“Hofgänger” als unterste Stufe der Landarbeiter im Osten

August Bebel wurde 1840 als Sohn eines Unteroffiziers geboren. Schon früh verlor  er seine Eltern. Er erlernte  das Drechslerhandwerk.

 1869 gründete er die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Eisenach, wurde deren Vorsitzender und  blieb bis zu seinem Lebensende im Jahre 1913 der anerkannte Führer der Sozialdemokratischen Partei. Zu diesem Büchlein schrieb er 1896 ein engagiertes Vorwort.

 

 

Die vorliegende Schrift ist einzig in ihrer Art. Ober die sozialen Zustände auf dem Lande, auch über die der Landarbeiter ist in den letzten Jahren vieles veröffentlicht worden, was das öffentliche Interesse in Anspruch nahm, aber niemals hat bisher ein Arbeiter persönlich seine Erlebnisse geschildert. Daß das bisher nicht geschah, ist nicht zu verwundern.

Der eigentliche Landarbeiter befindet sich auf dem Lande, namentlich im Nordosten Deutschlands im Zustande vollkommenster Abhängigkeit von seiner Umgebung, speziell von dem Gutsherrn bzw. dem Wächter des Guts, auf dem er arbeitet.

Seine Intelligenz ist unter dem geistigen Druck, unter dem er lebt, und bei da äußerst geringen Bildung und Erziehung, die ihm zu Teil geworden ist, eine sehr geringe und reicht in keinem Falle so weit, daß er den Mut und die Fähigkeit besitzt, sich über die ihn umgebenden Zustände zu erheben und vor aller Welt zu sagen, wie es ihm ums Herz ist. Wagte er es, er wäre ein verlorner Mann, seine Stellung wäre vernichtet und die Flucht nach der Stadt oder dem Industriebezirk wäre die einzige Rettung, die ihm bliebe.

Foto Bebel: Wikipedia  Ansonsten: Archiv Robben