Schmuggel brachte Abwechselung in das eintönige Leben

Das harte und eintönige Leben der ersten Siedler zu Hebelermeer hatte aber auch noch eine recht abenteuer­liche Seite, die ebenfalls dazu beigetragen haben dürfte, neue Einwohner nach hier zu locken. Genau hundert Jahre war unser Dorf, das in unmittelbarer Nähe der deutsch-holländischen Staatsgrenze liegt, ohne Zollbe­amte. Das hatte hier zur Folge, daß der Schmuggel un­behindert betrieben werden konnte. Wie noch aus münd­licher Überlieferung bekannt ist, wurde in den ersten hundert Jahren des Bestehens unseres Ortes hauptsächlich Salz nach Holland geschafft und nach Deutschland Schafherden oder je nach Preislage auch umgekehrt. Ebenso wurde der Handel über die „Grüne Grenze” mit den Holländern auf Bienenstöcke, Honig, Wachs, Groß­vieh und sonstige Handelsprodukte ausgedehnt. Seit Be­setzung der Grenze mit Zollbeamten (1888) war nun die­ser „Handel” mit mehr Risiko und Romantik verbunden. Unsere „Händler”, die ihr Gewerbe mehr aus Not als aus reiner Gewinnsucht betrieben, waren erfinderisch genug, immer wieder die Zollbeamten, die größtenteils das trügerische Moor nicht genau kannten, an der Nase herumzuführen. Den Schmugglern war das Fußprofil jedes einzelnen Zöllners sowie der Reifenabdruck ihrer Fahrräder bekannt, so daß sie genau wußten, ob Gefahr im Verzuge war. Auch damals schon eingesetzte Spür­hunde konnten nichts ausrichten, da die Füße der illega­len Grenzgänger mit Lappen’ umwickelt waren, die man mit Riechstoffen getränkt hatte, und so den Geruchssinn der Tiere vollständig ausschalteten. Des weiteren fing man die Spürhunde während ihres Einsatzes nach Tier-fängerart mit der nackten Hand und setzte sie außer Gefecht. Zum Wegtransport des Schmuggelgutes bedien­te man sich des öfteren leerer Bienenkörbe, in denen man die Ware verstaute und vor dem Flugloch eine Schachtel mit ca. 30 Bienen anbrachte. Bei Kontrollen konnte der „Imker” seinen mobilen Bienenstand dann einwandfrei ausweisen. Großviehherden schmuggelte man auf folgende Art: Ein besitzloser Knecht, der mit Geld bestochen wurde, nahm eine minderwertige Kuh am Halfter und führte diese über die Grenze in Rich­tung auf den diensthabenden Zöllner, der ihn mit der Kuh festnahm und zur nächsten Zollaufsichtsstelle brachte. Die Grenze war jetzt entblößt, und die Tiere konnten ungehindert herübergeschafft werden. Außerordentlich interessant wäre es, die einzelnen Tricks der Schmuggler zu verfolgen; das würde aber an dieser Stelle zu weit führen