Das schlimme Moorbrennen 2

Abgebrannt wurde nur eine Schicht des zuoberst liegenden, sogenannten »Weißen« Torfs, wenn das Feuer aufmerksam gewartet wurde. Bei unsachgemäßer Vorbereitung der Moor­stücke oder wenn man leichtfertig das Abbrennen sich selbst überließ, konnte es geschehen, daß es zu einem Tiefenbrand kam, der dann nur sehr schwer gelöscht werden konnte; oft flackerte das Feuer tagelang wieder auf.

Nach dem Abbrennen war das Moorstück von einer gleich­mäßigen Schicht Asche bedeckt, in die nach dem Auskühlen Buchweizen eingesät werden konnte. Versuche, auch schon Roggen oder Hafer einzusäen, waren in der Regel nur dann erfolgreich, wenn die Asche mit Torfmull und vor allem Sand gründlich vermischt wurde. Ohne Sand hätte der oberfläch­lich schnell austrocknende Torf alle Feuchtigkeit abgegeben und das Saatkorn nicht zum Keimen kommen lassen.

Ohne die Brandkultur wäre die Kolonisierung des Teufels­moores im 18. Jahrhundert kaum möglich gewesen. Wie sonst hätten die Neusiedler sich in den ersten Jahren über­haupt ernähren sollen? An Geld, Nahrungsmittel einzukau­fen, fehlte es doch den allermeisten. Findorff schrieb in sei­nem »Moorkatechismus«: »Für einen Anfänger im Moore kann es keine glücklichere Erfindung geben, als daß er sofort eine Strecke Moors ohne den gewöhnlichen Stalldünger be­stellen und davon ernten kann«.

Je nach Beschaffenheit des Moorteils konnte das Abbrennen wiederholt werden, bei besonders dicker Schicht von Wei­ßem Torf bis zu zehnmal. Danach mußte das Land in her­kömmlicher Weise mit Stallmist gedüngt werden; den Wei­ßen Torf durfte der Moorbauer nicht restlos abbrennen, dann hätte er das Moor »totgebrannt«.

 

Aber es regte sich kap4-bild-9-moorrauch-verbreitung-1848-1857-1863Widerstand gegen das Moorbrennen. Verdrossenheit und Ärger bereitete der Moorrauch, der aus­gerechnet an den schönsten Frühlingstagen den Himmel überzog, die Luft »verpestete«. Es wurde behauptet, dieser stinkende Rauch sei für Menschen, Tiere und Pflanzen schäd­lich. Und es bildete sich eine Art »Bürgerinitiative«, der »Nordwestdeutsche Verein wider das Moorbrennen«. Die­sem Verein ging es zunächst um die Einschränkung des Moorbrennens, im weiteren um Einführung anderer Kultivie-rungsmethoden. Aufgrund der Anregungen dieses und des »Naturwissenschaftlichen Vereins« wurde 1877 in Bremen die »Moorversuchsstation« gegründet. Die Erkenntnisse ei­nes Justus Liebig auf dem Gebiet der Agrikulturchemie soll­ten auch im Moor Eingang finden: der »Kunstdünger« erüb­rigte nicht nur das Moorbrennen, sondern trug wesentlich da­zu bei, die ärmliche Lage vieler Moorbauern zu bessern.