Aus dem Anschreibebuch eines Heuerlings 4
Zur Verfügung gestellt von Herbert Warnking vom Heimatverein Lohne/ Medienarchiv
Dieser Teilbeitrag 4 hat folgenden Vorlauf:
Anfallende Arbeiten auf dem Bauernhof:
Vorbemerkung: Gerade dem Jahr 1953 kommt eine besondere Bedeutung in der (land)wirtschaftlichen Entwicklung zu:
Der Hunger in den Ballungszentren ist weitgehend überwunden, die “Hamsterfahrten” haben aufgehört. Nun muss die nordwestdeutsche Landwirtschaft die Bevölkerung des Ruhrgebietes insbesondere mit Kartoffeln versorgen. Der stark anlaufende Steinkohleabbau dort verlangt nach Grubenholz – aber auch nach Arbeitskräften.
Noch wirtschaftet man in der Landwirtschaft weitgehend auf dem Niveau der Vorkriegszeit.
Aber innerhalb weniger Jahre verändert sich diese Lage grundlegend:
Innerhalb weniger Jahre setzt eine enorme Mechanisierung in der Agrarwelt ein. Arbeitskräfte (Heuerleute, Knechte und Mägde) werden dort nicht mehr gebraucht. Viele von ihnen finden in der sich rasch entwickelnden (Landmaschen-) Industrie einen neuen und deutlich besser bezahlten Arbeitsplatz.
Diese Arbeitsbereiche werden in Kürze hier nach und nach dargestellt
- Kartoffelernte
Bis in das 20. Jahrhundert wurde die Kartoffel mühevoll mit der Forke ausgemacht und geerntet.
Foto: Dirks
So war der von Pferden gezogene Schleuderroder schon ein wichtiger Erntehelfer. Aber die Kartoffeln mussten immer noch mühsam mit der Hand gesammelt werden.
Foto: HV Emlichheim
Das erledigten im Herbst hauptsächlich die Schulkinder. Dafür waren damals die sogenannten Kartoffelferien für 3 Wochen eingerichtet.
Foto: HV Emlichheim
Wenige Jahre später brachte insbesondere Lanz den sogenannten zweireihigen Vorratsroder auf den Markt. Jetzt konnte man die Kartoffeln erheblich leichter aufsammeln. Aber auch in der Kartoffelernte sind die Maschinen größer geworden und es wurden sogenannte Vollernter entwickelt.
Fotos: Archiv Robben
Jetzt konnte sehr viel bequemer und schneller gesammelt werden.
Foto: Hermann Dieck
Auf diesem Landmaschinensektor ist die Firma Grimme in Damme mittlerweile Weltmarktführer.
- Runkelernte
Der Anbau von Runkeln war sehr arbeitsintensiv.
Foto HV Emlichheim
Foto: Böckenhoff Grewing
- Kohlernte
Die Bedeutung des Kohlanbau(e)s zur menschlichen und tierischen Ernährung war regional unterschiedlich. Diese Kulturen lohnten sich in den 50er Jahre kaum noch – auch weil die Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft abwanderten.
- Düngen mit Mist und Kunstdünger
Schon das tägliche Ausmisten der Stallungen bedeutete harte Arbeit. Das Beladen der Ackerwagen mit dem mittlerweile (durch weitere Zersetzung) “verbrannten” Mist war Schwerstarbeit.
Fotos: HV Emlichheim
Auf dem Acker musste der Mist mühsam vom Wagen abgezogen und dann von Hand verstreut werden. Dieses Arbeitspensum konnte nur mit Unterstützung der Heuerleute geschehen.
Eine technische Weiterentwicklung zur nötigen Arbeitsersparnis war der Miststreuer.
Foto:Archiv Robben
Der flüssige Mist – Jauche genannt – wurde in einer separaten Grube aufgefangen und aufs Feld gefahren.
Foto: Mönnich
Seit mehreren Jahrzehnten werden Kot und Urin der Nutztiere gemeinsam in Güllebassins gelagert und in immer größeren Tankwagen auf die Felder und Wiesen gebracht.
Foto: Archov Robben
- Dreschen (wird noch bearbeitet)
Zusammenfassung:
Insbesondere mit Beginn der Wirtschaftswunderjahre ab Mitte der fünfziger Jahre setzten enorme Veränderungen auch in der Landwirtschaft ein.
Auch wechselseitig bedingten sich bisher nie gekannte Fortschritte in der Mechanisierung des Agrarsektors und eine große Nachfrage nach Arbeitskräften außerhalb der Landwirtschaft.
Erkenntnis: Von 1800 bis 1914 halbiert sich fast die Beschäftigtenzahl in der Landwirtschaft.
Noch krasser entwickelt sich dieser Trend ab 1950:
So ernährte 1950 ein Landwirt 10 Menschen und im Jahre 2016 135 Personen. Diese Zahlen stammen ebenfalls aus dem oben erwähnten Situationsbericht des Dt. Bauernverbandes.