In den ersten Juni – Tagen 2017 wurden insgesamt 10 ehemalige Heuerlingsanwesen im Rahmen des Buchprojektes Heuerhäuser im Wandel besucht.
Erfreulicherweise lassen daraus immer wieder auch neue Erkenntnisse zum Heuerlingswesen insgesamt ziehen.
Ein beeindruckendes Beispiel sei hier beispielhaft vom Besitzer vorgestellt. Beim Besuch vor Ort wurde deutlich, mit wieviel “Herzblut” und finanziellem Einsatz hier alte Bausubstanz in die Gegenwart und damit in die Zukunft gerettet werden kann.
Georg Spiekermann berichtet:
Häuslingshaus in Brebber, Ehrenbruch 1, Ortsteil von 27330 Asendorf
Aufgrund dendrochronologischer Altersbestimmung (Datierung aufgrund Untersuchung von Baum-Jahresringen) kann das Baujahr des Hauses mit 1801/02 vermutet werden. Die Mehrzahl der verbauten Hölzer (Fachwerkgefüge) waren 1801 geschlagen worden; es wurden aber auch zweitverwendete Hölzer (Ständer) von 1701 eingebaut.
Erbauer des Hauses war Heinrich Friedrich Ehrenbruch, dessen Hofstelle, in Steinwurfnähe des Häuslingshauses gelegen, nachweislich seit 1350 existierte.
Besonderheit dieses Häuslingshauses war, dass nur eine Stube vorhanden und dass das Haus im Wirtschaftsgiebel ohne groot dör gebaut war.
Das Haus war noch bis in die 1960iger Jahre ständig bewohnt. Hiernach erfolgte eine Nutzung als Wochenendhaus bis ca. 1990. Dann stand das Haus ca. 25 Jahre leer.
Es wurde 2012 von dem jetzigen Eigentümer gekauft und ab diesem Jahr bis Anfang 2017 saniert.
Das Haus war in der Denkmalliste eingetragen, so dass die Sanierung in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde erfolgen sollte/mußte. Diese Abstimmung war aber keine Fessel für den Eigentümer, weil dieser ein altes Haus wollte und eine Wiederherstellung wie bei Erbauung wünschte.
Die Sanierung wurde begünstigt, weil das Häuslingshaus ungewöhnlich gut und vollständig erhalten war. Dieser in der Region (Grafschaft Hoya) am weitesten verbreitete Haustyp ist nur noch in ganz geringer Anzahl original vorhanden. Die überwiegende Anzahl der noch vorhandenen Häuslingshäuser sind stark verändert oder bis zur Unkenntlichkeit renoviert worden.
Allerdings war auch der Verfall des Hauses aufgrund Nichtnutzung und dem Mangel an Pflege sichtbar (sämtliche Schwellen waren verrottet, die Fenster größtenteils kaputt, der Fußboden nicht mehr vorhanden, Türen nicht mehr vorhanden bzw. verzogen bzw. aus den Angeln, durch das Dach regnete es hinein, so dass auch ein Dachbalken schadhaft war, dieser Schaden führte zu weiteren Problemen an dem äußeren Gefüge).
Heinz Riepshoff von der Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V. hat in der Hauszeitung des Vereins, Der Holznagel, Ausgabe 4/2011 einen Käufer für dieses Haus gesucht. Der Eigentümer hat dann vor und nach Kauf des beworbenen Hauses Kontakt mit dem seit Jahren in der Region bekannten Wahrer alter Bausubstanz, Heinz Riepshoff, aufgenommen und sich für einen Kauf und anschließender Sanierung unter Beachtung denkmalpflegerischer Auflagen und Aspekte entschieden. Riepshoff hat auch Handwerker empfohlen, die alte Bausubstanz kennen und als Handwerker schonend behandeln und sonstige Tipps (Zuschuss durch staatliches Dorferneuerungsprogramm) gegeben und somit die Sanierung unterstützt.
Der Eigentümer hat die Sanierung durch eigene Arbeiten seit 2012 begleitet, anfangs durch Handlangerdienste an Samstagen und Nutzung seines Urlaubs, später nach Verrentung durch Tätigkeiten an und im Haus und Herrichtung des Grundstücks an zwei oder drei Tagen in der Woche, jeweils von Lilienthal, seinem Wohnort, nach Brebber und zurück fahrend.
Fotos: Archiv Robben