Ein großer Hof stellt seine Heuerleute vor:
Tieding in Brögbern
Bei diesem Hof im nördlichen Altkreis Lingen handelt es sich um einen der größten Landwirtschaften im Verbreitungsgebiet, der nicht direkt einem adeligen Gut gehörte.
Im Jahr 1846 waren dem Hof beachtliche 16 Heuerlingsfamilien zugeordnet.
Hier lassen sich mehrere interessante Details ablesen:
- im Durchschnitt können die Heuerleute drei Kühe halten
- die Hälfte von ihnen geht dennoch auf Zusatzverdienst nach Holland (6 Wochen = Grasmäher, 12 Wochen = Moorarbeit)
- Man achte auf die Anzahl der Familienmitglieder: Die Kinderzahl fällt offensichtlich nicht so hoch aus, was aber auch den Schluss zulassen kann, dass es sich in der Mehrzahl um um jüngere Heuerfamilien handelt, die sich im Aufbau befinden.
- Immerhin sechs Familien haben nur eine halbe Wohnung!
- Das wird bedeutet haben, dass diese Familien sich eine Wohnung haben teilen müssen, eine für 1846 typische Erscheinung, die auch mit dazu geführt hat, dass genau in dieser Zeit die große Auswanderungswelle nach Nordamerika begann.
- Sie verfügen im Durchschnitt über zwei Hektar Pachtfläche.
- Der Pachtpreis fällt recht hoch aus und kann mit denEinkünften aus dem Hollandgang kaum bezahlt werden.
(in: Rosa Bunge, Max Weinert, Brögbern, Bauerschaft – Ort – Stadtteil, Brögbern 1998, S. 126)