Heuerlingssohn wird Lehrer (Tiesmeyer Belm)

Joseph Tiesmeyer war der Sohn eines Heuerlings aus Belm bei Osnabrück.

aus: Frank Schmitz, “Guten Tag, Herr Hauptlehrer!” Lingen 1999, Seite 43

Später als Hauptlehrer in Emsbüren war er eine überaus geachtete Persönlichkeit.

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Ein von Tiesmeyer eigenhändig verfasster „Lebenslauf des Seminaristen Joseph Tiesmeyer” stellt ihn vor:

„Am 1. October 1856 wurde ich in Belm geboren und in der Pfarrkirche daselbst am 3.2 October getauft. Mein Vater ist der Heuermann Franz Tiesmeyer, noch jetzt am Leben, während meine Mutter Johanna Tiesmeyer, geborene Fischer, schon vor einem Jahre das Irdische gesegnet hat. Als ich das sechste Jahr erreicht hatte, besuchte ich die Schule in Belm, welcher der Lehrer Janning vorsteht. Nachdem ich 7 I/2 Jahre die Schule besucht hatte, empfing ich aus der Hand unseres Pfarrers die erste heilige Kommunion. Ich mußte nunmehr ernstlich an die Wahl eines Berufes denken. Zur Erlernung eines Handwerkes konnte ich mich aber nicht entschließen, weil ich für keines Neigung empfand. Dagegen fühlte ich mich entschieden zum Lehrerstande hingezogen. Mein würdiger Lehrer merkte die­ses und sprach mit mir über diesen Punkt. Weil es meinen Eltern aber an Mitteln fehlte, so durfte ich mir keine Hoffnung machen, je meines Herzens Wunsch erfüllt zu sehen. Von mei­ner Neigung zum Lehrfache glaubte ich nicht lassen zu können; denn ich wünschte Lehrer zu werden, um in diesem Stand zu meines Nächsten und zu meinem eigenen Seelenheile recht viel Gutes wirken zu können. Arbeitsscheu oder eine andere niedere Absieht ist nie die Trieb­feder meines Wunsches gewesen. Als ich so fest in meinem Wunsche blieb, sollte mir nach Gottes weisem Rathe geholfen werden. Mein Lehrer erbot sich, für die zum Besuch des Leh­rerseminars nöthigen Mittel zu sorgen, und meine Tante versprach, ihre Ersparnisse zu mei­ner Ausbildung zu verwenden. Nun fing mein Lehrer an, mich in den nöthigen Fächern auf das Seminar vorzubereiten. Dieser Unterricht wechselte mit Beschäftigungen auf dem Felde und mit Gartenarbeit ab. So nahte das Jahr 1874, in welchem ein neuer Cursus im Lehrerse­minar zu Osnabrück eröffnet werden sollte. Ich nahm an der Vorprüfung theil und bestand dieselbe. Am 5. Mai desselben Jahres begann der Unterricht im Seminare, welchem ununter­brochen beizuwohnen ich das Glück hatte.

Um dem drückenden Lehrermangel abzuhelfen, wünschte der Herr Seminardirektor, daß wir schon jetzt einer Prüfung uns unterziehen möchten. Diesem Wunsche will ich nachkommen, obschon es mir sehr lieb wäre, noch ein Jahr dem Unterrichte im Seminar beiwohnen zu kön­nen. Ich glaube, die zur Verwaltung einer Elementarschule nothwendigen Kenntnisse mir erworben zu haben, und hoffe daher, Ew. hohes Provinzialschulkollegium zu Hannover werde mich zu dem am (Datum fehlt; Anm. d. Verf.) diesen Jahres im hiesigen katholischen Lehrer­seminar abzuhaltenden Abgangs-Examen hochgeneigt zulassen.