Der und tierischen Kraft “einen Dreh geben” – der Göpel

 

 

Die frühen Belege zur Entwicklung im Ackerbau bezeugen, dass der menschliche und tierische Einsatz sich auf die Zugkraft konzentrierte.

Entscheidend wichtig für die Fortentwicklung der Mechanisierung war es diese Kraft in eine Drehbewegung umzuwandeln, um Maschinen anzutreiben, die zeitraubende und beschwerliche Handarbeiten bei der Nahrungsaufbereitung (etwa den Handrusch) ersetzen konnten.

   Dreschen mit dem Göpel

Vor der Erfindung der Dampfkraft waren tierische und menschliche Muskelkraft die einzigen Quellen, die in der Landwirtschaft zum Antrieb von Geräten zur Verfügung standen. Etwa ab 1850  wurden mit zunehmender Industrialisierung immer mehr Maschinen der Landwirtschaft erfunden, die eine größere Kraftquelle benötigten. Dabei der sogenannte Göpel, der schon in früheren Jahrhunderten insbesondere aus der Bergwerkstechnik bekannt war, eingesetzt. Dabei konnte erstmals tierische Zugkraft in eine Drehbewegung umgesetzt werden, mit der man Maschinen verschiedener Art antreiben konnte. Dazu wurden Zugtiere vor einen Balken gespannt, die im Kreis laufend diese Kraftmaschine antrieben. Der Göpel  versetzte dabei eine mechanische Welle in Drehung. Dadurch wurde über ein Getriebe diese Kraft der Pferde oder Rinder genutzt, um  Dreschmaschine anzutreiben. So konnten einige Arbeitskräfte auf den Höfen eingespart werden.

Foto und Bearbeitung Archiv Bernd Robben

Die Kraft aus dem Kreis

So drehten sich auf vielen Höfen im 19. Jahrhundert die Göpel. Der größte Hersteller war der Mannheimer Landmaschinenhersteller Heinrich Lanz, der später den legendären Lanz Bulldog als Schlepper in den Markt brachte. Gerade in dieser Fertigungsstätte wurde ein leistungsstarkes Gerät auf den Markt gebracht und auf die Höfe  geliefert. Dabei übersetzte ein Zahnradgetriebe  die gezogene Kraft in eine Drehkraft, die auf dem obigen Foto eine sehr früh entwickelte Dreschmaschine antreibt.

So soll es um 1900 in Deutschland mehr als 200 Firmen gegeben haben, die Göpel herstellen konnten. Für mehrere  Jahrzehnte war der Göpel der Ausgangspunkt der Technisierung in der Landwirtschaft, denn er zog oftmals die Anschaffung weitere Geräte mit sich brachte. Recherchen in verschiedenen Werken zur Agrartechnik ergaben, dass mit einem

  • Dreschflegel etwa 20 bis 30 kg Getreide pro Stunde ausgedroschen werden konnte,
  • eine einfache Dreschmaschine, die per Handkurbel angetrieben wurde, schaffte etwa 50 Kilo pro Stunde. Dagegen schaffte ein per Göbel angetriebener Drescher bis zu 250 kg Getreide pro Stunde.
Vorlage:Gisbert Strohdrees in Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, 30. März 2023 Seite 82

Es entwickelte sich zunehmend eine vergleichsweise intensive Werbeaktion für diese neuen “revolutionären” Antriebsmaschinen. Erstmals konnten nun arbeitsparende Geräte in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Aufkommende  Landwirtschaftausstellungen – verbunden mit Tierschauen der neu entstehenden Züchterverbände – sorgten für einen stark ansteigenden Bekanntheitsgrad dieser ersten Landmaschinengeneration.



Foto: Schaubild Museum Universität Hohenheim  Archiv Bernd Robben

Diese größere und überdachte Göpelanlage befindet sich auf dem Gelände des Museums Am Kiekeberg in Harburg, direkt an der südlichen Stadtgrenze zu Hamburg.

Hier können bis zu acht Zugtiere eingesetzt werden – da wird schon Energie erzeugt…


Bei dieser Vorführung ist nur ein Pferd angespannt, das aber die Dreschmaschine im Hintergrund schon antreiben kann.

2 Fotos: Museum Kiekeberg    Archiv Bernd Robben

Diese Göpelanlage befindet sich auf dem Gelände des Freilichtmuseums in niedersächsischen Cloppenburg. Hier können zwei Maschinen gleichzweitig angeschlossen werden, da jeweis nach unten und oben Kardanwellen angeschlossen sind.

Foto: Museumsdorf Cloppenburg  Archiv Bernd Robben

Der nachfolgende Videobeitrag zeigt eine Göpelanlage mit Transmissionsriemen, die eine Getreidemühle antreibt. Erstmals konnten Landwirte nun eigenständig ihr Getreide mahlen.

Inhalt des Videos:

Ein ruhiges, mit einer Leine im Kreis geführtes Pferd zieht die Stangendeichsel eines Göpels. Dabei wird die Kreisbewegung des Drehkranzes über ein Getrieberad in eine Drehbewegung umgewandelt, die über eine Kardanwelle Submissionsriemen bewegt. Diese treiben eine Dreschmaschine an, die durch reine Menschenkraft nicht in Gang gesetzt werden könnte.