Ein Heuermann als Spökenkieker

Der Spökenkieker und das Schützenfest.

In der Chronik des Hofes Tegeder berichtet deren Verfasser, Pastor Gerhard Tegeder (1875 – 1926) über einen seltsamen Vorfall auf einem Schützenfest in seinem Heimatdorf Gleesen im vergangenen Jahrhundert.

Die Spökenkiekerei war damals eine weit verbreitete Form der Wahrsagerei, und so hatte auch es in dieser Bauerschaft einen Spökenkieker, er wohnte in einem Heuerhaus des Bauern Tebben und hieß Nögel.

Vieles, was er vorhersagte, trat nicht ein, ein Ereignis jedoch versetzte die Bewohner des Dorfes in arges Erstaunen.

So war Nögel einige Wochen vor dem Schützenfest, das damals abwechselnd bei den Bauern des Dorfes stattfand und in dem betreffenden Jahr bei Kötting abgehalten werden sollte, bei Tegeder erschienen. Zunächst erzählte er recht belanglose Dinge. Dann sagte er nach einer Weile zum alten Tegeder: Teder, ick  wool di wall äs allene spräkken.“ Der Bauer ging nun allein mit ihm in die Stube. Nach einiger Zeit verabschiedete sich Nögel.

Nun berichtete der Vater seinen Söhnen über Nögels Worte. Der Spökenkieker habe ihn gewarnt vor dem Schützenfest. Nögel habe abends, als er von Tebben gekommen sei, in einem zweiten Gesicht gesehen, dass man einen Menschen beim Schützenfest aus dem Kötting Haus getragen habe. Er glaube, dass dort das Unglück geschehen werde. Den Heinrich Tegeder, ein Sohn des Hauses, habe er erkannt, und es habe ihm auch geschienen, als wenn Heinrich getragen wurde.

Das Schützenfest stand vor der Tür, und es lag der Gedanke nahe, dass dort etwas geschehen würde. Der alte Tegeder warnte seine Söhne, nicht zu viel zu trinken, damit sie einen klaren Kopf behielten. Unter der Hand war die Wahrsagerei des Nögel den jungen Leuten des Dorfes bekannt geworden, und sie versprachen sich gegenseitig, dafür zu sorgen, dass kein Streit entstehe. Sie wollten Nögel mit seiner -Spökenkiekerei blamieren.

Das Schützenfest kam, es wurde während des Tages in schönster Eintracht gefeiert. Da wollte Heinrich Tegeder, da die Mädchen nicht da waren, mit Heinrich Schnelling tanzen. Sie kamen vor dem Kuhstall Zufall und Heinrich Schnelling brach sich ein Bein. Andere sprangen hinzu, und als der erste Schreck überwunden war, trug man H. Schnelling mit vier Mann nach Hause. Als Nögel sie aus dem Haus kommen sah, sagte er: „So habe ich es gesehen.“

Nögel hatte sich nur in der Person des Verletzten geirrt.