Abgehende Bauernsöhne im Schwarzwald (Vergleichsmöglichkeit mit Nordwestdeutschland)

 

 

Foto: Archiv Robben (Deutsche Uhrenmuseum Furtwangen)

Es waren die Söhne der Bauern, die nun nicht mehr gezwungen waren, als ledige Knechte beim Vater oder Bruder das tägliche Brot zu verdienen; denn schon von Gründung der Höfe an galt der Grundsatz, daß ein Sohn, und zwar in der Regel der jüngste, das Gut in Besitz nahm, während die andern mehr oder minder leer ausgingen.

Mit dem Uhrmacherhandwerk hatten diese Söhne nun die Möglichkeit, sich zu verheiraten und eine eigene Familie zu ernähren und durchzubringen. Nicht ahnend, welchen Siegeszug durch die ganze Welt sie einst antreten würde, schuf der erste Wälder, halb spielend, halb forschend, die erste Uhr, in derber Gestalt noch, aber doch lebendig. Jeder fand einen neuen Vorteil dazu; Tausende fanden Arbeit und Brot.

Ein Stücklein Boden trat der Vater dem Sohn wohl ab von seinem Grundbesitz, eire Hofstatt, worauf er ein kleines Häuslein bauen konnte, vielleicht ein Gärtlein dazu für die Kartoffeln, nach und nach vielleicht ein Äckerle zu einer Kuh. Vom „Häusle” zahlte der Sohn dem Bauern einen jährlichen Hofstattzins. Später war der Boden auch bisweilen direkt von dem Lehensherrn verliehen; dann erhielt dieser den Hofstattzins (Noch heute kennt der Bauer den Unterschied zwischen „Häuslein, die zum Hof gehören”, und solchen, die „Eigentümlich” sind). Gegen „Taglohn” half der Uhrmacher dem Bauer auch zu Zeiten auf dem Hofe arbeiten; daher erhielten die Häuslein bald den Namen „Taglöhnerhäusle”.

Auch andere Berufe konnten sich allmählich selbständig machen, die zuvor nur in Verbindung mit dem Bauernhof betrieben worden waren: Müller und Bäcker, Metzger, Schmiede, Schreiner, Maurer und Zimmermann. Dachdecker, Schindelmacher, dann Schneider, Weber, Schuster und Pantoffelmacher (Pantoffeln aus Holz!). Berufe, die wir heute nicht mehr kennen, hatten im 18. Jahrhundert Lebensmöglichkeit: Löffelschmiede, Spengler, Pfeifenmacher (Holz!), Pottaschensieder.

aus:

Seite 41