Des Grafen Eigenarten
Ein Lebensbild auf Gut Schwegerhoff im 19. Jahrhundert
… es muss trotz allem wüst hergegangen sein. Oft brachte er eine ganze Schar von Kameraden mit, und die Jagden und Feste nahmen kein Ende.
Er selbst hat er für seinen persönlichen Gebrauch ein Rudel Hirsche im Stall stehen, die er vor seinen Wagen spannte, wenn es nach Osnabrück ging. Die halbe Stadt säumte dann die Straße und sah ihm zu, wie kunstgerecht er die Tiere lenkte, die er zu Hause reichlich fütterte, im Wildgehege frei umherlaufen ließ und sie so eine Reihe von Jahren erhielt.
Da ihn auf dem Lande die neugierigen Bauern in seinem Betrieb störten, hatte er eine Hainbuchenhecke um das Schloss ziehen lassen, die in meiner Jugend arg verwildert, zum Teil noch erhalten war. Eine Wache hielt jeden fest, der sich unbefugt durch das Einfahrtstor wagte. Zur weiteren Abschreckung hatte er noch zwei Kanonen davorgestellt, die natürlich nie geladen waren, ihren Eindruck aber gewiss nicht verfehlten. Manch einer hat seinen Übermut im Schlossturm büßen müssen.
Dabei war er durchaus kein Tyrann, sondern half bei jeder Gelegenheit mit vollen Händen. Die Bauern schüttelten freilich den Kopf.
Da er aber keinen quälte, wie das bei seinen Standesgenossen ja so Brauch und Sitte war, ließen sie ihn gewähren und verteidigten ihn trotz seiner Seltsamkeit bei jeder Gelegenheit.
Doch als er eines guten oder bösen Tages eine junge bildschöne Türkin von einem Besuch in Kassel heimbrachte, ging die trotz allem heimlich hier und da angestaute Erregung kräftig hoch…
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