Unehelich geborene Säuglinge wurden vernachlässigt….

Ein “Ausnahmebuch” mit erstaunlichen Forschungsergebnissen….

Der rückwärtige Klappentext informiert:

Die vorliegende Schrift erfaßt anhand des nördlich des Harzes ge­legenen Ortes Ditfurt exemplarisch die Bevölkerungsentwicklung einer Landgemeinde ab 1600.

Mit Hilfe von kirchlichen Tauf-, Trau- und Sterberegistern wurden — in Zeitabschnitte und nach Berufen der Männer aufgeteilt — u.a. folgende Daten ausgewertet: Heiraten, Mütter mit unehelichen Kin­dern, Ein- und Auswanderungen, Heiratsalter; Geborenenziffer, Kin­der pro Familie, Geburtenabstände, Alter der Frauen beim ersten und beim letzten Kind; Sterbeziffer, Sterbealter, Todesursachen; Ein­wohnerzahlen.

Die überregionale geschichtliche Entwicklung, außergewöhnliche Ereignisse oder das Leben hochstehender Persönlichkeiten sind viel­fach beschrieben worden. Selten dagegen hat man die gesamte Bevölkerung eines Ortes, die Lebensweise der arbeitenden Bevöl­kerung, die soziale Lage einfacher Menschen untersucht. Diese Forschungslücke wird hier am Beispiel eines Dorfes in Mitteldeutsch­land geschlossen.

Eine wichtige und richtige Schlussfolgerung. Sie muss aber insofern spezifiziert werden, dass die Lage der besitzlosen Landbevölkerung bisher von den beteiligten Wissenschaften vernachlässigt worden ist. 

Die arbeitende Bevölkerung ansonsten ist ab etwa 1850 durch Karl Marx und Friedrich Engels mit  einer enormen Fülle an Sekundärliteratur beschrieben worden.

Allein diese (wegen der Überschaubarkeit von mir reduzierte) Schautafel zeigt einen Einblick, der so bisher nirgendwo gefunden wurde.

Ledige Mütter haben offensichtlich z. T. ihre eigenen Säuglinge so vernachlässigt, dass diese starben, wenn der neue Ehepartner nicht der Vater war.

Diese Erkenntnisse sind sicherlich übertragbar auf andere Kommunen in Deutschland, denn die Lage der ledigen Frauen auf dem Lande war weitgehend identisch.

Etliche Taufregister in Ostdeutschland und Bayern weisen bis zu 25 Prozent uneheliche Geburten aus.

Ditfurt liegt außerhalb des Verbreitungsgebietes des Heuerlingswesens.

Fast in jeder Kommune gibt es Berichte über von Bauern geschwängerte Mägde. Gerade aus dem Raum Bersenbrück liegen mir mündliche Berichte darüber vor, dass diese junge Frauen entschädigt wurden durch eine Kuh als Mitgift. So fand die Schwangere in der Regel schnell einen Knecht als Ehepartner, um dann gemeinsam eine Heuerstelle anzustreten.

Foto: Archiv Robben

Harzforschungen 17

Peter Stephan, Ditfurt - Demographie und Sozialgeschichte einer Landgemeinde nördlich de Harzes über 400 Jahre, Wernigerode 2002, Seite 116