Katharina Mittelbacher (Jahrgang 1920) erinnert sich:
Therese Weber, Mägde, Wien 1991, Seite 67/68
Als der Krieg zu Ende war, hatten sich die Gesundheit und Kräfte meiner Eltern durch die vielen Jahren der Schinderei verbraucht. Mein Vater mußte sich einer Augenoperation unterziehen. Der Bauer besuchte ihn nur einmal während des langwöchigen Krankenhausaufenthaltes, und er brachte ihm eine Kleinigkeit mit. Nach der Augenoperation stellte sich bei Vater eine schwere, unheilbare Krankheit ein, von der er sich nicht mehr erholen konnte, und er starb. In der letzten Zeit seines mehr als einjährigen Krankenhausaufenthaltes besuchte ihn der der Bauer noch einmal. Er brachte ihm aber nicht das kleinste Geschenk mit. Das kränkte Vater sehr, daß der Bauer, der ein Schul – und Jugendfreund von ihm war und für den er sehr viel ohne Gegenleistung getan hatte, so im Stich ließ.
Meine Mutter hatte das Alter erreicht, in dem sie Anspruch auf eine Rente gehabt hätte. Den Großteil ihres Lebens hatte sie bei diesem Bauern verbracht. Sie brauchte von ihm eine Bestätigung über die geleisteten Arbeitsjahre. Die gewünschte Bestätigung wurde ihr mit der Ausrede verweigert, daß der Bauer über die ersten Jahre ihrer Dienstzeit keine Aufzeichnungen gemacht hatte. In Wirklichkeit wußte der Bauer ganz genau, wie lange Mutter am Hof gearbeitet hatte. Doch damit nicht genug. Wenige Wochen nach dem Tod meines Vaters kündigte er die Wohnung, die meine Eltern mit großem finanziellem Aufwand in Stand gesetzt hatten. Erst nach langer Streiterei bekam sie einen Großteil ihrer Aufwendungen ersetzt. Als Arbeitskraft war meine Mutter für ihn wertlos geworden.