Jüdische Viehhändler hatten besonderes Vertrauensverhältnis

Gerade in Nordwestdeutschland waren die allermeisten Landwirte (und damit auch die Heuerleute) auf Viehwirtschaft und Verkaufserlösen daraus dringend angewiesen, anders als etwa in der südlicheren Soester Börde. Dort konnten die Bauern auch wegen der besonders guten Böden nur vom Feldfruchtbau leben.

Die  Möglichkeiten der lohnenden Eigenvermarktung besonders des Rindviehs waren dabei sehr begrenzt.

Dafür waren größere Viehmärkte wichtig, die für die Landbevölkerung wegen der noch schlechten Verkehrsverbindungen nur schwer erreichbar waren.

So war man auf Viehkaufleute angewiesen.

 

Insbesondere nach dem 1. Weltkrieg entwickelte sich der Viehmarkt in Lingen zum größten Handelsplatz dieser Art in Deutschland. Auch aus den benachbarten Benelux-Ländern reisten Händler an.

Darunter hatten jüdische Viehkaufleute an hohen Anteil. Durch ihre ausgezeichneten Handelsbeziehungen zu ihren Glaubensbrüdern in den Handelskontoren der Ballungszentren konnten sie bessere Preise zahlen als viele christliche Händler, die nur von Ort zu Ort auf- und verkauften.

So entwickelten sich schon vom 19. Jahrhundert her gerade in Nordwestdeutschland nachweislich enge und vertraute Geschäftsbeziehungen beim Schlacht – und auch beim Rinderzuchtviehhandel.

Diese Geschäfte  wurden durch die Nationalsozialisten von 1933 bis 1938  völlig zerstört.

Darüber wird an anderer Stelle eindrucksvoll berichtet werden.

Fotos: Stadtarchiv Lingen