Übermäßiger Plaggenstich


Damit begann die Katastrophe der Wehsande

Der ungeheure Flächenbedarf der Plaggenwirtschaft wird aus folgender Modellrechnung deutlich: Zwei Personen sind ernährbar von ca. 1 ha Ackerland. Dafür bedarf es einer Regenerationszeit der Heidefläche von ca. 20 Jahren und Bedarf von 2 ha Fläche pro 1 ha Ackerfläche insgesamt 40 ha Plaggenfläche. Dabei handelt es sich noch um ein vergleichsweise günstiges Verhältnis. Bei 10 ha Plaggenfläche pro 1 ha Ackerfläche erhöht sich der gesamte Heideflächenbedarf auf 200 ha.

Die angegebenen Zahlen sind selbstverständlich abhängig von der allgemeinen Bodenfruchtbarkeit und von dem pfleglichen Umgang mit den Düngerquellen. Die Nutzung der Plaggen erfolgte in erster Linie als Streu mit dem Ziel, sie später nach erfolgter Düngung durch das Vieh auf die Ackerflächen aufzubringen. Aber auch als  Dachmaterial, als Wärmedämmung bei Häusern und Stallgebäuden sowie als Brennmaterial fanden die Plaggen Verwendung.

Durch das Plaggenhauen oder durch den Plaggenstich wurde der Boden immer wieder entblößt, so dass der Wind große Teile der leichten Sandböden verwehen konnte. Die Bildung ausgedehnter Dünen – und Flugsandfelder war die Folge.

aus: Michael Hilbk, Nikolaus Schneider (Hg.) Ressourcen: Aus welchen Quellen lebt der Mensch? Reihe: Nachwirkungen - Bildungsimpulse aus der Provinz Schriften des aktuellen Forums VHS Ahaus Bd. 8, 2011 S. 116

darin Joachim Hüppe: Ausbeutung der Ressourcen bis zur Devastierung - Entstehung der Heidelandschaften in Mitteleuropa.

Dok4

…dann liegt das Dorf im Sarg….

Um einen Acker zu düngen, brauchte man an Plaggengrund im Extrem etwa die Fläche von 20 bis 25facher Größe. Übrig blieben die nackten abgeplaggten Sandstellen.

Dann musste man aber dieses Areal 15 Jahren in Ruhe lassen, damit wieder ein Pflanzenbewuchs sich einstellen konnte. Wenn die abgeplaggten Stellen zu groß waren – und das passierte immer häufiger – bildeten sich  Sanddünen. Und da der Wind und die Stürme sich wegen fehlender Wälder richtig austoben konnten, nahmen sie den Sand mit. Das wurde nun zunehmend gefährlich für die Menschen. Zum einen wurden so Äcker unwiederbringlich zerstört oder die gewaltigen Sanddünen bewegten sich sogar ins Dorf.

Schepsdorf ist ein Vorort von Lingen.

Hier lässt sich die Bedrohung durch Wehsand heute noch sehr gut beweisen. Während das übrige Stadtgebiet von Lingen mit 24 Meter über NN angegeben ist, sind die heute noch vorhandenen angewehten Sandhügel bis zu 37 m hoch. Im Volksmund heißen sie Schepsdorfer Alpen.

 

Etwa 200 m südöstlich der Schule befindet sich die Kirche. Während sie früher auf einem Hügel lag und weithin sichtbar war, musste sie damals immer wieder freigeschaufelt  werden. Die Straße rechts auf der Karte, die direkt an der Kirche vorbei führt, liegt heute 1,80 m über dem unteren Türeingang in das Gotteshaus.

Karte: Heimatverein Schepsdorf
Foto: Archiv Robben