Ein Unternehmer und Heimatfreund hinterlässt große Lücken! Zum Tode von Dirk Lütvogt aus Wagenfeld 1970-2021

1500 Seiten Heimatgeschichte zusammen mit Timo Friedhoff

Am 23. April 2021 verstarb Dirk Lütvogt nur wenige hundert Meter entfernt von seinem Betrieb an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls. Sein plötzlicher Tod ruft eine große Betroffenheit hervor.

Geboren im Jahr 1970, absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte Betriebswirtschaft, ehe er mit 30 Lebensjahren in vierter Generation die Geschäftsführung des Unternehmens Friedrich Lütvogt in Wagenfeld übernahm.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelte er den Betrieb maßgeblich und vergrößerte ihn beträchtlich – dabei stets auf der Basis modernster Technik und ökologischen Gesichtspunkten, vereint mit einem ausgesprochenen Sinn für Ästhetik.

Dirk Lütvogt war fest verwurzelt in Traditionen, handelte gleichzeitig vorausschauend und entwickelte zukunftsweisende Visionen. Dabei ging es ihm nie um kurzfristige Erfolge und schnelle Gewinne, sondern immer um Langfristigkeit, Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Er liebte seine Heimat, die Diepholzer Moorniederung, und insbesondere seinen Heimatort Wagenfeld. Heimatgeschichte sowie Natur- und Artenschutz lagen ihm besonders am Herzen. Jedes seiner zahlreichen Bauvorhaben glich er auf eigener Fläche mit der Pflanzung von vielen tausend Bäumen und Sträuchern aus. Er legte Vogelschutzhecken und Streuobstwiesen an, pflanzte in Anlehnung an regionale Tradition Eichen und Kopfweiden, schuf Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere. Das moderne Betriebsgelände ist begrünt wie kaum ein zweites.

Sein letztes und zugleich größtes Bauvorhaben ist die 2018/19 erstellte Lagerhalle mit der Flächengröße von 1 ha. Ganz bewusst entschied Dirk Lütvogt sich gegen die Errichtung eines Hochregallagers, um das Landschaftsbild nicht negativ zu beeinträchtigen. Auch diese Lagerhalle wurde in Holzbauweise errichtet. Als „grünes Pflaster“ – wie er es nannte – erhielt die Halle als Ausgleich für die Flächenversiegelung ein 1-ha-großes Biodiversitäts-Gründach, das bislang größte seiner Art in Deutschland. Es wurde mit erheblichem Kostenmehraufwand angelegt und aus Mitteln der Europäischen Union gefördert. Der Besuch des amtierenden Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil auf dem Gründach am 21. Januar 2020 stellte für das Familienunternehmen eine große Ehre dar.

Für sein Engagement in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit erhielt er den Deutschen Umweltpreis für die umweltfreundlichste Abfüllung von Getränken in Glas-Mehrweg-Flaschen. Seine Eigenmarke „Lütts Landlust“ wurde viermal mit dem „Kulinarischen Botschafter“ des Landes Niedersachsen ausgezeichnet.

Zu seinen vielen Interessen und Betätigungsfeldern zählte insbesondere die Heimatgeschichte. Vielfach unterstütze und förderte er regionale Veröffentlichungen zur Geschichte. Seit zehn Jahren gab er selber die lokal sehr beliebt gewordene Reihe der „Heimatfibeln“ heraus, die sich den verschiedensten Aspekten der Wagenfelder Geschichte widmet. Schrieb er die ersten drei Fibeln noch selbst, so übernahm 2013 sein Angestellter und Freund, Timo Friedhoff, die Recherche und das Schreiben. Über 1.500 Seiten Heimatgeschichte veröffentlichte das Duo seitdem. Die bisher letzte Fibel erschien zu Weihnachten 2020 und behandelt umfassend das Heuerlingswesen in Wagenfeld.

Die Lücke, die der plötzliche Tod von Dirk Lütvogt hinterlässt, wird niemand schließen können. Seine Familie und seine 260 Angestellten kennen viele seiner Gedanken, Überzeugungen und Werte. Er wollte, dass das von seinem Urgroßvater vor 125 Jahren gegründete Unternehmen trotz aller Herausforderungen weiterbesteht. In enger Abstimmung mit den leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit vertrauten Geschäftspartnern wird die Familie alles daransetzen, dass die Firma Friedrich Lütvogt in seinem Sinne weitergeführt wird.