Nachfolgende Zuschrift:

Auch wir haben als Kinder (Jahrgang 1948 )in einem Heuerhaus gelebt in einem kleinen Ort in der Niedergrafschaft.Die Erinnerungen an diese Zeit sind aber durchweg Positiv. Die Bauernhöfe waren für uns und den eigenen Kindern dieser Bauern eine unwahrscheinliche Erlebniswelt.Um das alles zu erzählen würde den Rahmen sprengen.Als Kinder würden wir auf spielerische Art schon in die Hofarbeit mit den Tieren eingebunden es war einfach Toll.Gerne gebe ich diese Erlebnisse auch an meine Enkelkinder weiter die mit offenen Augen und Ohren zuhören.Manchmal fragt man sich was es heißt wenn der Satz fällt euch soll es Mal besser gehen.

Deutsche Moorsiedler zogen in den niederländischen Grenzraum

Gerard Steenhuis wohnt im niederländischen Barger Compascuum nahe der Grenze zu Deutschland. Seit Jahren beschäftigt er sich mit den historischen Besonderheiten seiner Region. Ein Großteil der Bewohner hat deutsche Vorfahren. Diese sind im 19. Jahrhundert angesichts der damals stark schwindenden Fruchtbarkeit der Moorböden einige hundert Meter weiter gen Westen gezogen – und wurden so “Holländer”. Ein Besuch auf dem Friedhof bestätigt das: fast ausschließlich deutsche Familiennamen.

Gerard Steenhuis zur Historie im niederländisch-deutschen Grenzraum – YouTube

Hierarchie auf einem nordwestdeutschen Bauernhof

 

Dieses Foto zeigt sehr anschaulich die jeweilige gesellschaftliche Stellung in einer Hofgemeinschaft um 1900:

  • Der Bauer nimmt die vordere Mitte des Bildes ein
  • Seine Ehefrau (in braver Ergebenheit) links daneben
  • rechts die kecken, selbstbewussten Söhne
  • hinten rechts mit einem weiteren Kind: die Großmutter
  • im Hintergrund von  rechts bis zur Bildmitte: zwei Mägde und zwei Knechte

 

 

 

Das unentdeckte Emsland – so es sahen Unternehmer aus Osnabrück um 1930

 

           

                                    Das unentdeckte Emsland

herausgegeben vom Verein zur Förderung der Wohlfahrt des Emslandes EV in Osnabrück.die beiden Autoren Dr. Benno Ludwig Manns erster Syndikus der Industrie und Handelskammer zu Osnabrück und Dr. Hans August Kerp Regierungsrat bei der Regierung in Osnabrück.

Dieses 19 seitige kleine Druckwerk ist nicht datiert. Als Erscheinungszeitraum ist anzunehmen, dass nach einer Bereisung des mittleren und nördlichen Emslandes durch Vertreter der gesamten deutschen Presse auf Einladung des zuständigen Regierungspräsidenten Dr. Sonnenschein das tiefe Elend des Emslandes im Jahre 1929 in mindestens 8 Artikeln deutlich dokumentiert wurde. Dabei galt es, die recht extremen Lebensverhältnisse im deutschen Teil im gleichen Bourtanger Moor den ausgezeichneten Lebensumständen im niederländischen Gebiet eindrucksvoll gegenüberzustellen.

Die nachfolgenden unterstrichenen Überschriften geben - angeklickt - Zugang zu dem entsprechenden Sprechtext.

Unentdecktes Emsland

Auf diese Weise sollte zweifellos Druck auf die Regierung in Berlin ausgeübt werden.

 

1. Text Bourtanger Moor bei Neudersum

2 Moorlandschaft bei  Schöningsdorf

 

3 Moorlandschaft am Nord-Süd-Kanal

 

4 Eine andere Landschaft am Nord-Süd-Kanal

 

4 Eine Straße am Nord-Süd-Kanal

 

5 Abtorfung in Holland des Moores in Holland nahe det deutschen Grenze

6 Schlechte “Straße” am Nord-Süd-Kanal

 

7 Eine holländische Kanalstraße zweiter Ordnung

 

8 Klinkerstraße und Siedlerkolonie im holländischen Grenzraum

 

9 Bauernhaus in Schönighsdorf

 

 

 

 

10 Bauernhaus Bellingwolde

 

11 Ahmsen

12 Holländischer Grenzübergang bei Rhede

 

 

“Menschen gegen das Moor” – Die Emslandfahrt der Industrie- und Handelskammer (Bericht 5 von 7)

 

 

Wir bringen heute einen ausführlichen Bericht unseres Mitarbeiters über die Informationsfahrt in das Emsland, an der neben vielen Vertretern der Presse unter anderem teilgenommen hatte:

Oberpräsident Roeske, Regierungspräsident Dr. Sonnenschein, Syndikus Dr. Manz, die Landräte Böninger Bentheim Fehmann Meppen, Pantenberg Lingen von Fürstenberg Hümmling und Behnes Aschendorf, der als einer der besten Kenner des Emslandes gilt, die Senatoren Hermann Schulte, Friedrichs, Verkehrsdirektor Dr. Hugle.

Soll dieser Bericht im Wesentlichen in großen Zügen die Eindrücke dieser Fahrt vermittel,n soll er an Hand von Einzelschicksalen einen Überblick über die Lage des Emslandes geben, so wird ein Morgen erscheinender Aufsatz sich auf den aufgeworfenen Problemen und Lebensbedingungen befassen und an Hand statistisches Materials vor unseren Lesern sämtliche Fragen aufrollen.

Ein Sarg aus Stroh

Regen schlug gegen die Fensterscheiben, als die lange Autokolonne die Straße entlang fuhr, eine Karawane, die ausfuhr, um Informationen im Moor zu graben um armer vergessener Bevölkerung ein Sprachrohr zu schaffen.

Roterthausen tauchte auf, wo die Siedler Ödland kultivieren mit dem Moor kämpfen und im Schritt für Schritt Boden anringen-Landrat Rothert aus Bersenbrück hat hier ein lebensfähiges Werk geschaffen, lebensfähig vor allem, weil die Siedler die Kraft für zähe Arbeit aufbringen, weil sie kämpfen und arbeiten im Aufbau ihrer Generation, weil sie den schöpferischen Willen haben, Leben aus toten Boden zu wecken.

Als der Kreis Lingen erreicht war, hielten wir in Wettrup.

Ein Heuerlingshaus an der Straße, eine Küche, in die der Regen sickert, fünf Kinder “Sind hier noch Butzen?”  Zwei quadratische Löcher aus der Wand, kein Licht, keine Luft, Stroh und buntes Leinen darüber  Plötzlich streckt sich eine Hand aus dem Halbdunkeln und da liegt die eine alte 80-Jährige Großmutter, sie kann nicht gehen, krank liegt sie Tag und Tag in diesem finsteren Loch, schläft dort, vegetiert und man hat nicht viel Zeit, um sich um sie zu kümmern.

Ein Grab über der Erde, ein Sarg aus Stroh.

Aber weiter, weiter über die miserable Straße, schmale Brücke – die Kreise haben kein Geld, um die Brücken in der Breite der Straße zu bauen, sie sind nur halb so breit und sämtlich aus Holz.

Herzlake wird durchfahren und plötzlich der Wagen des Landrats von Meppen indem ich fuhr, kam zum Schluss – trennt uns die Eisenbahnschrnake von der Kolonne und die Lokomotive hält ausgerechnet über der Straße.

Dann beginnt das Gebiet,

    wo Remarque  wohnte

im Kreis Hümmling. Ein hochgelegenes Moor, dünn besiedelt, auf Kilometer kein Mensch zu sehen, grundsätzlich grundlose Wege  kein Verkehr. Es ist der dünn besiedelste Landkreis des Regierungsbezirks Osnabrück.

Feuchte Wohnung, die Tuberkulose weit verbreitet. Wir fuhren nach Ostlähden, stiegen aus, wateten durch Schlamm und Matsch in die Häuser. Stroh bedeckt, Löcher in der Wand, eine Küche, zwei Räume, 8 Kühe, Hühner, verwahrloste Häuser. E sieht tatsächlich aus wie in ferner, ferner Gegend unkultivierte Völker.

(…)

Mensch oder Moor

Seit Jahrhunderten fehlt die planmäßige Unterstützung, die Kultivierung war stets nur Bruchstück. Die Verkehrsmöglichkeiten sind so jammervoll und Deutsche wohnten hier so wie heute schon immer, ein Kulturvolk, dass seine Angehörigen so leben lässt – wie muss uns ein Holländer sehen, der über die Grenze tritt und das Nachbarvolk, das seine Kultur stets preist, so leben sieht.

Wir lernen uns mit fremden Augen sehen, Schuld von Generationen, beginnt zu lasten und wir können nichts mehr sagen, als wir in Neudersum eine Butze sehen. In der Küche, neben dem offenen qualmenden Feuer auf dem Boden (keinen Herd), Schranktüren in der Wand insgesamt etwa 1,75 mal 1 Meter, eine Schlafbutze dahinter.

 

Deutsche Allgemeine Zeitung (1929): “Emslandnot!” – Bericht 4 von 7

Zeitungsbericht aus dem Jahre 1929 – Berliner Ausgabe der Deutschen Allgemeinen Zeitung: Emslandnot!

 

Ein Zeitungsbericht aus dem Jahre 1929, erschienen in der Berliner Ausgabe der Deutschen Allgemeinen Zeitung, beschreibt die damalige Situation in Teilen des Emslandes, wie der Reporter sie bei seiner Bereisung erlebt hatte.’

Dieser nachfolgende Zeitungsartikel kam zustande, weil in den Jahren 1927 und 1928 die deutsche Landwirtschaft eine tiefe Krise erschütterte. Da in der Grafschaft und im Emsland ohnehin eine große Rückständigkeit zum übrigen Deutschland bestand, steigerte sich diese Notsituation so, dass es zum Steuerstreik und zu Demonstrationen kam’. Daher entschloss sich der damalige Osnabrücker Regierungspräsident, überregionale Pressevertreter in das Emsland zur Bereisung einzuladen, um so auf die unhaltbaren Zustände auch in Regierungskreisen in Berlin aufmerksam zu machen und auf diesem Wege Fördergelder für die Emslanderschließung zu erhalten.

So berichteten zwei weitere überregionale Zeitungen fast deckungsgleich über die unmenschlichen damaligen Verhältnisse in unserer Region.

Durch die Emslanderschließung und das fast gleichzeitig einsetzende Wirtschaftswachstum (auch Wirtschaftswunder genannt) im Nachkriegsdeutschland änderten sich aus heutiger Sicht kaum vorstellbar schnell die Verhältnisse zum Besseren.

 

„Von einer „Emslandnot“ hatte die große Öffentlichkeit namentlich in der östlichen Hälfte des Reiches und ganz besonders in Berlin bisher noch kaum etwas vernommen. Daher horchte man überrascht und einigermaßen ungläubig auf, als vor wenigen Tagen im Reichstag Hilfe aus öffentlichen Mitteln für das kulturell vernachlässigte Emsland nachdrücklich gefordert wurde.

Ein großer Teil des Emslandes, und zwar 75.000 Hektar, sind heute noch mit Moor und Heide bedeckt. … Tatsächlich haben wohl nur die wenigsten Teilnehmer dieser Fahrt in dieser äußersten Nordwestecke des Reiches Zustände vermutet, wie man sie jenseits unserer Ostgrenze in verluderten polnischen Dörfern findet. Die Wohnungsverhältnisse der Kleinbauern und Heuerlinge spotten vielfach selbst den primitivsten hygienischen Anforderungen und können ohne Übertreibung nur als menschenunwürdig bezeichnet werden. Wie die Berichte der Ortspolizeibehörden melden, sind etliche Familien unzureichend untergebracht. Dieses „unzureichend“ ist ein sehr milde gewählter Ausdruck für diese jämmerlichen Hütten, deren besonders hervorstechendes Merkmal die so genannten Butzen sind, eingebaute niedrige Schlafschränke ohne Zugangsmöglichkeit für Luft und Licht, die gegebene Brutstätten sind für die im Emsland stark verbreitete Tuberkulose.

In einem Heuerhause, das besichtigt wurde, schlafen in zwei solchen Butzen die Eltern, zwei Söhne und Töchter im Alter von 21 Jahren bis herab zu einem drei Monate alten Säugling. Im Kreise Aschendorf zählt man noch heute 747 Häuser mit 1500 solcher Butzen, im Kreise Bentheim noch über 800. Für die Ersetzung durch Bettstellen werden von den Kreisen, von den Gemeinden und von der Landesversicherungsanstalt Prämien von 100 Mark ausgesetzt. Wie gerechtfertigt diese Notstandsmaßnahme ist, zeigen die Zahlen der tödlich verlaufenden Tuberkulosefälle: Allein im Kreise Meppen kamen 1925 auf 10.000 Einwohner 15 Tuberkulose -Tote, während die Durchschnittszahl in Preußen 10,93 auf 10.000 Einwohner beträgt. Die Ernährungsweise der ländlichen Bevölkerung ist außerordentlich armselig, das tägliche Gericht sind für weite Kreise Kartoffeln und Brei. Die in den engen Wohnräumen von den morschen Deckenbalken herabhängenden Speckseiten können darüber nicht hinwegtäuschen: Sie stellen den Fettnahrungsbedarf einer Familie für das ganze Jahr dar. Der Boden, soweit er nicht dem Moore abgerungen werden muss, besteht größtenteils aus stark sandigen oder lehmigen Grünländereien, ungünstigen Bodenverhältnisse die leistungsschwachen Gemeinden keine größeren Mittel für den Bau von Straßen aufwenden konnten, sind im Emsland heute noch 112 Gemeinden ohne befestigte Straße und können die nächste Landstraße nur auf Sand- und Moorwegen erreichen, die bei Regenwetter völlig unpassierbar sind, wovon sich die Teilnehmer an der Besichtigungsfahrt durch eigenen Augenschein überzeugen konnten.

Es ist vorgekommen, dass Verstorbene deren Anbauwert durch den seit Jahrhunderten immer wiederholten einseitigen Roggenanbau noch  verschlechtert worden ist und unter Aufwendung er-heblicher Arbeit und Geldmittel, besonders für künstliche Düngung, langsam behoben werden kann. Nicht weniger ungünstig sind die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse des Emslandes. Nicht nur die Ems, sondern auch die übrigen kleineren Wasserläufe befinden sich zum großen Teil noch in ungeregeltem Zustande. Dadurch, dass die vorhandenen Entwässerungsgräben die großen Wassermengen aus dem regenreichen Gebiet nicht entfernt aufnehmen und ableiten können, ereignen sich im Frühjahr und Herbst häufig große Überschwemmungen, die oft den völligen Verlust der Grünfutterernte zur Folge haben.

 

Nun die Verkehrsverhältnisse: Da infolge der ungünstigen Bodenverhältnisse die leistungsschwachen Gemeinden keine größeren Mittel für den Bau von Straßen aufwenden konnten, sind im Emsland heute noch 112 Gemeinden ohne befestigte Straße und können die nächste Landstraße nur auf Sand- und Moorwegen erreichen, die bei Regenwetter völlig unpassierbar sind, wovon sich die Teilnehmer an der Besichtigungsfahrt durch eigenen Augenschein überzeugen konnten.

Es ist vorgekommen, dass Verstorbene wochenlang in ihrer Wohnung liegen bleiben mussten, da der Zustand der Wege es unmöglich machte, sie zu einem Friedhof zu bringen. Ganz besonders übel sieht es in dieser Beziehung im Kreise Hümmling aus, der weder eine Bahnstation noch auch nur einen Kilometer Provinzialstraße aufzuweisen hat. Im Kreise Meppen sind noch 46 Prozent aller Gemeinden ohne jeden Anschluss an eine befestigte Straße. Zu allen diesen Übeln tritt die Ungunst der an sich milden klimatischen Verhältnisse. Selbst in den wärmsten Sommermonaten begünstigen die Moor- und Sandböden das Auftreten von Nachtfrösten, so dass kaum ein Monat des Jahres vollkommen frostfrei bleibt.

Wenn man den Fuß über die holländische Grenze setzt, dann offenbart sich erst in geradezu beschämender Weise die Vernachlässigung des deutschen Emslandes. Das Bourtanger Moor, das sich vom Emsland aus weit in holländisches Gebiet erstreckt, ist jenseits der deutschen Grenze restlos kultiviert, während es auf deutscher Seite eine melancholisch stimmende, düstere Einöde ist, der nur hier und dort menschliche Unternehmungslust Ackerland abgerungen hat.“

An der Grenze nach Holland: Deutscher Sandweg und holländische Teerstraße

Foto: Archiv Robben

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist etwas mehr als ein Drittel des Emslandes Ödland, es teilt sich auf in Heide und Moor. Da abgehende Bauernsöhne und –töchter und Kinder von Heuerleuten sich eine Existenz suchen mussten,  wurden dann auch diese Gebiete besiedelt, was – wie wir im Weiteren noch sehen werden – mit Armut und unmenschlichen Verhältnissen gleichgesetzt werden können.

 

“Menschen gegen das Moor” – Die Emslandfahrt der Industrie- und Handelskammer Bericht 3 von 7

 

Aus: Osnabrücker Zeitung vom 2. Mai 1929

Wir bringen heute einen ausführlichen Bericht unseres Mitarbeiters über die Informationsfahrt in das Emsland, an der neben vielen Vertretern der Presse unter anderem teilgenommen hatte:

Oberpräsident Roeske, Regierungspräsident Dr. Sonnenschein, Syndikus Dr. Manz, die Landräte Böninger Bentheim Fehmann Meppen, Pantenberg Lingen von Fürstenberg Hümmling und Behnes Aschendorf, der als einer der besten Kenner des Emslandes gilt, die Senatoren Hermann Schulte, Friedrichs, Verkehrsdirektor Dr. Hugle.

Soll dieser Bericht im Wesentlichen in großen Zügen die Eindrücke dieser Fahrt vermittel,n soll er an Hand von Einzelschicksalen einen Überblick über die Lage des Emslandes geben, so wird ein Morgen erscheinender Aufsatz sich auf den aufgeworfenen Problemen und Lebensbedingungen befassen und an Hand statistisches Materials vor unseren Lesern sämtliche Fragen aufrollen.

Ein Sarg aus Stroh

Regen schlug gegen die Fensterscheiben, als die lange Autokolonne die Straße entlang fuhr, eine Karawane, die ausfuhr, um Informationen im Moor zu graben um armer vergessener Bevölkerung ein Sprachrohr zu schaffen.

Roterthausen tauchte auf, wo die Siedler Ödland kultivieren mit dem Moor kämpfen und im Schritt für Schritt Boden anringen-

Landrat Rothert aus Bersenbrück hat hier ein lebensfähiges Werk geschaffen, lebensfähig vor allem, weil die Siedler die Kraft für zähe Arbeit aufbringen, weil sie kämpfen und arbeiten im Aufbau ihrer Generation, weil sie den schöpferischen Willen haben, Leben aus toten Boden zu wecken.

Als der Kreis Lingen erreicht war, hielten wir in Wettrup.

Ein Heuerlingshaus an der Straße, eine Küche, in die der Regen sickert, fünf Kinder “Sind hier noch Butzen?”  Zwei quadratische Löcher aus der Wand, kein Licht, keine Luft, Stroh und buntes Leinen darüber  Plötzlich streckt sich eine Hand aus dem Halbdunkeln und da liegt die eine alte 80-Jährige Großmutter, sie kann nicht gehen, krank liegt sie Tag und Tag in diesem finsteren Loch, schläft dort, vegetiert und man hat nicht viel Zeit, um sich um sie zu kümmern.

Ein Grab über der Erde, ein Sarg aus Stroh.

Aber weiter, weiter über die miserable Straße, schmale Brücke – die Kreise haben kein Geld, um die Brücken in der Breite der Straße zu bauen, sie sind nur halb so breit und sämtlich aus Holz.

Herzlake wird durchfahren und plötzlich der Wagen des Landrats von Meppen indem ich fuhr, kam zum Schluss – trennt uns die Eisenbahnschranke von der Kolonne und die Lokomotive hält ausgerechnet über der Straße.

Dann beginnt das Gebiet,

    wo Remarque  wohnte

im Kreis Hümmling. Ein hochgelegenes Moor, dünn besiedelt, auf Kilometer kein Mensch zu sehen, grundsätzlich grundlose Wege  kein Verkehr. Es ist der dünn besiedelste Landkreis des Regierungsbezirks Osnabrück.

 

Feuchte Wohnung, die Tuberkulose weit verbreitet. Wir fuhren nach Ostlähden, stiegen aus, wateten durch Schlamm und Matsch in die Häuser. Stroh bedeckt, Löcher in der Wand, eine Küche, zwei Räume, 8 Kühe, Hühner, verwahrloste Häuser. E sieht tatsächlich aus wie in ferner, ferner Gegend unkultivierte Völker.

(…)

Mensch oder Moor

Seit Jahrhunderten fehlt die planmäßige Unterstützung, die Kultivierung war stets nur Bruchstück. Die Verkehrsmöglichkeiten sind so jammervoll und Deutsche wohnten hier so wie heute schon immer, ein Kulturvolk, dass seine Angehörigen so leben lässt – wie muss uns ein Holländer sehen, der über die Grenze tritt und das Nachbarvolk, das seine Kultur stets preist, so leben sieht.

Wir lernen uns mit fremden Augen sehen, Schuld von Generationen, beginnt zu lasten und wir können nichts mehr sagen, als wir in Neudersum eine Butze sehen. In der Küche, neben dem offenen qualmenden Feuer auf dem Boden (keinen Herd), Schranktüren in der Wand insgesamt etwa 1,75 mal 1 Meter, eine Schlafbutze dahinter.