Lieber Her(r)öhm als nur Öhm

Einige der nachgeborenen Bauernsöhne größerer Höfe erhielten eine Gymnasialausbildung, um dann ins Priestertum zu gehen. Das war vor allem in katholischen Gegenden so.

Das bedeutete allerdings Ehelosigkeit .

Nun standen die jungen Männer vor der äußeren Entscheidung:

  • gehe ich in die Heuerstelle  (rechts)  – und kann dann eine Familie gründen – steige aber wirtschaftlich und vor allem sozial ab,

oder ich werde Priester mit der Aussicht, eine Pfarrstelle – und damit Ansehen und Macht – zu erhalten.

Solch ein Pfarrhaus konnte schon ein imposantes Gebäude sein…

Selbst in einer kleinen Gemeinde – hier in der Bauerschaft Engden/Grafschaft Bentheim – war das Pastorat ein stattliches Haus.

Und so nannte man den Pfarrer in manchen Gegenden Her(r)öhm – oder auch Herum. Er war also nicht der ehelose Onkel (Öhm) auf dem elterlichen Hof – er war der unverheiratete Herr – Öhm.

Die Pfarrer waren früher viel mächtiger als heute. In den 20er Jahren und 30er Jahren war der Ignaz Pötscher Pfarrer in Reichenthal. (…) Er hatte auch die Raiffeisenkasse über (er war Kassenführer), er hielt vieles in der Hand. Wenn man einen Kredit brauchte, musste man schon ein gottgefälliges Leben führen.

aus: Adeheid Jaksch
     Knechte Mägde Kleine Leute
     Lebensgeschichten aus dem 20. Jahrhundert
     Linz 1999
     Seite 12
Fotos: Archiv Robben