Kinderarbeit – gerade bei Heuerleuten

Nur Kinderarbeit in der Industrie wurde öffentlich gemacht!

Politisch und literarisch gewann die industrielle Kinderarbeit die größte und anhaltendste Beachtung. Das mag daran liegen, daß die „Auswüchse” der Kinderfabrikarbeit besonders drastisch und augenfällig waren. Das wird auch damit zusammenhängen, daß die neuen Fabriken ohnehin die öffentliche Beachtung und die Kritik von „rechts” und „links” auf sich zogen. Hier war die Einbruchstelle für die Ächtung der Kinderarbeit.

Kinderarbeit in der Landwirtschaft blieb weitgehend unbeachtet!

Die landwirtschaftliche Kinderarbeit wurde am wenigsten beachtet und am längsten und intensivsten verteidigt. Das lag nicht nur an lange fortbestehenden Relikten vormoderner Lebensweise in der bäuerlichen Welt, an der anderen Wertigkeit dieses Teilproblems sowie an der im Vergleich zum Arbeiterkind weniger populären Sozialfigur Bauernkind, sondern auch an der bis ins 20. Jahrhundert reichen­den starken sozialen und politischen Stellung des ländlichen Adels sowie an dem interessenpolitischen Aufwand und der ideologischen Resonanz der Agrarvertreter. Schließlich konnte es aber nicht mehr verborgen bleiben, daß gerade in dem ideologischen Heiligtum „bäuerlicher Familienbetrieb” die arbeitenden Kinder — ähnlich wie bei den Hausgewerben während und nach der Industrialisierung — zu Grenzfaktoren wurden, unter erheblichen psychischen und sozialen Kosten nur eine zwischenzeitliche Weiter­existenz  rückständiger Produktions- und Betriebsformen ermöglichten.

 

Dabei war die Kinderarbeit auf dem Lande besonders stark verbreitet:

Diese Informationen stammen aus diesem Buch:

Text auf Seite 11

Schaubild auf Seite 110