig waren.

Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, versuchten diese, die jüdischen Händler möglichst rasch auszuschalten, was aber viele Bauern in der Praxis nicht nachvollzogen haben.

Darüber wird noch in einem Beispiel eines Viehhändlers aus Werlte berichtet….