Eine weitere Einkommensquelle waren die Ernteerträge ihrer eigenen oder der gepachteten Felder. Nur zu neun Arbeitern und Tagelöhnern ist die Größe der Felder aufgeführt: drei nutzten 7-8, vier 3-41/2 und einer 11/2 Grasen. Darüber hinaus bestand für manche Arbeiterfrau die Möglichkeit, das Auskommen der Familie durch Melken oder Feldarbeit im Sommer aufzubessern, und sicherlich trugen auch die Kinder mit Unkrautjäten und anderen leichten Aufgaben dazu bei. Wie die Eintragungen des Verzeichnisses von 1757 zeigen, reichten im allgemeinen die Einkünfte der Arbeiter gerade für das tägliche Leben: drei von ihnen werden als “arm” bezeichnet und beinahe die Hälfte hatte “geringes” Eigentum; fünf verfügten über “mittelmäßigen” bzw. vier über “vermögenden” Besitz. Ein alleinstehender Arbeiter mit “geringem” Vermögen – ohne
Angaben von Grasen – beschäftigte eine Magd in seinem Haushalt.
Den wirtschaftlichen Aufschwung Ende des 18. Jahrhunderts spürten auch die Landarbeiter und das Gesinde. Der Bedarf an Arbeitskräften stieg im Zuge der langsam zunehmenden Hofgrößen deutlich, und damit erhöhten sich ihre Löhne. Gab es während der Erntezeit nicht genügend einheimisches Personal, mußten die Bauern zusätzlich “Saisonarbeiter” aus der Geest, dem Oldenburgerland und Münsterland einstellen. Diese zogen durch die Marschgebiete oder versammelten sich am Sonntagmorgen auf dem Markt größerer Orte, um ihre Dienste anzubie-ten. Meist verpflichteten sie sich für jeweils eine Woche bei einem Bauern und erhielten einen vereinbarten Tageslohn bei freier Kost und Unterkunft.
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Insgesamt haben die bisherigen Recherchen und Gespräche ergeben, dass die Verhältnisse, in denen die Mehrheit der Heuerleute lebten, vergleichsweise doch noch besser waren als die der besitzlosen Landbevölkerung in Ostfriesland.