Inhaus aus Auenzell, Landkreis Straubing-Bogen
Hier handelt es sich um ein Wohnstallhaus für 2 Kühe, 1-2 Kälber und 1 Schwein.
Der Begriff Inhaus ist im Bayerischen Wald die Bezeichnung für ein Gebäude, das als Austragshaus (Altenteilwohnung) oder Mietshaus für die bäuerliche Unterschichten (Landlose) genutzt wurde.
1780 errichtete sich Walburga Pätzl ein Austragshaus am Ortsrand von Auenzell. 1807 wurde es im Besitz von Familie Schambeck erstmals renoviert und diente seitdem als Inhaus. 1983 erwarb der Bezirk Oberpfalz das Haus für das Oberpfälzer Freilandmuseum, wo es 1985/86 wiedererrichtet wurde.
Dieses Inhaus zeigt in der Rekonstruktion und in der weitgehend originalen Einrichtung den Zustand von 1955-1962.
Das Scheunentor ist nach Baubefund rekonstruiert, das Aborthäuschen und der Gartenzaun sind nach archivalischen Belegen und Zeitzeugenberichten nachgestellt.
(Nach Hinweisschild im Museum)
Ralf Heimrath (Hrg.) Oberpfälzer Freilichtmuseum Neusath – Perschen
Ein Rundgang, Regensburg 1996
Hier findet sich folgende Beschreibung für diese Gebäudeart:
„Inhaus“ (in älteren Schreibungen auch _Innhaus“, jedoch ohne Bezug zum Fluß Inn) ist im Bayerischen Wald der Begriff für ein Gebäude, das als Austragshaus oder Mietshaus für bäuerliche Unterschichten ohne eigenen Grundbesitz einer Hofstelle zugeordnet ist, aber dennoch eine selbständige Wirtschaftseinheit mit Wohnteil, Stall, Stadel und gelegentlich auch Backofen darstellt.
Die Bewohner eines Inhauses nannte man „Inleute“ oder „Inwohner“.
Sie sind annähernd mit Untermietern vergleichbar und waren darüber hinaus im 19. Jahrhundert mit allen Familienmitgliedern von dem Bauern abhängig, zu dem das Inhaus gehörte.
Sie hatten für ihn Leistungen in Form von Arbeit und Geld zu erbringen. Der Bauer konnte nach Belieben die Inleute aufnehmen oder kündigen.
Da ein Insasse nach acht Jahren Heimatrecht in der Gemeinde erhielt, wurde von den Bauern meist darauf geachtet, dass das „Mietverhältnis“ vor Ablauf dieser Frist aufgekündigt wurde.
Entsprechend der sozialen Stellung im ländlichen Gemeinwesen zeigt der Grundriß des Inhauses nur wenig Raum für relativ viele Bewohner.
Man betritt das Gebäude traufseitig und gelangt in den Fletz.
Im Gegensatz zur nördlichen Oberpfalz wird hier die Breite des Hauses von zwei Raumen bestimmt. So reichen der Fletz und die sich gegenüberliegenden Gebäudeteile Stube und Stall nur wenig über die Hausmitte, dann schließen sich zwei Kammern und ein dazwischen liegendes „Stuberl“ an, das vielleicht zu Zeiten der Baugründung als Rußkuchl gedient hat.
In der Stube befindet sich die Herdstelle. In diesem Raum spielt sich das häusliche Leben mit Ausnahme des Schlafen ab, über die giebelseitige Kammer kann ein Kellerraum erschlossen werden. Durch den Fletz gelangt man auch in das schon genannte Stuberl und von dort in eine weitere Kammer.
Der Stall kann vom Fletz und durch einen eigenen Zugang von der Straßenseite her betreten werden. Er bietet nur wenig Platz. Der Stadel besteht aus einer Durchfahrtstenne und einem „Viertel“ zur Einlagerung von Heu und Stroh.
Fotos: Archiv Robben