Lübbert zur Borg: Waisen wurden versteigert

Nun war und ist Menslage durch Pastor Funke mit seinem herausragenden Buch über über das Heuerlingswesen und die Menslager Vereinbarungen zwischen Heuerleuten und Bauern ein prädestinierter Ort auch für Forschungen Richtung Nordamerika und die Hollandgängerei.

Die  Veröffentlichungen von Lübbert zur Borg in den Menslager Heften sind durchweg sauber recherchiert und zeugen von seinem historischen Wissen.

Er war durchaus selbstbewusst und zeigte das auch in der Bemerkung mir gegenübeDSC_0242r:

Sie haben Glück gehabt, bei diesem Thema auf mich gestoßen zu sein…!

Das äußerte sich dann darin, dass ich nach meinen Besuchen auf seinem schönen Artländer Hof die Tonbänder voll hatte und mit Büchern und Kopien von Dokumenten bepackt die Heimreise antreten konnte.

Nicht alles davon konnte im Buch aufgenommen werden.

Hier ist nun Platz dafür!

Solche Geschichten erzählte er mir dann und legte eine Kopie der Abschrift des Dokumentes vor

 Heuerlingswaisen wurden versteigert

Damals brauchte niemand wegen Armut zu verhungern, aber dennoch kamen wohl menschliche Tragödien vor. So lebte um 1830 in Klein Mimmelage, in Riesters Heuerstelle. eine Familie Middendorf. Johann Hermann Middendorf wohnte dort allein mit vier Kindern, weil die Frau und Mutter schon früh verstorben war. Er selbst war außerdem sehr krank. Nach seinem Tode wurde offenbar, dass seine wenigen Möbel schon zu Lebzeiten verpfändet waren. In den Nachlassverhandlungen kam zusätzlich heraus, dass sein geringer Besitz zum Teil als verschleppt und als nicht vorhanden gemeldet wurde. Die vier Waisenkinder mussten nun von der Bauerschaft Klein Mimmelage versorgt werden. Dazu fand eine Bauerschaftversammlung statt, woran alle teilnehmen konnten. Wer nun das wenigste Geld von der Armenkasse der Bauerschaft verlangte, dem wurden die Kinder zugesprochen. Er musste dann nur noch den entsprechenden Vertrag unterschreiben.

Das ganze Geschehen lief wie auf einer Auktion ab, man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Die älteste Tochter Anna Adelheid war schon über 14 Jahre alt. Sie mußte eine Arbeitsstelle als Magd auf einem Bauernhof annehmen. Die dreizehnjährige Anna Maria kaum zur weiteren Erziehung bis zu ihrer Konfirmation zur Heuerlingsfamilie Heinrich Lürding in Gr. Nesslages. Die Zahlung an ihn betrug vier Reichstaler und 66 Grote für die Zeit von September 1829 bis Ostern 1830. Die damaligen Verhältnisse finden sich nun im damaligen Protokoll zur Ausaccordierung für die beiden kleinsten Kinder (vergleiche: Menslager Hefte Nummer zwei von Emma Burmester)

Unter dem heutigen Datum wurden die beiden jüngsten Kinder von Johann Hermann Middendorf

Namentlich

Johann Hemann, acht Jahre alt

Helena Margaretha, sechs Jahre alt

von dem Interessenten der Bauerschaft Kl. Mimmelage mindestfordernd ausaccordiert.

Foto: Archiv Robben

Gleichschaltung und Ende

Gleichschaltung und Ende des „Vereins Christlicher Heuerleute“: 1933

 

Im Wahlkampf zu den halbfreien Reichstags- und Landtagswahlen vom 5. März 1933 und den Provinziallandtags- und Kommunalwahlen vom 12. März engagierten sich führende VCH-Vertreter wieder für die Zentrumspartei, die Heinrich Kuhr erneut für den Provinziallandtag aufgestellt hatte. Bislang war es der im Emsland organisatorisch nur schwach vertretenen NSDAP nicht gelungen, in den Reihen der Heuerleute-Organisation Anhänger zu finden. Da ihre Unterwanderungstaktik beim EBV gescheitert war, gründete sie im Herbst 1932 in der Grafschaft Bentheim, einer frühen Hochburg der Nationalsozialisten, einen eigenen Bauernverband, den „Nationalen Bauernbund“. Diesem gelang es indes nicht, im Emsland Fuß zu fassen. Ebenso wenig verzeichnete der zur Gewinnung der ländlichen Wählerschichten geschaffene „Agrarpolitische Apparat“ der NSDAP im Emsland Erfolge. Die einzig namentlich bekannten Mitglieder, Emanuel Graf von Galen (1877-1950) aus Beversundern, Dr. Hermann Korte (1904-1958) aus Meppen und Johann Budde (1887-1962) aus Vrees[i], waren entweder Mitglieder des Verpächterverbandes oder wie Dr. Korte Unterstützer der großbäuerlichen Richtung.

Als entschiedener Verteidiger der Weimarer Republik galt der VCH naturgemäß als ein Gegner der NS-Bewegung. Da in diesem Verband NSDAP-Parteianhänger anscheinend nicht einmal in nachgeordneten Positionen zur Ablösung der Verbandsleitung zur Verfügung standen, ging der NS-Staat mit Repressionen gegen ihn vor. Bereits Ende März 1933 fand beim Vorsitzenden Heinrich Kuhr eine mehrstündige Hausdurchsuchung statt, die die Staatsanwaltschaft Berlin gegen alle Führungskräfte der „Deutschen Bauernschaft“ angeordnet hatte[ii]. Anfang April besetzte dann die SA in Lingen die Büros der christlichen Gewerkschaften und des VCH, wobei große Aktenbestände des Heuerleuteverbandes beschlagnahmt worden sein sollen[iii]. Die Aktion gegen den VCH erregte so großes Aufsehen, dass in der Presse überregional die Meldung verbreitete wurde, die SA habe den Geschäftsverkehr nicht unterbrochen bzw. es seien keine Akten beschlagnahmt worden, ohne aber die SA-Durchsuchungsaktion selbst zu dementieren[iv]. Gleichzeitig musste auf Intervention der NSDAP die Vergabe der Siedlerstellen auf dem Gut Geeste, wo die VCH-Siedlungsgesellschaft „Emsland“ wie dargestellt das Dorf Osterbrock schuf, unterbrochen werden[v].

Im Zuge der Gleichschaltung der emsländischen Landwirtschaft, die an anderer Stelle bereits ausführlich dargestellt wurde[vi], schufen die Nationalsozialisten nach der Demontage der wichtigsten NS-Gegner in den regionalen Führungsgremien des EBV am 28. April 1933 eine fünfköpfige „Bezirksführerschaft“ der Landwirtschaft. Führender Kopf war der erste Geschäftsführer des nationalsozialistischen Grafschafter „Nationalen Bauernbunds“, Leiter des Agrarpolitischen Apparats der NSDAP in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim und nunmehriger hauptamtlicher Nordhorner Bürgermeister, Dr. Hermann Korte. Hier tauchte er allerdings in seiner Funktion als Landwirtschaftlicher Abschnittsfachberater im Agrarpolitischen Apparat der NSDAP auf. Ihm folgte der neue Vorsitzende des „Emsländischen Bauernvereins“, der Deutschnationale Otto Freiherr von Landsberg-Velen. Heinrich Kuhr vertrat den „Verein christlicher Heuerleute, Pächter und Kleinbauern“, der Nordhorner Landwirt Lambert Lödden (* 1886) nahm in der „Bezirksführerschaft“ Platz für den „Nationalen Bauernbund“ und der NSDAP-Provinziallandtagsabgeordnete Johann Budde aus Vrees als Vertreter des Verpächterverbandes und Landwirtschaftlicher Kreisfachberater des Agrarpolitischen Apparats für den Kreis Meppen, obwohl er aus dem Hümmling stammte. Die drei NSDAP-Mitglieder dominierten vollkommen die Bezirksführerschaft der emsländischen Landwirtschaft, zumal vom verbündeten Deutschnationalen kaum Widerstand zu erwarten war. Eindeutiger Verlierer der Gleichschaltung waren die Heuerleute mit ihrem Verband, da nun die Interessenvertreter der Verpächter, die während der Weimarer Republik gegenüber dem VCH politisch in die Defensive geraten waren, den Heuerlingsvertreter problemlos majorisieren konnten. Kuhrs Duldung in der neuen Führungsspitze der Landwirtschaft war wohl allein dem Umstand zu verdanken, dass er einerseits außerordentlich kompetent war und großen Rückhalt bei den Heuerleuten besaß, andererseits aus deren Reihen keinerlei parteitreuer und halbwegs fachkundiger Ersatz gefunden werden konnte. Umrahmt von vier Mitgliedern des „nationalen“ Lagers nutzten die Nationalsozialisten zwar seine fachliche Kompetenz und sein Ansehen, sein politischer Einfluss war aber eliminiert worden, zumal die Zentrumspartei seit der Reichskanzlerschaft Hitlers politisch vollständig ins Abseits geraten war.

In den etwa zwei Wochen später neu gegründeten fünfköpfigen Kreisführergemeinschaften der emsländischen Landwirtschaft und der daraufhin um zwei Mitglieder erweiterten Bezirksführergemeinschaft sah es dann für die Heuerlinge kaum besser aus. Die Heuerleute bzw. Neusiedler besaßen überall nur noch eine symbolische Vertretung, lediglich im Kreis Aschendorf war mit dem langjährigen VCH-Rechnungsführer Franz Speller, der in Kluse gesiedelt hatte, ein aktiver und bekannter Interessenvertreter der ländlichen Unterschichten aufgenommen worden.

Trotz allen staatlichen Drucks auf die Heuerleute-Organisation war der NSDAP kein bedeutender Einbruch in die Reihen der Heuerlinge gelungen, zumal die ersten agrarpolitischen Entscheidungen der neuen Staatsführung den Kleinbauern kaum Hilfe brachten. So bemühte sich Dr. Korte in der Folgezeit besonders darum, diese Gruppe für die NSDAP zu gewinnen. Im Juli 1933 berief er als Bezirksführer der emsländischen Landwirtschaft eine große Heuerleute-Versammlung des VCH in Haselünne ein. Der VCH-Vorsitzende Kuhr erschien nicht. Er ließ verlauten, sein Kriegsleiden mache ihm dies unmöglich. Der Protestant Dr. Korte versuchte, die katholischen Heuerleute für die NS-Regierung einzunehmen. Zunächst warf er der Jahrzehnte lang im Emsland dominierenden Zentrumspartei vor, die katastrophale Politik des letzten Jahrzehnts maßgeblich mitgetragen zu haben. Was das Zentrum in 60 Jahren – so Dr. Korte – nicht vermochte, habe die NSDAP innerhalb von fast sechs Wochen geschafft: die Ratifizierung des Reichskonkordats mit dem Vatikan. Weiterhin führte er laut „Lingener Volksboten“ aus: „Der nationalsozialistische Staat reiche jedem Bauern die Hand, der Willens sei zu ehrlicher und tatkräftiger Mitarbeit. Wer das aber nicht will, der erhalte die Faust“. Der Aufbau des Berufsstandes des Bauern sei so wichtig, „daß derjenige, der sich an die Aufgaben des Bauern nicht gewöhnen könne, diese im Konzentrationslager Börgermoor lernen müsse[vii].

Die Heuerleute waren ungeachtet dieser Drohung mit der Einlieferung in das emsländische KZ Börgermoor noch nicht völlig mundtot gemacht worden, wie Bezirksführer Dr. Korte Ende August 1933 feststellen musste. Auf einer Versammlung der Bezirksführerschaft zur Heuerlingsfrage agitierte er gegen die seit Jahren von den Heuerleuten erhobene Forderung nach einer gesetzlichen Verpflichtung zu schriftlichen Heuerverträgen. Selbst auf dieser Versammlung verlangten die Heuerlinge danach. Doch der NS-Bauernführer erteilte ihnen eine Abfuhr. Da in der neuen Zeit, so behauptete der Bezirksbauernführer, Treu und Glauben wieder zu Ehren kämen, genügten mündliche Verträge. Geschriebene Worte führten lediglich zu einem Haften an Buchstaben, zu kleinlichen Streitereien und endlosen Prozessen[viii]. Damit stellte er sich in dieser jahrelangen Auseinandersetzung eindeutig auf die Seite der größeren Bauern, was keine Überraschung war, hatte er doch früher für deren Organisation gearbeitet. Die hier deutlich gewordene Unzufriedenheit der Heuerleute war durchaus nicht grundlos. Während der Weimarer Republik war ihr Verband eine höchst bedeutende Interessenorganisation geworden, die vor allem mit Hilfe der Zentrumspartei parlamentarisch viel für die ländlichen Unterschichten der Region hatte erreichen können. Die Heuerleute fühlten sich durch das Zentrum auf Reichs- und Landesebene sowie durch eine Vielzahl von Verbandsfunktionären in kommunalen Gremien parlamentarisch gut vertreten. Mit deren Unterstützung schuf die VCH-Siedlungsgesellschaft „Emsland“ eine Reihe neuer Bauernstellen für Heuerleute. Nach der Gleichschaltung dominierten in der Landwirtschaft allerdings völlig die Vertreter der größeren Bauern und der Verpächter. Die Aussichten auf einen sozialen Aufstieg hatten sich für die Heuerleute überdies drastisch verschlechtert, seit der NS-Staat im Sommer 1933 daran ging, im Emsland große Ödlandflächen, die sich die Heuerleute als ihre Siedlungsgebiete auserkoren hatten, durch Gefangene der neu errichteten Konzentrations- und Strafgefangenenlagern zu kultivieren. Aus ideologischen Gründen verzichtete man auf den Einsatz von Maschinen, etwa der Fa. Ottomeyer, die schon in der Weimarer Republik auf den Ödlandflächen tätig gewesen waren. Die Erschließung ging deshalb nur schleppend voran[ix]. Damit waren große Flächen auf unabsehbare Zeit dem Siedlungsdrang entzogen. Die Heuerleute mit ihrer besonders engen Verbindung zum Zentrum, das sich als letzte Partei der Weimarer Republik am 5. Juli 1933, dem staatlichen Druck nachgebend, selbst auflöste, mussten sich folglich als die eindeutigen Verlierer der nationalsozialistischen Neuorganisation der Landwirtschaft im Raum Emsland/Bentheim sehen. Auch ihre „Siedlungsgenossenschaft Emsland“ wurde gleichgeschaltet. Auf der letzten Sitzung im November 1933 übernahm der NS-Landwirtschaftsfunktionär Dr. Hermann Korte den Vorsitz der Genossenschaft[x], die anschließend wie der VCH und sämtliche übrigen alten Landwirtschaftsorganisationen zum Jahresende 1933 abgewickelt wurde. Damit endete sang- und klanglos die Geschichte einer Organisation, die im deutschen Nordwesten während der Weimarer Republik eine prägende Rolle gespielt hatte und durch ihre Tätigkeit vielen Heuerleuten und Knechten eine neue Lebensperspektive mit einem sozialen Aufstieg verschaffte. Darüber hinaus erreichte der VCH auch, dass sich gerade die ländlichen Unterschichten des Emslands während der Weltwirtschaftskrise nicht radikalisierten, ja sich sogar als besonders treue Anhänger der Zentrumspartei erwiesen.

 

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren die sozialen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Bauern und Heuerleuten nicht beendet. Zwar trat Heinrich Kuhr als CDU-Mitglied in die „Vereinigung des Emsländischen Landvolks“ (VEL) ein, die als Einheitsorganisation des gesamten Bauerntums der Region geplant war. Doch viele Heuerlinge folgten ihm nicht. Ihr Siedlungshunger war weiterhin groß. Sie forderten, im Zuge des Emslandplans neue Höfe zu erhalten. Unterstützung bekamen sie vom „Bauern-, Pächter- und Siedlerbund Niedersachsen“, der im Raum Emsland/Bentheim die Nachfolge des VCH angetreten hatte. Ihr emsländischer Geschäftsführer Franz Holthus (1909-1990) aus Lingen, ein gebürtiger Messinger, gehörte von 1953 bis 1955 für die Zentrumspartei dem Niedersächsischen Landtag an[xi]. Gerade die Heuerleute und Neusiedler erwiesen sich nach dem Krieg als die treuesten Anhänger der wiedergegründeten Zentrumspartei, die von der CDU „bis aufs Messer“ bekämpft wurde. Wegen ihrer sozialen Forderungen und Anti-Aufrüstungspolitik wurde das Nachkriegszentrum von der CDU nicht selten als „kommunistenfreundlich“ verleumdet, konnte sich aber in ihrer Hochburg auf lokaler Ebene noch bis in die 1960-er Jahre halten.

[i] Zur Geschichte des Agrarpolitischen Apparats im Emsland vgl.: LVB Nr. 218 vom 20.09.1933. Zur Tätigkeit von Galens im Verpächterverband und in der NSDAP siehe: Helmut Lensing, Emanuel von Galen-Beversundern – Sein Kontakt zum Nationalsozialismus und zum NS-Regime, in: Joachim Kuropka (Hrsg.), Streitfall Galen, voraussichtlich Vechta 2006.

[ii] Kuhr (wie Anm. 4), S. 69. Heinrich Lübke, der Geschäftsführer der „Deutschen Bauernschaft“, wurde sogar für Monate inhaftiert.

[iii] Münsterischer Anzeiger (weiterhin MA) Nr. 377 vom 09.04.1933, FVB Nr. 44 vom 12.04.1933.

[iv] LVB Nr. 88 vom 14.04.1933, MA Nr. 401 vom 16.04.1933, FVB Nr. 45 vom 15.04.1933, HZ Nr. 45 vom 15.04.1933.

[v] FVB Nr. 40 vom 03.04.1933.

[vi] Siehe dazu: Lensing (wie Anm. 12), S. 87-98, Martin Löning, Die Durchsetzung nationalsozialistischer Herrschaft im Emsland (1933-1935), in: Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte Bd. 12. Hrsg. von der Emsländischen Landschaft, Sögel 1996, 7-353, S. 252.

[vii] Vgl.: LVB Nr. 172 vom 28.07.1933 (hier das Zitat), HZ Nr. 88 vom 26.07.1933 oder KVB Nr. 179 vom 28.07.1933.

[viii] EZ Nr. 199 vom 01.09.1933, LVB Nr. 202 vom 01.09.1933, Der Emsländer, Meppen, Nr. 27 vom 31.08.1933.

[ix] Siehe mit verharmlosender Berichterstattung: KVB Nr. 149 vom 23.06.1933 oder KVB Nr. 153-154 vom 28.06.1933.

[x] HZ Nr. 134 vom 14.11.1933.

[xi] Siehe dazu: Haverkamp (wie Anm. 2), S. 100-101. Zur Gründung der VEL und der Gegnerschaft zum neuen Heuerleuteverband vgl.: Walter Bien, 50 Jahre Landvolk. Chronik der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes e.V. 1947-1997, Meppen 1997, S. 11-15, 18-19.

Agrarkrise und Endphase der Weimarer Republik: 1928 bis 1932

Dr. Helmut Lensing

Landwirte wie Heuerleute litten in den 1920-er Jahren nicht nur unter den massiven infrastrukturellen Defiziten in der Region Emsland/Bentheim. Vor allem die schlechten Wegeverhältnisse führten dazu, dass landwirtschaftliche Produkte nur schwer und unter überdurchschnittlichen Mühen und Kosten in den Handel gelangen konnten. Bei anhaltenden Schlechtwetterphasen musste dies sogar häufig unterbleiben. 1925 fiel die Ernte aufgrund eines besonders heißen Sommers mit heftigen Gewittern unterdurchschnittlich aus. Das Jahr 1926 war sehr nass; im Winter standen die Kartoffelmieten unter Wasser und bis weit in den Sommer hinein gab es Überschwemmungen[i]. Die Landwirte waren gezwungen, die großen Verluste bei der Heu-, Getreide- und Kartoffelernte aufgrund ihrer Geldmittelknappheit durch den kreditfinanzierten Kauf von Futtermittel für das Vieh auszugleichen. Die Hoffnung, 1927 die Schulden der Vorjahre abtragen zu können, erfüllte sich nicht. Es gab starken Frost im Winter und den niederschlagreichsten Sommer seit 50 Jahren[ii]. Dazu kam, dass der Staat, der wegen der Reparationszahlungen stetig in Geldverlegenheit war, erstmals die Region mit Finanzämtern ausstattete und auf die rasche Zahlung der Steuern drang. Im Emsland hatte die wirtschaftliche Not, die zur Abwanderung von Heuerleuten etwa in die rasant wachsende Textilindustrie Nordhorns führte, der Eigenbedarf der Bauern an Land sowie die Ödlandsiedlung bewirkt, dass von den 2608 Heuerstellen von 1927 drei Jahre später lediglich 2271 übriggeblieben waren[iii]. Im August 1928 bezifferte VCH-Geschäftsführer Josef Deters die Schuldenlast der rund 3000 Heuerlingsfamilien des Emslands auf 2,75 Millionen Mark. Notwendige Ertragssteigerungen seien nicht erreichbar, da aus Geldmangel kein Kunstdünger erworben werden könne. Die Schweinepreise seien seit langem im Keller, die letzten beiden Jahre habe es ausgesprochene Missernten gegeben. So könnten Kredite nicht abgetragen, ja selbst die Zinsen häufig nicht mehr bezahlt werden. Im Gegensatz zur Kritik der Bauern betonte Deters jedoch, Steuern und Abgaben würden zwar keine geringe, jedoch nicht die ausschlaggebende Rolle spielen. Er griff vehement diejenigen Verpächter an, die selbst die Steuerzahlung verweigerten, von ihren Heuerleuten jedoch unbarmherzig die Pacht ohne jede Kürzung eintrieben, obgleich sie öffentlich stets die Unrentabilität der Landwirtschaft beklagten[iv].

Zunächst zogen Heuerleute und Bauern noch an einem Strang, um die wirtschaftliche Situation der Landwirtschaft zu verbessern. Gemeinsam forderten sie in der „Landvolk-in-Not-Bewegung“ Ende 1927/Anfang 1928 Hilfen des Staates[v]. Doch schnell trennten sich die Wege. Während wichtige Führungspersonen der EBV-Kreisvorstände in den Landkreisen Bentheim, Meppen und Lingen zur „Deutsch-Hannoverschen Partei“ (DHP) oder der neugegründeten „Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei“ (CNBLP) überliefen, für die der Lingener EBV-Kreisvorsitzende Carl Langenhorst sogar als Spitzenkandidat zur Reichstagswahl vom Mai 1928 kandidierte, unterstützten die Heuerleute weiterhin das Zentrum. Von den beiden agrarischen Protestparteien hatten sie wenig zu erwarten. DHP wie die eher antidemokratische CNBLP unterstützten in der Siedlungsfrage ausschließlich das bäuerliche Konzept der „Siedlung vom Hofe“, was die Kritik des Heuerleuteverbandes herausforderte[vi]. Teile der „Deutschen Bauernschaft“, vor allem in Bayern und Schlesien, präsentierten zur Reichstagswahl eine eigene Partei der Klein- und Mittelbauern, die „Deutsche Bauernpartei“[vii]. Der VCH lehnte die Unterstützung dieser neuen Partei jedoch ab und setzte auf das Zentrum. Folglich erhielt in der ehemaligen CSVG-Hochburg Groß-Dohren das Zentrum bei der Reichstagswahl 80,2% der gültigen Stimmen, die CNBLP nur 5,4% und die DHP 4,5%.

Die großen Bauernorganisationen Deutschlands, so der republikfeindliche, rechtsgerichtete protestantische „Reichslandbund“, die christlich orientierte „Vereinigung der deutschen Bauernvereine“, der auch der EBV angehörte, die kleinbäuerliche „Deutsche Bauernschaft“ sowie der „Deutsche Landwirtschaftsrat“ gründeten am 20. Februar 1929 die „Grüne Front“, um angesichts der Agrarkrise gegenüber dem Staat landwirtschaftliche Interessen besser durchsetzen zu können. Während die dem Zentrum nahestehende „Vereinigung der deutschen Bauernvereine“ ankündigte, mit den beiden antidemokratischen Verbänden, dem „Reichslandbund“ und dem „Deutschen Landwirtschaftsrat“, nur in Sachfragen zusammenarbeiten zu wollen, ging die kleinbäuerliche „Deutsche Bauernschaft“ bald auf Distanz zur „Grünen Front“, da diese nicht nur die Weimarer Regierungen und den demokratischen Staat bekämpfte, sondern unter dem Einfluss der beiden Rechtsverbände kaum Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kleinbauern nahm[viii]. Ende 1930 schied schließlich die „Deutsche Bauernschaft“ offiziell aus der „Grünen Front“ aus[ix].

Im VCH regte sich sehr schnell Kritik an der „Grünen Front“. Georg Schulte, der Geschäftsführer der Siedlungsgenossenschaft „Emsland“, warf bereits im September 1929 in einem Leserbrief unter dem Titel „’Grüne Front’ oder 50 Jahre Rückschritt“ dieser Organisation vor, lediglich die Interessen der Großagrarier zu verfolgen. Beispielsweise nützten die von der „Grünen Front“ geforderten hohen Roggenzölle allein den großen Landbesitzern. Im Emsland werde Getreide fast ausschließlich als Futtermittel benötigt. Die Heuerleute und Kleinbauern würden meist die arbeitsintensive Veredelungswirtschaft betreiben, seien also Schweine- und Viehzüchter. Sie müssten ausländisches Kraftfutter, vornehmlich Getreide, hinzukaufen, weshalb eine Erfüllung dieses Begehrens der „Grünen Front“ sie hart treffen würde[x]. Dies löste umgehend eine Leserbriefkontroverse mit dem EBV aus[xi].

Zur Provinziallandtagswahl vom November 1929 und zu einem von Rechtsparteien angestrengten Volksbegehren, das sich gegen den Youngplan wie gegen die Regierung richtete, rief der VCH Versammlungen ein. Dabei bekämpfte er das Volksbegehren und warb für das Zentrum, das wiederum den Verbandsvorsitzenden Heinrich Kuhr nominiert hatte. So erklärte der VCH-Geschäftsführer: „In punkto Volksbegehren stehen auch die Kleinlandwirte in allen Teilen auf dem Boden des Zentrums, auch sie bekämpfen die unverblümten Machenschaften Hugenbergs und anderer. Schon in der Wahl am kommenden Sonntag werden die Kleinlandwirte dieses beweisen, sie werden beweisen, daß sie einig sind und geschlossen ihre Vertreter wählen. Besonders von der Provinziallandtagswahl gilt dieses. Der Verbandsvorsitzende Kuhr steht an der Spitze der Zentrumsliste. Selbst der lutherische Mitgliedsteil des Kreises Bentheim hat einstimmig erklärt, die Zentrumsliste zu wählen“. Auf diesen Versammlungen wurde zugleich die „Grüne Front“ heftig kritisiert[xii].

Zuvor hatte der VCH jedoch Anfang 1929 eine leidenschaftlich geführte interne Auseinandersetzung zu bestehen. Mitte Januar berichtete das protestantisch-rechtsgerichtete „Lingener Kreisblatt“ von der Generalversammlung des Verbandes, zu der 1000 bis 1200 Heuerleute erschienen waren. VCH-Geschäftsführer Josef Deters übte massive Kritik an einem Beschluss des Kölner Zentrumsparteitags zur Pachtfrage. Der emsländische Zentrumsvorsitzende Gerhard Schwenne (1889-1947), ein geistlicher Lehrer aus Lingen, verteidigte die Parteitagsentschließung. Das Zentrum habe den Schutz der Pächter im Sinn gehabt. Da aber die Heuerlinge eine Besonderheit des Emslandes und des Oldenburger Landes seien, habe man nicht detailliert auf deren Bedürfnisse eingehen können. Immerhin habe sich die Partei in ihrer Gesamtheit klar für einen Pachtschutz ausgesprochen und der VCH-Vorsitzende Kuhr in seiner Rede auf die Notlage des Emslands hingewiesen[xiii]. Kurz darauf, Mitte Februar, vermeldete die Presse, der VCH habe den Diplomlandwirt Dr. Rudolf Buddenböhmer aus Bohmte als Geschäftsführer angestellt[xiv]. Dies schlug ein wie eine Bombe. Die Entlassung und Ersetzung des VCH-Gründers und –Geschäftsführers Josef Deters wirbelte viel Staub auf. Der VCH berief für den 28. Februar 1929 eine Generalversammlung in Lingen ein, um über die Hintergründe aufzuklären. Dort kam es zu heftigen persönlichen Auseinandersetzungen und Deters wurde von vielen Heuerleuten wieder als Geschäftsführer gewählt[xv]. Der Verband stellte indes umgehend klar, die Wiederwahl Deters sei erst nach Abschluss der Versammlung von verbliebenen Heuerleuten getätigt worden, was keinerlei rechtliche Wirkung besitze[xvi]. Daraufhin verlangte eine Zuschrift den Rücktritt Kuhrs, wie dies von einer Versammlung von VCH-Vertrauensleuten aus dem Hümmling und dem östlichen Kreis Meppen in Holte bereits gefordert worden war. In dieser „Holter Erklärung“ kritisierten die VCH-Aktivisten Kuhrs Verhalten bei der Pachtschutzdebatte auf dem Kölner Zentrumsparteitag sowie die Entlassung Deters[xvii]. Der Verband lud nun zu zahlreichen Versammlungen im gesamten Verbreitungsgebiet ein. Ähnlich wie in Wietmarschen dürften sie überall abgelaufen sein. Hier sprachen der neue Geschäftsführer Dr. Buddenböhmer und der Lingener VCH-Kreisvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Joseph Liebner aus Schapen. Inhaltlich wurde stets wenig von den Besprechungen öffentlich gemacht. Über die Wietmarscher Versammlung hieß es lapidar: „Sehr stark bewegte die Anwesenden die Entlassung des ehemaligen Geschäftsführers. Im übrigen wurde der gemeinsame genossenschaftliche Kunstdüngerbezug und der Bezug weiterer landwirtschaftlicher Bedarfsartikel durch die Hauptgenossenschaft landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe, der der Heuerleute-Verband angeschlossen ist, beschlossen[xviii].

Der Lingener VCH-Kreisvorsitzende Liebner antwortete Mitte April 1929 in einer ausführlichen Presseerklärung auf die sogenannte „Holter Erklärung“. Darin behauptete er, der Verband habe in den letzen Wochen zahlreiche Neuaufnahmen verzeichnet und zusammengebrochene Ortsgruppen lebten jetzt wieder auf. Er selbst fordere schon lange ein Ende des „Systems Deters“. Bereits 1926 habe er die Entlassung des Verbandsgründers verlangt, da dieser die Geschäftsführung immer interessenloser betrieben und sich statt dessen intensiv um eigene Nebengeschäfte gekümmert habe. Durch öffentliche Äußerungen etwa zu den staatlichen Heuerleutekrediten (so etwa: „Wir nehmen die Kredite, zahlen sie aber nicht zurück!“), für die sich das Zentrum eingesetzt hatte, habe Deters den Verband schwer diskreditiert. Ferner warf Liebner Deters vor, bei Heuerleuten in schwindelhafter Weise trügerische Hoffnungen auf Siedlungsstellen genährt und nicht zuletzt für die Vermittlung von Siedlerstellen oder für Hilfe bei Streitfällen Gelder und Schinken gefordert zu haben. Überdies habe er zunehmend engen Verkehr mit Verpächtern, so dem Fürstlich Bentheimischen Rentmeister, geführt, was nicht zum Vorteil der Heuerleute gewesen sei. Wenn man Kuhr einen Vorwurf machen könne, dann den, Deters nicht schon früher beurlaubt zu haben[xix]. Dem entlassenen Geschäftsführer Deters gelang es, mehr als die erforderlichen 10% der Mitglieder dazu zu bewegen, schriftlich eine außerordentliche Generalversammlung über seine Entlassung zu fordern. Diese fand am 28. April 1929 in Lingen statt. Dazu veröffentlichte der VCH-Vorstand folgenden Aufruf an die Mitglieder:

Quelle: Lingener Kreisblatt Nr. 98 vom 27.04.1929.

Die außerordentliche Generalversammlung wurde von 1500 bis 1800 Heuerleuten besucht. Kuhr erläuterte erstmals öffentlich die Gründe für die Entlassung seines alten Weggefährten Deters im Februar. Deters selbst war nicht erschienen. Bei der Wiederwahl des bisherigen Vorstands verzeichnete dieser schließlich nur ganze drei Gegenstimmen. Anschließend informierte der Geschäftführer der „Deutschen Bauernschaft“, Heinrich Lübke, der wegen der Brisanz des Vorgangs eigens nach Lingen gereist war, über den Pachtschutz, Siedlungsfragen und die neue Einheitsorganisation „Grüne Front“[xx]. Anscheinend hatte Deters die Mitgliedschaft des VCH in der „Deutschen Bauernschaft“ in Frage gestellt, denn der Meppener „Katholische Volksbote“ kommentierte die Entscheidung dahingehend, dass nicht nur der Zwist im Verband nun beigelegt, sondern auch der Verbleib des Verbandes in der „Deutschen Bauernschaft“ sichergestellt sei[xxi]. Danach kehrte Ruhe im VCH ein, der anschließend zahlreiche Versammlungen einberief, so in Ohrtermersch im Kreis Bersenbrück, in Bimolten in der Niedergrafschaft, in Geeste im Kreis Meppen oder im Hümmlinger Dorf Lahn, also in allen Teilen des Verbreitungsgebiets, um eingegangene Ortsgruppen zu reaktivieren und über die Vorfälle zu informieren[xxii]. Folglich vermeldete der Verband am Ende des Jahres steigende Mitgliederzahlen[xxiii].

Auf der VCH-Generalversammlung Ende Dezember 1930 berichtete der Vorstand erneut von Mitgliederzuwächsen. Kuhr bekräftigte dort die Unterstützung der Heuerleute für das Zentrum und insbesondere für den regionalen Reichstagsabgeordneten Dr. Heinrich Brauns, der viel für die Siedlungsbemühungen getan habe. Von den Nationalsozialisten könnten die Heuerleute nichts erwarten. Abschließend kündigte Kuhr an, der Verband wolle nun im Kreis Aschendorf die Organisationstätigkeit aufnehmen[xxiv].

Angesichts der zunehmenden Gefährdung der Republik von Weimar intensivierte der VCH seine Versammlungstätigkeit, wobei neben berufspezifischen Fragen und der Siedlungsproblematik verstärkt aktuelle politische Themen behandelt wurden. So sprach sich der Verband beispielsweise in einer Zeitungsanzeige im August 1931 gegen den von den rechten Republikgegnern initiierten Volksentscheid gegen die Preußenregierung aus und empfahl den Mitgliedern, den Volksentscheid zu boykottieren oder mit „Nein“ zu stimmen[xxv]. 1932 warb der VCH in Aufrufen für die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten, um eine Präsidentschaft des NSDAP-Parteiführers Adolf Hitler zu verhindern[xxvi]. Die steigende wirtschaftliche Not trieb, so die Einschätzung des Verbandes, immer mehr Heuerleute in den VCH, um dessen Hilfen in Anspruch zu nehmen[xxvii]. Der politische Wind wehte dem Verband in der Weltwirtschaftskrise, von der im landwirtschaftlichen Bereich die extrem rechten Parteien profitierten, zunehmend entgegen. So wehrte sich der Bauernfunktionär und Zentrumspolitiker Clemens Hesemann (1897-1981) aus Handrup, 1933 kurzzeitig emsländischer Zentrumsvorsitzender, auf einer Wahlveranstaltung seiner Partei in Langen im Sommer 1932 gegen das Schlagwort der Rechtsparteien des Landstrichs vom „Siedlungsbolschewismus“, mit dem diese die Arbeit des VCH zu diskreditieren suchten. Er sprach sich eindeutig für die Siedlung aus[xxviii]. Trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten warb der Kleinbauernverband weiterhin für die Demokratie von Weimar. Auf einer Notkundgebung Anfang Januar 1933 in Lingen machten folglich die Verbandsvertreter den versammelten Heuerleuten und Knechten klar, nicht das „System“ sei an der Notlage schuld, sondern eine verfehlte Agrarpolitik[xxix]. Wo der Verband politisch stand, wurde bei dieser Gelegenheit wieder augenscheinlich demonstriert. Als Gastredner trat der regionale Zentrumsreichstagsabgeordnete August Wegmann (1888-1976) aus Oldenburg auf. Überdies beschlossen die Anwesenden, dem von den rechten Parteien wegen seiner fortschrittlichen Sozialpolitik heftig befehdeten ehemaligen Zentrumsminister Dr. Heinrich Brauns zu seinem 65. Geburtstag demonstrativ ein Glückwunschtelegramm zu senden[xxx].

[i] Siehe: FVB Nr. 87 vom 28.07.1925, ZuA Nr. 3 vom 05.01.1926, LT vom 29.09.1926. Vgl. ebenso: BZ Nr. 101 vom 16.08.1926 oder ZuA Nr. 7 vom 09.01.1926.

[ii] FVB Nr. 136 vom 12.11.1927, HZ Nr. 63 vom 03.08.1927 und EZ Nr. 260 vom 09.11.1927. Zum ganzen Komplex vgl.: BZ Nr. 111 vom 14.05.1929 und KVB Nr. 34 vom 20.03.1928.

[iii] Bölsker-Schlicht (wie Anm. 1), S. 439. Die „Ems-Zeitung“ bezifferte die Abwanderung von Heuerleuten in die Nordhorner Industrie im Februar 1929 für die letzten Jahre auf rund 350 Heuerlingsfamilien (EZ Nr. 28 vom 02.02.1929).

[iv] FVB Nr. 101 vom 27.08.1928.

[v] Helmut Lensing, Die Landvolk-in-Not-Bewegung von 1928 im Emsland, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes Bd. 40/1994, Sögel 1993, S. 44-63.

[vi] Siehe etwa Deters Kritik an der diesbezüglichen Stellung des Loruper DHP-Landtagsabgeordneten Wilhelm Borgmann in: LVB Nr. 84 vom 19.07.1928. Der Nachfolger Pennemanns als Zentrumsreichstagsabgeordneter, Dr. Johannes Drees, war zwar Bauernfunktionär, hatte sich aber in seiner Dissertation mit der Heuerlingsfrage beschäftigt und stand vielen Forderungen des VCH aufgeschlossen gegenüber, zumal sein Bruder sogar in Kluse durch die „Siedlungsgenossenschaft Emsland“ siedeln konnte.

[vii] Fritsch (wie Anm. 75), S. 571. Die „Deutsche Bauernpartei“ zog mit acht Abgeordneten in den Reichstag ein.

[viii] Siehe dazu: Lutz Fahlbusch, Grüne Front (GF) 1929-1933, in: Fricke (wie Anm. 75), S. 72-75.

[ix] Fritsch (wie Anm. 75), S. 572.

[x] LVB Nr. 219 vom 20.09.1929.

[xi] Die Antwort des EBV in: LVB Nr. 229 vom 02.10.1929. Schulte widersprach dem heftig und erhielt in einer Zuschrift Unterstützung vom Provinziallandtagsabgeordneten Heinrich Bergmann aus Ankum, dem Vorsitzenden des Zentrums im Kreis Bersenbrück (LVB Nr. 237 vom 11.10.1929).

[xii] LVB Nr. 263 vom 12.11.1929. Der Medienmogul Alfred Hugenberg war der neue Vorsitzende der rechtsextremen „Deutschnationalen Volkspartei“, der vehement die Republik bekämpfte und die Großagrarier stützte. Die Grafschafter Bevölkerung war nicht, wie Buddenböhmer behauptete, größtenteils lutherisch, sondern reformiert und altreformiert.

[xiii] LVB Nr. 15 vom 18.01.1929, LKB Nr. 16 vom 19.01.1929, siehe auch: LT vom 17.12.1928.

[xiv] LKB Nr. 45 vom 22.02.1929.

[xv] LKB Nr. 52 vom 02.03.1929.

[xvi] LKB Nr. 55 vom 06.03.1929.

[xvii] LKB Nr. 83 vom 10.04.1929.

[xviii] LVB Nr. 90 vom 18.04.1929. Ähnlich in Nordhorn, wo sich mehrere Grafschafter Ortsgruppen trafen (LVB Nr. 93 vom 22.04.1929), in Emsbüren mit den Ortsgruppen Emsbüren, Listrup, Mehringen, Leschede, Ahlde und Elbergen, die sich über ihre Vernachlässigung durch Deters beklagten (LVB Nr. 97 vom 26.04.1929), in Schapen mit den Ortsgruppen Schapen, Spelle und Beesten, in Freren, in Lengerich oder in Holte für die Ortsgruppen des Südhümmlings (FVB Nr. 31 vom 13.03.1929).

[xix] LKB Nr. 92 vom 20.04.1929.

[xx] LKB Nr. 100 vom 30.04.1929, LVB Nr. 99 vom 29.04.1929, FVB Nr. 50 vom 29.04.1929.

[xxi] KVB Nr. 50 vom 30.04.1929.

[xxii] FVB Nr. 94 vom 12.08.1929.

[xxiii] LVB Nr. 290 vom 14.12.1929.

[xxiv] LVB Nr. 288 vom 12.12.1930.

[xxv] HZ Nr. 90 vom 04.08.1931.

[xxvi] EZ Nr. 80 vom 06.04.1932 oder FVB Nr. 43 vom 09.04.1932. Das offensive Eintreten für Hindenburg wurde vorher in Ortsgruppenversammlungen ausführlich begründet (siehe z.B. für die Ortsgruppe Dohren: HZ Nr. 33 vom 19.03.1932). Auch beim zweiten Wahlgang warb der VCH für Hindenburg (HZ Nr. 40 vom 07.04.1932).

[xxvii] FVB Nr. 154 vom 25.12.1931.

[xxviii] FVB Nr. 87 vom 20.07.1932.

[xxix] Lengericher Nachrichten, Ankum, Nr. 6 vom 08.01.1933.

[xxx] KVB Nr. 6 vom 07.01.09.1933.

Die Siedlungsanstrengungen des „Vereins Christlicher Heuerleute“

Dr.  Helmut Lensing

Ab 1925 rückte der Kampf um den Pachtschutz, der immer nur befristet galt, in der öffentlichen Tätigkeit des VCH etwas in den Hintergrund. Nun konzentrierte sich die politische Arbeit des Verbands auf die Förderung der Siedlung. Der Landhunger der Heuerleute und ihr Wille, durch die Siedlung als selbstständige Landwirte finanziell und sozial aufzusteigen, war groß. Auch Heinrich Kuhr hatte 1923 seine Heuerstelle in Bramhar verlassen und im Bienerfeld gesiedelt. Das emsländische Zentrum, das die Brisanz dieser Frage erkannt hatte, lud deshalb für den 26. Mai 1926 zu einer Sitzung des Vorstands der „Zentrumsvereinigung Emsland“ mit Repräsentanten der Bauern, Pächter und Heuerleute ein. Anwesend waren außerdem Zentrumsabgeordnete, so der Landtagsabgeordnete Josef Hagemann als Mitglied des landwirtschaftlichen Ausschusses. Dieser berichtete über seine Bemühungen zur Emslandkultivierung und über die Arbeit der dazu eingesetzten „Deutschen Ödlandkultivierungsgesellschaft“ (Dökult). Die Partei versuchte, zwischen den Kontrahenten zu vermitteln. Einerseits unterstützte sie die Kultivierungsforderungen der Heuerlinge, da angesichts der riesigen Brachflächen im Emsland die Eigentümer den Aufwand nicht allein tragen könnten, dies also eine staatliche Aufgabe sei. Andererseits setzte sie sich aber auch für die finanzielle Unterstützung der bäuerlichen „Siedlung vom Hofe“ ein, bei der die Eigentümer Ödlandflächen zur Hoferweiterung bzw. zur Siedlung für nachgeborene Kinder schaffen wollten. Allerdings sollten staatliche Kultivierungsarbeiten nur nach einer Verständigung mit den bäuerlichen Eigentümern erfolgen[i]. So beschäftigte sich auch der Arbeitsminister Dr. Heinrich Brauns auf dem 2. emsländischen Zentrumsparteitag im Oktober 1926 in Lingen, bei dem die Landwirtschaftspolitik im Mittelpunkt stand, mit der Siedlungsfrage. Der VCH hatte deshalb seine Mitglieder, soweit sie Zentrumsanhänger waren, eigens zu einer Teilnahme aufgerufen, da Brauns einer der eifrigsten Förderer der Siedlung sei[ii]. Die regionale Presse berichtete nun verstärkt über Siedlungsfragen und Aktivitäten der Zentrumspartei zur Erleichterung der Ödlandkultivierung in der Region, so beispielsweise im November 1926 über einen parlamentarischen Vorstoß zur Melioration in Wietmarschen entlang des Süd-Nord-Kanals oder von einem Urantrag der Partei zur planmäßigen Besiedlung der Emslandmoore[iii].

Am 28. Oktober 1926 veranstaltete der „Verein Christlicher Heuerleute“ in Lingen eine große Siedlertagung, auf der Josef Hagemann, ein Vertreter der Landtagsfraktion der siedlungsfreundlichen linksliberalen „Deutschen Demokratischen Partei“ und der Geschäftsführer des „Reichsverbandes landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe“, Kulturingenieur Heinrich Lübke, sprachen. Die mit rund 2000 Menschen stark besuchte Versammlung beschloss, entweder selbst eine Siedlungsgenossenschaft zu gründen oder sich einer bestehenden anzuschließen[iv]. Schon wenig später machte der „Verein Christlicher Heuerleute“ Nägel mit Köpfen, da eine geeignete Gesellschaft nicht zur Verfügung stand. Auf einer Generalversammlung am 9. Dezember 1926 in Lingen gründete der VCH die „Siedlungsgenossenschaft Emsland“ mit Sitz in der Emsstadt. Vorsitzender wurde der VCH-Leiter Heinrich Kuhr. In den Vorstand wurde wegen seiner Verdienste um die Siedlung auch der Zentrumspolitiker Josef Hagemann gewählt[v]. Heinrich Kuhr berichtete über den Beginn der Tätigkeit: „Mit 20.000,- Mark Darlehen wurden die ersten Flächen in Lohe, Kreis Meppen, angekauft. Unter ihrem nimmermüden Geschäftsführer Dr. Schulte gelang es der Genossenschaft, bis 1933 = 261 Bauern anzusetzen[vi]. Mit Dr. Schulte war ihr Geschäftsführer Georg Schulte gemeint, der nach dem Zweiten Weltkrieg Leiter der Lingener Zweigstelle der „Hannoverschen Siedlungsgesellschaft“ wurde.

Doch bis endlich die ersten konkreten Siedlungsmaßnahmen im Emsland in Angriff genommen werden konnten, verging Zeit – zuviel Zeit für die landhungrigen Heuerleute. So vermittelte die Dachorganisation der Kleinbauernverbände, der „Reichsverband landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe“, alsbald Siedlungen im Osten, wo Güter aufgekauft wurden. In Giesenbrügge im Kreis Soldin in Ostbrandenburg siedelten 18 Familien aus dem Kirchspiel Lengerich, sieben aus dem Kirchspiel Bawinkel und fünf aus dem Kirchspiel Herzlake. Weitere Heuerleute aus dem Emsland ließen sich im unweit gelegenen Schönow im hinterpommerschen Kreis Pyritz und im nahe liegenden Hohengrape im Kreis Soldin/Neumark nieder. Einzelne Familien gingen nach Tempelhof oder nach Mecklenburg. Infolge des großen Kinderreichtums der Heuerleute waren es ansehnliche Gruppen, die damit das Emsland verließen. So fuhren am 2. Oktober 1929 aus dem Raum Lengerich vom Bahnhof Freren aus 80 Menschen nach Schönow. Die Ostsiedler bekamen Höfe von 15 bis 16 Hektar, wobei der Boden weitaus besser war als im Emsland. Die Neusiedler unternahmen sogleich beträchtliche Anstrengungen, um für eine Kirche und seelsorgliche Betreuung zu sorgen, denn Katholiken waren – mit Ausnahme von polnischen Saisonarbeitern – in der neuen Heimat unbekannt. 1945/46 mussten die ehemaligen Heuerleute die nun polnisch gewordenen Gebiete verlassen. Als sogenannte Rückwanderer fanden bis 1953 im Bourtanger Moor, etwa in der Bauerschaft Sustrumer Moor, 56 Familien neue Siedlerstellen[vii].

 

Doch dann setzte im Emsland ebenfalls die Siedlung ein. Insbesondere schuf die Siedlungsgenossenschaft neue Bauernhöfe im nördlichen Emsland, wie der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen ist. 1930 entfielen von den 199 Neusiedlerstellen im Emsland auf den

Kreis Aschendorf                    83

Kreis Meppen                          59

Kreis Hümmling                      46

Kreis Grafschaft Bentheim     6

Kreis Lingen                           5.

 

In der Grafschaft Bentheim sollten zwar weitaus mehr Siedlerstellen geschaffen werden, doch wehrten sich hier die Grundbesitzer mit Hilfe der DVP und der DNVP mit aller Macht gegen eine Enteignung oder auch nur den erzwungenen Verkauf von Ödland, das freiwillig niemand hergeben wollte[viii].

 

Tab. 5: Ankauf und Besiedlung von Ödlandflächen durch die Siedlungsgenossenschaft Emsland bis Ende 1930[ix]

 

Größe in ha Kulturland in ha Ödland

in ha

Siedler Neubauten
Lohe, Meppen 86 86 8 8
Apeldorn 92 92 8 8
Andrup 20 20 2 2
Lehrte 12 12 1 1
Bramsche 12 12 *
Dalum 136 136 9 9
Kl. Berßen 42 42 4 4
Lähden 14 14 1 1
Verßen 64 64 5 5
Bawinkel 43 43 4 4
Bookholt 46 46 4 4
Gr. Berßen 349 6 343 30 30
Kathen 135 2 133 10 10
Lastrup 71 10 61 6 6
Eisten 24 1 23 2 2
Wehm 27 10 17 2 2
Altharen 73 73 7 7
Bimolten 23 23 3 3
Bramhar, Meppen 14 14 2 2
Bückelte 22 22 2 2
Hüven 13 13 1 1
Lotten 31 31 3 3
Tinnen-Emmeln 470 470 35 35
Kluse 487 2 485 38 38
Sandheim, Meppen 125 105 20 10 9
Gersten 8 1 7 1 1
Schwefingen 17 17 2 2
Gesamt 2456 137 2319 199 197**

* Anliegerstelle. ** In Bramsche und Sandheim war jeweils schon ein Gebäude vorhanden.

 

Trotz aller Klarstellungen und diesbezüglichen Veröffentlichungen warfen die Verpächter dem VCH und der Siedlungsgenossenschaft unverdrossen vor, sie würden sich dafür einsetzen, ihr Land entschädigungslos enteignen zu lassen. Dem trat Heinrich Kuhr Anfang 1929 in der Presse mit folgenden Zeilen öffentlich entgegen:

Als ich im Dezember 1919 zum erstenmale im Reichsarbeitsministerium mit dem Referenten des Herrn Reichsarbeitsministers (Sozialdemokrat) eine Besprechung über die kommende Pachtschutzordnung hatte, wurde mir die Frage vorgelegt: „Ob wir nicht eine Bewegung einleiten wollten, die darauf hinauslief, das Heuerlingsverhältnis in ein Eigentumsverhältnis auf dem Wege der Enteignung zu überführen“. Diese unvermutete Frage ließ mich nach einigen Augenblicken Bedenken mit einem absoluten Nein antworten. Zur Begründung habe ich damals ausgeführt, daß ich es allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertreten werden könne, generell alle Heuern auf diesem Wege in Eigentum zu überführen, da die zum größten Teil parzellierten und viel zu kleinen Heuerstellen keine angemessene Existenzbasis darstellten, um allein aus dem Ertrage dieser Stellen eine Familie ernähren zu können. Des weiteren wies ich darauf hin, daß nach der Reichsverfassung eine Enteignung nur gegen Entschädigung in Frage käme. Es wäre aber nicht vertretbar, aus einem Heuermann einen Schuldner des Verpächters zu machen[x].

Selbst während der Weltwirtschaftskrise setzte die VCH-Siedlungsgenossenschaft ihre Tätigkeit erfolgreich weiter fort. So schuf sie zwei völlig neue Ortschaften, nämlich Renkenberge bei Lathen im Kreis Aschendorf und Osterbrock im Kreis Meppen. Hier hatte die Siedlungsgenossenschaft „Emsland“ 1932 das Gut Geeste mit 832 Hektar von der Harpener Bergbau AG gekauft sowie in Renkenberge eine Ödlandfläche von 663 Hektar. Während diese Flächen noch besiedelt wurden, beendeten geänderte politische Umstände ein drittes Großprojekt. Im Bourtanger Moor erwarb die Siedlungsgenossenschaft 1930/31 rund 2600 Hektar zusammenhängende Moor- und Heideflächen, die anschließend erst einmal vom „Freiwilligen Arbeitsdienst“ entwässert wurden. Doch bevor hier die Siedlung im großen Maßstab beginnen konnte, wurde die Siedlungsgenossenschaft – wie weiter unten beschrieben wird – durch den NS-Staat gleichgeschaltet und bald darauf aufgelöst. Das Land Preußen kaufte die Flächen in Sustrum und Walchum auf[xi]. Immerhin waren in der Siedlung Kluse bereits 44 Neusiedlerstellen errichtet worden[xii], auch die Schaffung des neuen Siedlerdorfes Hasselbrock konnte noch in Angriff genommen werden[xiii]. Der VCH und die Siedlungsgenossenschaft veröffentlichten stetig Berichte, die vom Fortschritt der Siedlungsbemühungen und vom Kauf neuer Ödlandflächen kündeten oder der Information von Siedlungswilligen dienten, wobei sie zur Unterrichtung der Heuerleute über die Siedlung sogar das hochmoderne Medium Film einsetzten[xiv].

Wie stark der Siedlungshunger der Heuerleute war, zeigt die Mitgliederzahl der Siedlungsgenossenschaft. Aufgenommen wurden hier nur Personen, die nach einer strengen Prüfung Willen und Eignung zur Siedlung nachweisen konnten.

 

Tab. 6: Mitgliederzahlen der „Siedlungsgenossenschaft Emsland“[xv]

1926    109

1928    306, davon wurden 147 angesiedelt

1929    338

1930    370

1931    398

 

[i] LVB Nr. 63 vom 01.06.1926, KVB Nr. 63 vom 03.06.1926. Die Generalversammlung des EBV forderte 1926, für jede Mark, die die Dökult zur Ödlandkultivierung vom Staat bekäme, müssten im Gegenzug die Bauern ebenfalls eine Mark für die Siedlung vom Hofe erhalten (Herzlake-Holter Zeitung, Haselünne, Nr. 44 vom 02.06.1926).

[ii] LVB Nr. 122 vom 19.10.1926, LVB Nr. 126 vom 28.10.1926.

[iii] LVB Nr. 132 vom 11.11.1926, LVB Nr. 130 vom 06.11.1926, LVB Nr. 131 vom 09.11.1926, LVB Nr. 136 vom 20.11.1926 , LVB Nr. 143 vom 07.12.1926 oder LVB Nr. 148 vom 18.12.1926.

[iv] LVB Nr. 125 vom 25.10.1926, LT vom 03.11.1926, KVB Nr. 128 vom 03.11.1926.

[v] LT vom 14.12.1926, Haverkamp (wie Anm. 2), S. 93.

[vi] Kuhr (wie Anm. 4), S. 69. Zu Schulte: Haverkamp (wie Anm. 2), S. 93.

[vii] Siehe dazu ausführlich: Josef Grave, Heuerleute – West-Ostsiedler – Rückwanderer. Auf den Spuren emsländischer Familien in Hinterpommern und Ostbrandenburg, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes Bd. 41/1995, Sögel 1994, S. 330-342, sowie zu der Auswanderung in der Presse: LVB Nr. 244 vom 19.10.1929 (aus Wettrup gehen zehn Heuerlingsfamilien nach Pommern, eine Familie siedelt in Handrup, zwei in Oldenburg und drei Heuerleute haben im Ort einen Hof bekommen), LVB Nr. 250 vom 26.10.1929 (Lengericher VCH-Vorsitzender Gräber wandert nach Pommern aus), FVB Nr. 19 vom 12.02.1930 oder FVB Nr. 87 vom 20.07.1932.

[viii] Siehe beispielhaft den Kampf in Bookholt, wo 1000 Morgen Ödland enteignet werden sollten (ZuA Nr. 15 vom 18.01.1929, ZuA Nr. 224 vom 23.09.1929 oder Bentheimer Zeitung (weiterhin BZ) Nr. 116 vom 18.05.1928 mit einem beigebundenen Flugblatt der DVP gegen die Siedlungsgenossenschaft „Emsland“).

[ix] Geschäftsbericht der Siedlungsgenossenschaft „Emsland“, Lingen, bis zum 31. Dezember 1930, in: LVB Nr. 181 vom 11.08.1931.

[x] Kuhr, Untergang (wie Anm. 52).

[xi] Siehe dazu und zur Siedlungsgenossenschaft „Emsland“: Christof Haverkamp, Die Erschließung des Emslandes im 20. Jahrhundert als Beispiel staatlicher regionaler Wirtschaftsförderung. Hrsg. von der Emsländischen Landschaft (= Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte Bd. 7), Sögel 1991, S. 41-46. In Osterbrock siedelten vornehmlich Heuerleute aus der Frerener und Lengericher Umgebung (FVB Nr. 44 vom 12.04.1933 und FVB Nr. 69 vom 10.06.1933).

[xii] HZ Nr. 52 vom 05.05.1932. Die Siedler waren Heuerleute aus Setlage, Thuine, Andervenne und Freren (FVB Nr. 53 vom 02.05.1932).

[xiii] EZ Nr. 261 vom 14.11.1933.

[xiv] HZ Nr. 14 vom 31.01.1931. Siehe zum Vorherigen z.B.: FVB Nr. 24 vom 24.02.1930, KVB Nr. 70 vom 24.03.1931 oder BZ Nr. 191 vom 17.08.1931.

[xv] Eigene Zusammenstellung aus Zeitungsberichten.

Der „Verein Christlicher Heuerleute“ 1920 bis 1927

Dr. Helmut Lensing

Am 21. Januar 1920 fand die erste Generalversammlung des VCH in Meppen statt, wozu bereits gut 700 Mitglieder eintrafen. Der Vorsitzende Josef Deters aus Handrup gab einen leider nicht in der Presse wiedergegebenen Bericht über den Organisationsstand des Vereins. Der Heuermann Heinrich Kuhr aus Bramhar, der zum zweiten Mann im Verband aufgestiegen war[i], informierte über seine Verhandlungen zum Pachtschutz am 6. Dezember 1919 im Berliner Arbeitsministerium[ii]. Die größtenteils nur mündlichen Heuerverträge sollten nach dem Willen der Heuerleute obligatorisch in schriftliche Verträge umgewandelt werden, da immer mehr Landwirte dazu übergingen, den Heuerleuten unvermittelt zu kündigen. In der Regel musste dann das größtenteils nur gemietete Heuerhaus postwendend geräumt werden. Die Heuerlinge standen in diesem Fall vor dem Nichts. Weiterhin gab es über die gegenseitigen Arbeitsleistungen zunehmend Streit. Bereits während des Krieges hatte eine starke Teuerung eingesetzt, die in der Nachkriegszeit noch an Tempo gewann, was 1923 zur Hyperinflation und dem völligen Zusammenbruch der deutschen Währung führte. Die Inflation machte nun die nicht selten vor langer Zeit mündlich ausgehandelten Verrechnungstarife für die gegenseitige Arbeitshilfe obsolet. Als Erfolg führte Kuhr an, der Verband habe in Berlin großen Einfluss bei der Vorlage der Pachtschutzordnung ausgeübt und verhindert, dass Pachtzeiten von einem Jahr oder weniger zugelassen würden.

Die Heuerleute wählten einen Vorstand, der aus Josef Deters aus Handrup, Heinrich Kuhr aus Bramhar, Hermann Voß aus Emmeln, von Wulfen aus Hollenstede im Kreis Bersenbrück und einem Wilkens aus Groß-Stavern bestand. Die Generalversammlung beschloss, einen hauptamtlichen Sekretär anzustellen und den Sitz des Verbandes von Lengerich nach Lingen zu verlegen. Überdies solle sich der VCH für die Förderung des Eigenheimbaus von Heuerleuten, Pächtern und Landarbeitern bei der Regierung einsetzen[iii].

In Lingen schlug der „Verein christlicher Heuerleute, Pächter und Kleinbauern e.V. für die Kreise Lingen, Meppen, Hümmling, Bersenbrück und Bentheim“, wie er sich 1924 offiziell nannte, seinen Sitz in der Bauerntanzstraße 3 mitten in der Stadt auf, später in der Haselünner Straße 5 und zum Oktober 1930 in der Marienstraße 15 neben der Lingener Post. Die Geschäftsstelle leitete der seit dieser Generalversammlung hauptamtlich angestellte Verbandsgründer Josef Deters, der deshalb nach dieser ersten Generalversammlung vom Vorsitz zurücktrat. Sein Nachfolger wurde Heinrich Kuhr, der bis 1933 den Verband leitete. Rechnungsführer war Franz Speller aus Settlage im Kreis Lingen[iv].

 

Um die Ziele des Vereins durchzusetzen, bedurfte es Verbündeter. So beschloss in Quakenbrück am 4. Februar 1920 eine gemeinsame Konferenz des sozialistischen „Nordwestdeutschen Heuerlings-Verbandes“ und des VCH eine enge Zusammenarbeit bei Regierungskontakten. Dazu bildeten beide einen lockeren Zusammenschluss unter dem Namen „Interessen-Verband der Heuerleute“. Die SPD-Heuerleute-Organisation war am 20. März 1919 in Badbergen gegründet worden. Sie fand im Osnabrücker Land beachtliche Verbreitung und in ihr waren dort mehr als 90% der Heuerleute organisiert[v]. Beide Verbände vereinbarten, Angriffe gegen den Verbündeten zu unterlassen, keine Werbung für sich im Verbreitungsgebiet des Partners zu betreiben und gemeinsame Vorstandstagungen zur Koordinierung der Arbeit abzuhalten. Schwerpunkt der gemeinsamen Tätigkeit solle der Kampf gegen die Schlafbutzen, die bei den Heuerleuten für eine extrem hohe Tuberkulose-Sterblichkeit sorgten, für menschenwürdige Wohnungen sowie der Einsatz für die Besiedlung des Ödlandes, notfalls durch Enteignungen, sein[vi]. Schnell konnten beide Verbände einen ersten Erfolg vermelden. Am 9. Juni 1920 wurde die Pachtschutzordnung für zunächst zwei Jahre erlassen, später auf Druck der Kleinlandwirteverbände immer wieder verlängert. Weiterhin wurden die obersten Landesbehörden ermächtigt, Pachteinigungsämter zu errichten. In Preußen wurden sie bei den Amtsgerichten angesiedelt und beschäftigten sich hauptsächlich mit Einsprüchen gegen die Pachtkündigungen von Verpächtern, wobei sie häufig die Unwirksamkeit der einseitigen Vertragsauflösungen feststellten[vii].

 

Allerdings beklagten sich die Heuerleute darüber, dass ihre Forderungen in der emsländischen Zentrumspartei, in der Pächter wie Verpächter traditionell ihre politische Heimat besaßen, auf wenig Gehör stießen. So berichtete das Vereinsorgan kurz vor der ersten Reichstagswahl vom 6. Juni 1920 über eine erste Unterredung des Vorstands mit dem emsländischen Zentrumsvorsitzenden, dem Lingener Oberlehrer Dr. Karl Stuke (1883-1945), am 27. April über „Wahlfragen“. Unter der Überschrift „Wie wir verschrieen sind!“ schrieb das Blatt: „Der Herr hatte sich ein Bild von uns gemacht, das uns zu der Aeußerung veranlasste: „Wenn wir so sind, wenn wir das alles wollen, ja, dann sind wir ja Kommunisten und Spartakisten vom reinsten Wasser!“. So z.B. glaubte der Herr allen Ernstes, daß wir eine Enteignung der jetzt von uns bewohnten Heuern ohne Entschädigung an den Besitzer forderten. Das wäre doch in Meppen festgelegt! Wie staunte der gute Mann, als wir ihm den wahren Sachverhalt aufzählten und begründeten, als wir ihm einzelne Vorkommnisse, welche die jetzigen unhaltbaren Zustände grell beleuchteten, berichteten! In einer halben Stunde war aus einem Saulus ein Paulus geworden“[viii].

 

Hintergrund dieser Unterredung war eine Personalentscheidung des Zentrums zur Reichstagswahl, die für großen Unmut bei den Heuerleuten und christlichen Gewerkschaftern vor allem im Kreis Lingen, dem Ursprung der Heuerleute-Bewegung, sorgte. Das Zentrum hatte den bisherigen zweiten regionalen Abgeordneten in der Weimarer Nationalversammlung, den Arbeitervertreter Josef Hagemann (1875-1950) aus Osnabrück[ix], nicht wieder auf einen sicheren Platz seiner Wahlkreisliste nominiert, sondern ihn erst auf den aussichtslosen Platz 3 platziert. Neuer Kandidat auf Platz 2 war der um das ländliche Genossenschaftswesen verdiente Bauernführer Theodor Pennemann (1861-1932)[x] aus dem nordemsländischen Brual. Vom Großbauern hieß es, er lehne die staatliche Ödlandkultivierung zugunsten der Heuerlinge ab, präferiere stattdessen die bäuerliche „Siedlung vom Hof“ und stehe dem Verpächterverband nahe. Demgegenüber besaß der langjährige Sekretär der „Katholischen Arbeiterbewegung“ im Bistum Osnabrück und christliche Gewerkschaftsführer Josef Hagemann wegen seines Einsatzes für die „kleinen Leute“ einen guten Ruf bei den Heuerlingen. Seine Zurückstufung hatte eine linkskatholische Abspaltung von der Zentrumspartei im Lingener Land zur Folge. Die „Christlich-Soziale Volkspartei“, deren Führungsmannschaft christliche Gewerkschafter aus Lingen stellten, erhielt bei der Reichstagswahl bezeichnenderweise in den beiden katholischen Kreisen mit der größten Heuerlingsbevölkerung auch die meisten Stimmen, nämlich im Kreis Lingen 4,8% und im Kreis Meppen 1,7%. Um die Heuerleute zurückzugewinnen, kam ihnen die Zentrumspartei als Sofortmaßnahme personell entgegen. Sie veranlasste den Osnabrücker Handwerkervertreter Franz Langewand (1871-1952) noch 1920, sein Mandat in der verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung niederzulegen, wodurch Hagemann als Nachrücker dieses wichtige parlamentarische Mandat einnahm. Bis 1933 gehörte er dann dem Preußischen Landtag an.

 

Da das Zentrum nach Ansicht des Verbandes weiterhin zu wenig Anstalten machte, sich auf die Anliegen der Heuerleute einzulassen, ging der VCH 1921 politisch in die Offensive. Zur Provinziallandtagswahl vom 21. Februar 1921 stellte er einen eigenen Wahlvorschlag auf. Spitzenkandidat war sein Verbandssekretär Josef Deters, auf Platz 2 folgte der Pächter Bernhard Timmer aus Polle im Kreis Lingen. Auf den weiteren Rängen fanden sich der Heuermann Hermann Voß aus Emmeln im Kreis Meppen, der Heuermann Hermann Küpker aus Vechtel im Kreis Bersenbrück und der Maschinenbauer Bernhard Dirkes aus Lähden im Kreis Hümmling[xi]. Gleichzeitig unterstützte die Heuerlingsorganisation die Aufstellung von Heuerleutelisten für die zeitgleich stattfindenden Kreistagswahlen[xii]. Der dominierende soziale Konflikt im Emsland während der Weimarer Republik hatte damit die politische Arena erreicht.

Sowohl die Kreistags- als auch die Provinziallandtagswahlen von 1921 erwiesen sich als ein Erfolg für die Heuerleute. Der VCH-Geschäftsführer Josef Deters errang mit seiner Liste 9272 Stimmen, was auf Provinzialebene 0,7% ausmachte und ihm den Einzug in den hannoverschen Provinziallandtag bescherte. Das Zentrum erhielt in der Provinz Hannover 6,4% und kam auf sieben Mandate. Das Vorgehen des VCH hatte der katholischen Partei ein Mandat gekostet[xiii]. In den Kreisen Aschendorf, Hümmling, Lingen und Meppen war die Heuerlingsliste zweitstärkste Partei geworden, wobei das Zentrum besonders im südlichen Emsland stark hatte Federn lassen müssen.

 

Tab. 2: Das Ergebnis der Heuerleuteliste bei der Provinziallandtagswahl 1921 in den Emslandkreisen

 

Aschendorf Hümmling Lingen Meppen
Stimmen 714 1083 3893 2686
in Prozent 8,8% 11,4% 20,7% 20,3%

 

Die offensichtliche Unzufriedenheit mit der katholischen Partei bei den ländlichen Unterschichten hatte umgehend die SPD auf den Plan gerufen. Sie lud schon Ende Oktober 1919 in Freren zu einer Volksversammlung mit ihrem Osnabrücker Parteisekretär Karl Westphälinger (* 1879) ein, wobei das Thema „Die wirtschaftliche Lage der Heuerleute und die Gestaltung des Pachtschutzgesetzes“ lautete[xiv]. In der Niedergrafschaft Bentheim wandte sich die SPD gleichfalls mit ähnlicher Thematik an die Heuerleute[xv]. Die „Zentrumsvereinigung Emsland“, Leitungsgremium der Partei in der Region Emsland/Grafschaft Bentheim, versuchte deshalb mit den Heuerleuten ins Gespräch zu kommen und veranstaltete am 22. Oktober 1921 in Lingen eine große Versammlung zur Heuerlingsfrage, an der die hannoverschen Zentrumsabgeordneten Friedrich Grebe (Landtag), Theodor Pennemann (Reichstag) und Josef Hagemann (Landtag) sowie aus Westfalen die Landwirtschaftsexperten und Reichstagsabgeordneten Carl Herold, Franz Bornefeld-Ettmann und Franz von Papen teilnehmen sollten[xvi]. Überdies versuchte Josef Hagemann, durch Zeitungsartikel zur Heuerlingsfrage die abtrünnigen Parteifreunde zurückzugewinnen[xvii]. Erfolgreich war dieses Bemühen angesichts der sich ständig verschlechternden Wirtschaftslage und der heftigen Verteilungskämpfe indes nicht.

 

Nachdem die Heuerleute augenscheinlich politisch Oberwasser gewonnen und erste Erfolge aufzuweisen hatten, ließ eine Gegenreaktion nicht lange auf sich warten. Ende Mai 1921 trafen sich Landwirte mit größerem Grundbesitz innerhalb des EBV, die Heuerleute beschäftigten, ebenfalls in Lengerich im Kreis Lingen und gründeten einen „Verband ländlicher Verpächter“. Vornehmliches Ziel des Verbandes war es, das Privateigentum zu schützen und den Mitgliedern unentgeltlich Rechtsbeistand zu gewähren. Kommissarischer Vorsitzender des Verpächterverbandes wurde der stellvertretende Vorsitzende des EBV im Kreis Lingen, Heinrich Alves aus Brockhausen, sein Stellvertreter war Heinrich Voß aus Brögbern, Vorsitzender des dortigen Landwirtschaftlichen Ortsvereins und Kreistagsmitglied. Als Geschäftsführer fungierte Al. Vogelwedde aus Lengerich. Die Verpächter bekämpften die Pachtschutzverordnung leidenschaftlich, da sie darin einen völlig unzulässigen Eingriff in ihr Privateigentum sahen[xviii]. Gesetzliche Regelungen des Pachtverhältnisses zwischen Bauern und Heuerleuten lehnten sie daher nicht nur als überflüssig, da sich die patriarchalische Struktur seit vielen Jahren bewährt habe, sondern sogar als eigentumsfeindlich und zerstörerisch für die bestehende Ordnung ab[xix]. Der Verpächterverband dehnte sich schnell über die emsländischen Kreise und die Grafschaft Bentheim aus. Leiter des Verpächter-Verbandes in der Region wurde schließlich Otto Freiherr von Landsberg-Velen (1890-1974) auf Schloss Dankern. Bereits im Juli 1921 beschloss der Verband, sich einer größeren Organisation anzuschließen[xx]. Dies wurde der „Verband der Pächter und Grundeigentümer Niedersachsens“, der zum Januar 1922 seine Tätigkeit aufnahm und sich auf den deutschen Nordwesten konzentrierte. Als Vorsitzender amtierte der deutschnationale Politiker Eduard zur Horst (* 1870) aus Epe bei Bramsche im Kreis Bersenbrück, sein Stellvertreter wurde Otto Freiherr von Landsberg-Velen. Weiterhin im Vorstand vertreten war der Landwirt Ewald Stallforth vom Gelshof in Klosterholte (bei Bawinkel) im Kreis Meppen. Die restlichen Vorstandsmitglieder stammten aus dem Osnabrücker Umland[xxi]. Politische Rückendeckung erhielt der Verband von der rechtsliberalen „Deutschen Volkspartei“ (DVP) und vornehmlich von der monarchistisch-antidemokratischen „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP)[xxii], in der Otto Freiherr von Landsberg-Velen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Haren und später emsländischer Stahlhelmführer, wie Eduard zur Horst ihre politische Heimat fanden. Da lokale Vertreter wie Ewald Stallforth auch im Zentrum aktiv waren, übertrug sich das gespannte Verhältnis zwischen Heuerleuten und Verpächtern wiederum auf die Zentrumspartei.

Die Inflationsjahre und die nachfolgende Geldknappheit verschärften die ohnehin starken sozialen Spannungen zwischen Heuerleuten und Verpächtern, was sich etwa in einem Leserbrief eines Heuermanns 1924 deutlich zeigte. Zugleich wird hier auch ein weiterer gravierender Unterschied zwischen beiden Vereinigungen offensichtlich. Die Verpächterorganisation stand wie viele Bauernverbände der neuen demokratischen Republik von Weimar, die aus der Revolution gegen die alte Monarchie entstanden war, kritisch bis feindselig gegenüber, während der VCH die Weimarer Demokratie, die für die Heuerleute Freiheit, Wahlrecht und soziale Aufstiegschancen gebracht hatte, uneingeschränkt befürwortete. So schrieb der Heuermann gegen Behauptungen auf einer Versammlung des Verpächterverbandes in Meppen:

Zu Beginn des Artikels heißt es: Der Herr Redner referierte über die Folgen des im Sturme der Revolution zu Stande gekommenen Pachtschutzgesetzes. Dieses Gesetz mit seinen Folgen scheint wohl vielen Verpächtern ein Dorn im Auge zu sein. … Nach meiner Ansicht war beim Inkrafttreten dieses Gesetzes vom Sturme der Revolution nichts mehr zu merken. Seinerzeit, nach der neuen Reichsverfassung, wußte unsere Regierung es wohl, welche Gesetze im Interesse gewisser Volksschichten am notwendigsten waren. Ferner betonte Redner, daß das gute Verhältnis zwischen Bauern und Heuermann immer mehr schwinde. Da möchte ich mir die Frage erlauben, warum denn, ist auch hier wieder das Pachtschutzgesetz schuld? … Wegen des Pachtschutzgesetzes kann nach wie vor das gute Einvernehmen zwischen Verpächter und Pächter weiterbestehen. – Weiter heißt es: Infolge vieler Entscheidungen der Pachteinigungsämter kann fast kein Heuerhaus unterhalten und so hoch versichert werden, daß im Brandfalle an einen Wiederaufbau gedacht werden könne. Soll hier vielleicht die Vermutung nahe liegen, daß ein Heuermann eventuell in der Lage wäre, soviel Pacht aufzubringen, daß im Brandfalle ein neues Heuerhaus erbaut werden könne; dazu käme alsdann noch die Instandhaltung. Es wäre besser gewesen, der Herr Redner hätte diesen Punkt unberührt gelassen, denn vor dem Kriege ließ die Instandhaltung der Heuerhäuser sehr zu wünschen übrig, nämlich es ist schon vorgekommen, daß ein Heuermann bei Wind und Regen am Abend sich mit aufgespanntem Regenschirm zu Bett legen mußte, um seine Gesundheit nicht ganz auf dem Spiele zu setzen. – Um auf alle einzelnen Punkte des Artikels einzugehen, würde zu weit führen. Nur möchte ich die beiden Punkte: „Der Heuermann, als Inhaber einer Heuerstelle, ist Besitzer ohne Lasten“ und „früher kauften wohlhabende Heuerleute sich Grundbesitz zum Ansiedeln, wodurch die Heuerstelle frei wurde und jungen Leuten Gelegenheit gegeben war, eine Familie zu gründen“ noch berühren. Der Heuermannsstand kennt sicherlich seine fast unerschwinglichen Lasten. … Durchweg ist der Heuermann kinderreich und somit sind die Unterhaltungskosten für Familie und Haushalt sehr groß. Der Heuermann kann in der heutigen Zeit nie daran denken, irgend einen Grundbesitz zum Ansiedeln erwerben zu können. Nebenbei erwähnt, wird sich heute ein Bauer auch nicht bereit erklären, solchen Grund und Boden für eine Ansiedlungsstelle dem Heuermann zu angemessenen Preisen zu überlassen, auf welchem selbiger sein Leben in bescheidenen Verhältnissen fristen kann[xxiii].

 

Neben dem Pachtschutz wurde bald die Ödlandsiedlung der große Streitpunkt zwischen Heuerlingen und Landwirten. Die Heuerleute und Knechte wollten einen sozialen Aufstieg zum selbstständigen Landwirt durch die Siedlung auf den großen Ödländereien der Region erreichen. Da die Landwirte mit ihren bescheidenen Eigenmitteln die großflächige Urbarmachung nicht leisten konnten und folglich mit ihrem Projekt einer „Siedlung vom Hofe“, die von ihren Standesorganisationen favorisiert wurde, nur geringe Flächen zu kultivieren vermochten, forderten die Heuerleute den massiven Einsatz des Staates. Der Staat sollte großflächig Ödland urbar machen und dazu notfalls Landwirte gegen Entschädigung enteignen. Dagegen wehrten sie sich heftig. Um diese wie weitere Forderungen besser durchsetzen zu können, schlossen sich mehrere Heuerleute- und Kleinbauernorganisationen am 25. Juni 1922 in Hannover zum „Reichsverband landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe“ zusammen, darunter der VCH und sein Verbündeter, der „Nordwestdeutsche Heuerlings-Verband“. Zum Geschäftsführer bestimmte der neue Verband auf Vorschlag Heinrich Kuhrs den Kulturingenieur Heinrich Lübke (1894-1972)[xxiv], den späteren Bundespräsidenten[xxv].

 

Die zunehmenden Kündigungen von Heuerstellen beschäftigten sogar im Juli 1921 den Preußischen Landtag. Der SPD-Abgeordnete und Gewerkschaftssekretär Walter Bubert (1886-1950) aus Osnabrück zitierte in seiner Rede ein Schreiben des Verpächterverbandes an seine Mitglieder, in dem dazu aufgefordert wurde, die Pachtverhältnisse zu kündigen, um höhere Preise nehmen zu können. Dabei warf er dem Verpächterverband vor, nicht nur möglichst viel Geld und Arbeitsleistung von den Heuerleuten herauspressen, sondern vor allem „mißliebige Elemente“ aus dem Pachtvertrag herausdrängen zu wollen, vornehmlich also Aktivisten der Heuerleuteorganisationen. Insbesondere griff Bubert den Fürsten von Bentheim deswegen an[xxvi]. Ein Regierungsvertreter antwortete auf die SPD-Vorwürfe und behauptete, soweit bekannt seien Verpächtervereinigungen im Regierungsbezirk Osnabrück nicht gegründet worden. Ebenso lägen über Massenkündigungen von Heuerverträgen keine Erkenntnisse vor. Ministerialdirektor Articus wies darauf hin, dass Preußen die Pachtschutzordnung auch auf die Heuerverträge ausgedehnt habe und sie deshalb vor plötzlichen „Kündigungen und ungerechtfertigte(n) Erhöhungen ihrer Leistungen geschützt“ seien[xxvii]. Der regionale DVP-Abgeordnete Ernst Stendel (1879-1951), ein Jurist aus Leer, ging sogar noch weiter. Nachdem er den Fürsten von Bentheim als höchst sozialen Mann dargestellt hatte, der sehr geringe Pachtsätze nehme, erklärte er, die fürstlichen Pächter seien überhaupt keine Heuerleute, selbst wenn sie zum Forstdienst oder ähnlichen Leistungen verpflichtet seien. Dazu sei ihr Pachtland viel zu groß. Er verstieg sich sogar zu der unwidersprochenen Behauptung: „Sie können mit der Laterne suchen, wenn Sie Heuerlingsverhältnisse in der Ober- und Niedergrafschaft Bentheim finden wollen; soweit ich unterrichtet bin, kennt man dort das Heuerlingswesen nicht“[xxviii]. Dies illustriert, wie wenig bekannt das Heuerlingswesen und die Verhältnisse der Heuerleute außerhalb Nordwestdeutschlands waren, so dass widerspruchslos mit faustdicken Tatsachenverdrehungen gearbeitet werden konnte.

Heinrich Kuhr forderte noch 1929 eine zeitlich unbegrenzte Pachtschutzordnung u.a. deshalb, damit die Bauern ihren Heuerleuten nicht wegen deren kommunalpolitischen oder verbandlichen Engagements plötzlich die Heuer kündigen konnten. Dies war immer noch nötig, wie die Wahlen zur Landwirtschaftkammer vom Februar 1927 gezeigt hatten. Zwar vermochte der VCH seinen Vorsitzenden Kuhr durchzubringen, doch war die Stimmenzahl für den Heuerleutekandidaten erstaunlich gering. Die sozialdemokratische „Freie Presse“ aus Osnabrück begründete dies mit der Tatsache, dass sich die Heuerleute in der Region – nicht zuletzt aus wirtschaftlichem Druck – wenig an der Wahl beteiligt und z.T. sogar für die gegnerische EBV-Liste votiert hätten[xxix].

 

Die VCH-Vertreter engagierten sich in Berlin sehr für die Belange ihrer Mitglieder und bemühten sich, die betreffenden Behörden und Ministerien über die Verhältnisse in der Region und die Besonderheiten des nordwestdeutschen Heuerlingswesens aufzuklären. Das Reichsarbeitsministerium, das für die Pachtschutzordnung zuständig war, geriet deshalb besonders in die Schusslinie des Verpächterverbandes. So beklagte sich der Verpächterverbands-Vorsitzende Eduard zur Horst in einer Rede zur Geschichte des Pachtschutzgesetzes: „Mit der Revolution war die Macht in die Hände der Besitzlosen übergegangen und deren Tätigkeit richtete sich vornehmlich gegen Besitz und Eigentum. Naturgemäss suchte sie deshalb auch die Pächter und namentlich die Heuerleute zu sich hinüber zu ziehen, indem sie den Gegensatz zum Besitz in den Vordergrund stellte … Bei der Vorbereitung der Pachtschutzordnung haben unsere Gegner, die sich mittlerweile in den Heuerleute-Verbänden organisiert hatten, massgebend mitgewirkt. Ihre Führer, Helling und Deters, gingen im Reichsarbeitsministerium, das in der Angelegenheit federführend war, ein und aus“[xxx]. Über seine Verhandlungen im Reichsarbeitsministerium sowie über seinen Auftritt als Sachverständiger vor dem Reichswirtschaftsrat erstattete Geschäftsführer Deters den Mitgliedern Bericht, so im Juni 1922 im Bentheimer Land auf einer VCH-Versammlung zum Pachtschutz[xxxi]. Daneben vergaß der Verband aber nicht den Einsatz für die ländlichen Dienstboten und „kleinen Leute“. So veranstaltete er etwa im Frühjahr 1922 in Lingen eine Versammlung mit einem bekannten Bodenreformer, um die Eigenheimbildung dieser Schichten voranzutreiben[xxxii]. Dabei sollte vor allem das Ödland am Stadtrand für die Siedlung freigegeben werden[xxxiii].

Über die Erfolge des Verbandes und geänderte gesetzliche Bestimmungen informierten die Verbandsführer Josef Deters und Heinrich Kuhr darüber hinaus die Bevölkerung durch Zeitungsartikel[xxxiv]. Innerhalb des Zentrums setzte sich vor allem Josef Hagemann für die Belange der Heuerleute ein, die dessen Verdienste etwa um die Durchsetzung der Pachtschutzordnung durchaus anerkannten[xxxv]. In Anbetracht der vielfach baufälligen Wohngebäude der Heuerleute fand sich auf diesem Gebiet ebenfalls ein reiches Betätigungsfeld des Vereins. Zum einen drang er darauf, dass die bäuerlichen Verpächter ihren Pflichten zur Instandhaltung der Häuser nachkamen und prangerte dazu in der Öffentlichkeit besonders eklatante Missstände an[xxxvi], zum anderen gründete der VCH – etwa in Freren – Hausbaugenossenschaften[xxxvii]. Laut Johannes Drees besaß der VCH Ende 1923/Anfang 1924 rund 3000 Mitglieder[xxxviii], womit er im Emsland seinerzeit nach dem EBV die mitgliederstärkste wirtschaftspolitische Organisation gewesen ist.

 

1924 eskalierte der Konflikt zwischen Bauern und Heuerleuten. Die Heuerlinge drangen mit Macht auf eine Freigabe der Ödländereien zu Siedlungszwecken und einem entsprechenden Einsatz des Staates. Die Bauern – und hier vornehmlich der Verpächterverband – bekämpften diese Forderung mit Nachdruck. Nachdem die Heuerleute 1921 bei der Provinziallandtagswahl dem Zentrum bereits empfindliche Verluste beigebracht hatten, sorgte die Parteiführung zur Reichstagswahl vom Mai 1924 für die Nominierung des Arbeitsministers Dr. Heinrich Brauns (1868-1939) auf die vakante Spitzenkandidatur im Wahlkreis Weser-Ems. Der Geistliche hatte lange Jahre den „Volksverein für das katholische Deutschland“ geleitet, der im Emsland bereits im Kaiserreich stark verankert gewesen war. Als Vorsitzender des Volksvereins lernte Brauns die Region und ihre Probleme bei Besuchen emsländischer Ortsgruppen kennen. Zahlreiche Bauern lehnten die Kandidatur des Sozialpolitikers, unterstützt von der DNVP, ab, da er – so die Osnabrücker Ausgabe des hannoverschen DNVP-Parteiblatts „Niederdeutsche Zeitung“ – gegen den Willen der örtlichen Partei auf Diktat der Reichsleitung aufgestellt worden sei, ganz einseitig auf seiten der Heuerleute und Pächter stehe und die Ödlandenteignung unterstütze[xxxix]. Weiterhin wurde Brauns, der wegweisende Sozialreformen auch für die Knechte und Mägde durchsetzte, als nicht wählbar für die Landwirte bezeichnet[xl].

Trotzdem – die Heuerleute waren unzufrieden mit ihrer Lage und sahen ihren Wunsch nach Siedlung durch die Ödlandkultivierung allein durch einen neuen Zentrumskandidaten nicht genügend unterstützt. Daraufhin fasste ihr Verband einen folgenschweren Beschluss. Der Vorstand entschied, zur anstehenden Reichstagswahl eine Linksabsplitterung der Zentrumspartei zu unterstützten, die sich in Westfalen und im Ruhrgebiet gebildet hatte. Diese „Christlich-Soziale Volksgemeinschaft“ (CSVG) trat zur Reichstagswahl von 1924 in zehn Wahlkreisen an, darunter auch im Wahlkreis Weser-Ems. Die emsländische Zentrumsabsplitterung von 1920, die „Christlich-Soziale Volkspartei“, die 1921 zwei Mandate für christliche Gewerkschafter im Lingener Kreistag errungen hatte, schloss sich dieser neuen Partei an.

Josef Deters, bekanntlich schon Provinziallandtagsmitglied, wurde auf Platz 2 der Wahlkreisliste Weser-Ems der CSVG nominiert. Spitzenkandidat war der aus Lingen stammende und in Hannover wohnende Ingenieur Hans Elberg[xli]. Die regionale Presse berichtete wenig von der Partei. Allerdings veröffentlichte sie regelmäßig Artikel, dass regionale Zentrumsführer, insbesondere Dr. Stuke, der viel Sympathie für die Anliegen der Heuerleute zeigte, bei Aussprachen in den emsländischen Dörfern zahlreiche Heuerleute und Unzufriedene wieder zur Partei zurückgeführt hätten oder dass in anderen Regionen CSVG-Gruppen zum Zentrum zurückgekehrt seien[xlii]. Obwohl die CSVG keinerlei Presseunterstützung im Emsland erhielt und auch noch keine Organisationsstruktur aufgebaut hatte, wurde sie dennoch zweitstärkste Partei des Emslands und zog in vielen Kommunalparlamenten ein. Während in Meppen und Lingen christliche Gewerkschafter die Partei trugen, sorgte der VCH auf dem Lande für eine Propagierung der Christlich-Sozialen.

 

Tab. 3: Die regionalen Wahlergebnisse der Christlich-Sozialen Volksgemeinschaft im Mai 1924[xliii]

 

 

Gebiet Aschendorf Hümmling Lingen Meppen Bentheim
CSVG 1152 1375 3830 3429 1041
in Prozent 9,8% 13,0% 19,2% 25,0% 5,5%

 

Gebiet Bersenbrück Emsland* Weser-Ems
CSVG 1289 9786 18.190
in Prozent 4,9% 17,5% 2,8%

*ohne Grafschaft Bentheim

 

Das Zentrum war im Emsland von den 83,2%, die es 1920 erzielt hatte, auf 68,0% zurückgefallen. Die Hauptmasse der Verluste ging an die CSVG, doch hatten die großbäuerliche DNVP sowie die gegen Preußen kämpfende „Deutsch-Hannoversche Partei“ ihm gleichfalls Wähler abspenstig gemacht. Die CSVG drängte in nicht wenigen emsländischen Dörfern sogar die Zentrumspartei zum ersten Mal in ihrer Geschichte unter 50%. In einigen Orten votierte mehr als die Hälfte aller Urnengänger für die Partei der organisierten Heuerleute.

 

Tab. 4: Die emsländischen Hochburgen der Christlich-Sozialen Volkgemeinschaft[xliv]

CSVG             Zentrum

Groß Dohren                           62,9%              26,5%

Flechum                                  58,1%              35,8%

Bramhar/Meppen                    54,0%              46,0%

Gersten                                    53,4%              25,0%

Lähden                                    51,9%              45,5%

Andervenne-Oberdorf            51,2%              31,8%

 

Selbst in einigen protestantischen Grafschafter Gemeinden errang die linkskatholische Partei aufgrund des Einsatzes des Heuerleuteverbandes bedeutende Stimmenzahlen. Die Hochburg der CSVG im Bentheimer Land war das protestantische Georgsdorf (53,1%), wo viele fürstliche Heuerleute wohnten, gefolgt von Bimolten, dem Wohnort des Grafschafter VCH-Kreisvorsitzenden Schnieders. Mit 45,8% wurde sie hier ebenfalls stärkste Partei. Beachtliche Resultate erzielte die CSVG ferner in der Alten Piccardie (24,5%), in Brandlecht-Gut (26,7%), Frenswegen (26,9%), Hestrup (23,3%), Hohenkörben-Veldhausen (29,6%) und im katholischen Wietmarschen (27,2%)[xlv]. Im Westen des Kreises Bersenbrück, in dem viele katholische Heuerleute lebten, konnte die CSVG dem Zentrum ebenfalls empfindliche Verluste zufügen, so in Grafeld (Zentrum 48,2%, CSVG 43,3%), Hollenstede (CSVG 49,5%, Zentrum 40,1%) oder Höckel (CSVG 50,5%, Zentrum 37,0%). Wie in der Grafschaft Bentheim reüssierte die Partei der Heuerleute gleichfalls in einigen wenigen evangelischen Ortschaften des Kreises Bersenbrück, beispielsweise in Ohrtermersch (50,7%)[xlvi]. In keinem Wahlkreis des Reiches entfielen jedoch die erforderlichen 60.000 Grundstimmen auf die Christlich-Sozialen, so dass sie mit ihren 124.451 Wählern keinen Reichstagsabgeordneten stellten, ihr Antreten das Zentrum jedoch zwei Mandate kostete.

 

Nach diesem grandiosen Erfolg im Emsland machte sich die CSVG daran, ihre Organisation in der Region zu festigen. Im Juni 1924 fand in Lingen ein Delegiertentag der „Christlich-Sozialen Volksgemeinschaft“ für den Wahlkreis Weser-Ems statt. Es nahmen ca. 120 Delegierte teil. Spitzenkandidat Elberg hob den großen Gewinn trotz der geringen Anzahl von Parteirednern und des scharfen Kampfs des Zentrums und der Presse gegen die Christlich-Sozialen hervor. Im Wahlkreis habe die Partei ca. 130 kommunale Mandate errungen, im Emsland sei sie die zweitstärkste Partei geworden. Im neu konstituierten Wahlkreisvorstand engagierten sich führende Vertreter des VCH. So wurde der Heuermann Bernhard Voß aus Hebeln bei Haren zum 2. Wahlkreisvorsitzenden gewählt, der VCH-Rechnungsführer Franz Speller zum 2. Kassierer der Partei. Als Beisitzer fungierten u.a. der Heuermann Dulle aus Dohren und VCH-Geschäftsführer Josef Deters[xlvii].

Dies zwang die Zentrumspartei zum Handeln. Was genau geschah, ist mangels Quellen unklar. Allerdings scheint es zu einer Verständigung zwischen emsländischer Zentrumsführung und dem VCH gekommen zu sein. Der Inhalt der Vereinbarung sah wohl folgendermaßen aus: Der VCH verzichtete darauf, weiterhin die CSVG oder eine andere Partei organisatorisch, finanziell oder ideell zu unterstützen. Im Gegenzug sicherte die Zentrumspartei zu, sich verstärkt für die Ödlandkultivierung und die Belange der Heuerleute einzusetzen und einem VCH-Vertreter ein parlamentarisches Mandat zu verschaffen. Ein derartiges Arrangement war für den Heuerleuteverband weitaus attraktiver als eine nochmalige Unterstützung der CSVG, deren Chancen auf Reichs- und Landtagsmandate gering waren. Das Zentrum war demgegenüber eine einflussreiche, stabile Partei mit Regierungsverantwortung im Reich und in Preußen. Erahnen lässt sich dieser Kompromiss aus dem Dank des Reichstagsabgeordneten Dr. Heinrich Brauns an seine Wähler im Emsland zur Reichstagswahl vom Dezember 1924, die einen massiven Rückgang der CSVG-Stimmen in der Region brachte. Auf Wahlkreisebene sank die CSVG von 2,8% auf 0,8%. Die katholischen Heuerleute waren in großer Zahl wieder zum Zentrum zurückgekehrt. In seinem Dankschreiben wandte sich der Reichstagsabgeordnete Dr. Heinrich Brauns ausdrücklich an die Heuerleute, die im Mai dem Zentrum dem Rücken gekehrt hatten: „Ein besonderes Wort des Dankes gebührt in diesem Zusammenhang den tausenden von Heuerleuten, die bei dieser Wahl wieder zur Zentrumspartei zurückgekehrt sind. Dessen wird sich nicht bloß die Zentrumspartei des Wahlkreises Weser-Ems freuen, auch die Zentrumsfraktion des ganzen Reiches wird diese Tat der Heuerleute dankbarst anerkennen. Wir glauben, daß die von der christlich-sozialen Volksgemeinschaft zur Zentrumspartei zurückgekehrten Heuerleute schon ihrer ganzen religiösen Einstellung nach zur Zentrumspartei gehören. Sie können aber versichert sein, daß auch ihre wirtschaftlichen Interessen, genau wie die der übrigen Erwerbsstände und Gruppen, bei der Zentrumspartei gerechte Würdigung finden werden und daß auch diese wirtschaftlichen Interessen bei einer großen Partei besser geborgen sind, wie bei einer Splitterpartei, die im Reichstag keine Bedeutung hat“[xlviii].

 

Seitdem unterstützte der „Verein Christlicher Heuerleute“ die Zentrumspartei und mischte sich mit Nachdruck in deren innerparteiliche Diskussion ein, um seine Auffassungen durchzusetzen. Anfang März 1925 etwa beschäftigten sich VCH-Versammlungen in Haselünne und Holte mit dem Thema „Zentrum und Pachtschutz im preußischen Landtag“. Dabei verabschiedeten die Heuerleute eine Resolution, in der sie sich gegen den von Franz von Papen gewünschten Rechtsruck der Partei aussprachen und seinen Ausschluss aus der Partei forderten, da er auf sozialem und wirtschaftspolitischem Gebiet nicht mehr auf dem Boden der Zentrumspartei stehe[xlix]. Ebenso meldeten sich die Verbandsvertreter bei emsländischen Zentrumsparteitagen oder ähnlichen Gelegenheiten zu Wort.

Zur Provinziallandtagswahl und den Kreistagswahlen vom November 1925 wurde der „Verein Christlicher Heuerleute“ wiederum aktiv. Bei den Kreistagswahlen trat er in mehreren Kreisen mit eigenen Listen an. Zur Provinziallandtagswahl unterstützte er die Zentrumspartei, die dem Verbandsvorsitzenden Heinrich Kuhr einen sicheren Listenplatz eingeräumt hatte. Kuhr hatte sich im Gegensatz zu Deters nicht in der CSVG engagiert, so dass er unbelastet dieses Angebot annehmen konnte. Er war 1921 auf der Zentrumsliste in den Lingener Kreistag gewählt worden, hatte aber auf Parteiversammlungen immer wieder die Ausführungen verschiedener Reichstagsabgeordneter seiner Partei zur Siedlung kritisiert[l]. Kuhr wurde gewählt und trat seitdem als Zentrumswahlredner in den nachfolgenden Wahlkämpfen auf[li]. Überdies rückte er in den Vorstand der „Zentrumsvereinigung Emsland“ und 1930 in die Landesleitung der preußischen Zentrumspartei ein. Seit 1928 betätigte sich der Heuerlingsvertreter überdies im Reichsvorstand des „Volksvereins für das katholische Deutschland“. Überall konnte er großen Einfluss für die Belange der Heuerleute ausüben.

Um die Interessen der Kleinlandwirte besser politisch durchsetzen zu können, schufen 1927 u.a. der „Reichsverband landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe“, der „Deutsche Bauernbund“, der im Bentheimer Land aktiv war, und der mitgliederstarke „Bayerische Bauernbund“, eine Dachorganisation mit dem Namen „Deutsche Bauernschaft“. Die neue Organisation umfasste 17 relativ selbstständige Verbände mit rund 100.000 Mitgliedern. Im sechsköpfigen Vorstand vertrat Heinrich Kuhr den emsländischen Heuerlingsverband. Im Gegensatz zum weit mitgliederstärkeren Reichslandbund bekannte sich die „Deutsche Bauernschaft“ zur Republik von Weimar[lii].

 

[i] Siehe zu Kuhr: Helmut Lensing, Art. Kuhr, Heinrich, in: EG Bd. 6, Dohren 1997, S. 238-245.

[ii] Kuhr (wie Anm. 4), S. 67-68.

[iii] KVB Nr. 8 vom 28.01.1920, Ems-Zeitung, Papenburg (weiterhin EZ) Nr. 11 vom 29.01.1920.

[iv] Adreßbuch der Stadt Lingen an der Ems und des Kreises Lingen 1925. Bearbeitet von Verwaltungssekretär Riekhoff, Stand Oktober/Dezember 1924, Lingen 1925, S. III.47.

[v] Siehe den Bericht zum zehnjährigen Bestehen vom Geschäftsführer Renner in: EZ Nr. 81 vom 06.04.1929; Haverkamp (wie Anm. 2), S. 91.

[vi] FVB Nr. 8 vom 22.02.1920. Dabei plädierte der VCH – sofern eine Enteignung nicht zu vermeiden sei – für eine Entschädigung, der sozialistische Verband bevorzugte eine entschädigungslose Enteignung.

[vii] Haverkamp (wie Anm. 2), S. 91.

[viii] StALIN Dep 3 Haus Beversundern Nr. 107: Mitteilungen des Verbandes christlicher Heuerleute und Landarbeiter Nr. 6 vom 01.05.1920.

[ix] Zu Hagemann siehe: Helmut Lensing, Art. Hagemann, Josef, in: EG Bd. 7, Dohren 1998, S. 142-147.

[x] Zu Pennemann siehe: Helmut Lensing, Art. Pennemann, Theodor, in: Ebd., S. 212-216. In dieser Reihe finden sich ebenso weitere Lebensläufe hier angesprochener Männer, so von Dr. Karl Stuke, Dr. Johannes Drees, Dr. Hermann Korte, Franz Langewand, Gerhard Schwenne oder Friedrich Grebe. Zum Versuch der Zentrumspartei, die Gemüter bei den Heuerleuten zu beruhigen: N.N., Burlage, Pennemann, Hagemann, in: LVB Nr. 43 vom 29.05.1920.

[xi] Ems- und Haseblätter, Meppen, Nr. 6 vom 09.02.1921, LVB Nr. 13 vom 12.02.1921.

[xii] Siehe etwa: FVB Nr. 2 vom 16.01.1921, FVB Nr. 7 vom 13.02.1921. Hermann Voß war im Kreis Meppen Spitzenkandidat der dortigen Heuerleuteliste, die fünf Mandate gewann (KVB Nr. 16 vom 26.02.1921).

[xiii] FVB Nr. 9 vom 27.02.1921.

[xiv] FVB Nr. 43 vom 23.10.1921.

[xv] ZuA Nr. 151 vom 12.11.1921.

[xvi] LVB Nr. 82 vom 12.10.1921, LVB Nr. 84 vom 19.10.1921 und LVB Nr. 98 vom 07.12.1921.

[xvii] Siehe: Josef Hagemann, Zur Heuerlingsfrage, in: LVB Nr. 77 vom 24.09.1921, Josef Hagemann, Das Zentrum und die Heuerlingsfrage, in: LVB Nr. 100 vom 10.12.1921.

[xviii] FVB Nr. 22 vom 29.05.1921. Über die seinerzeitigen Probleme zwischen beiden Gruppen vgl. aus Sicht der Verpächter: Heinrich Niehaus, Das Heuerleutesystem und die Heuerleutebewegung. Ein Beitrag zur Lösung der Heuerleutefrage, Quakenbrück 1924.

[xix] Siehe: Volksfreund Nr. 6 vom 10.02.1923 mit Berichten über Vereinsversammlungen in Sögel, Meppen und Bawinkel. Dies stieß sogleich auf Proteste der Heuerleute, die sich mit einem Leserbrief zu Wort meldeten (HZ Nr. 8 vom 24.02.1923). Zur Bekämpfung des Pachtschutzes durch den „Emsländischen Bauernverein“ siehe z.B.: Emsländischer Bauer Nr. 10 vom 08.03.1924 oder Nr. 47 vom 22.11.1924.

[xx] FVB Nr. 29 vom 17.07.1921.

[xxi] FVB Nr. 1 vom 01.01.1922.

[xxii] Siehe etwa: FVB Nr. 86 vom 09.12.1924 (Anzeige zur Generalversammlung in Osnabrück) und StALIN Dep 3 Haus Beversundern Nr. 120.

[xxiii] HZ Nr. 18 vom 03.05.1924. Zu den Landstreitigkeiten zwischen den Heuerleuten und Bauern mit ihren Verbänden auf lokaler Ebene siehe als Beispiel: Josef Hamacher, Das Kirchspiel Holte und die Gemeinde Lähden. Stationen einer tausendjährigen Geschichte, in: Josef Hamacher u.a., Holte. Geschichte eines alten Kirchspiels. Lähden, Ahmsen, Herßum, Holte, Lähden, Lastrup, Vinnen. Hrsg. von der Gemeinde Lähden, Lähden 1995 (weiterhin Hamacher), 13-187, S. 168.

[xxiv] Lingen´sches Wochenblatt Nr. 73 vom 27.06.1922.

[xxv] Kuhr (wie Anm. 4), S. 68.

[xxvi] Stenographische Berichte der Verhandlungen des Preußischen Landtags. 1. Wahlperiode, 1. Tagung 1921. Bd. 2,2, Berlin 1921 (weiterhin Stenographische Berichte), S. 2308-2310.

[xxvii] Ebd., S. 2315.

[xxviii] Ebd., S. 2379-2380. In seiner Replik betonte Bubert vornehmlich die große wirtschaftliche Not der Heuerleute und deren Abhängigkeit von den Landwirten (Ebd., S. 2379-2380).

[xxix] Heinrich Kuhr, Ist das Heuerlingswesen dem Untergang geweiht II?, in: LVB Nr. 10 vom 12.01.1929 (weiterhin Kuhr, Untergang), Freie Presse, Osnabrück, Nr. 2126 vom 22.03.1927.

[xxx] StALIN Dep 3 Haus Beversundern Nr. 120: Die Pachtschutzordnung. Vortrag des Verbandsvorsitzenden Ed. zur Horst, Epe (wohl von 1925).

[xxxi] ZuA Nr. 86 vom 09.06.1922.

[xxxii] LVB Nr. 20 vom 11.03.1922.

[xxxiii] LVB Nr. 26 vom 29.03.1922. Im folgenden Jahr lud der VCH mit anderen Verbänden den Bodenreformer Adolf Damaschke nach Lingen ein, nach dem schließlich eine Siedlung in der Emsstadt benannt wurde (LVB Nr. 86 vom 27.10.1923, LVB Nr. 88 vom 03.11.1923).

[xxxiv] Siehe z.B. J. Deters, Die neue Pachtschutzordnung, in: LVB Nr. 52 vom 01.07.1922, oder H. Kuhr, Die Ödlandsiedlung, in: LVB Nr. 61 vom 02.08.1922.

[xxxv] FVB Nr. 38 vom 16.09.1922.

[xxxvi] Siehe z.B. FVB Nr. 37 vom 27.03.1926.

[xxxvii] FVB Nr. 16 vom 22.04.1923.

[xxxviii] Drees (wie Anm. 5), S. 121.

[xxxix] Niederdeutsche Zeitung. Ausgabe Osnabrück. Nationales Tageblatt für Nordwestdeutschland (weiterhin NDZ) Nr. 31 vom 24.04.1924. Brauns war als Arbeitsminister u.a. für die von den Bauern abgelehnte Pachtschutzordnung zuständig.

[xl] NDZ Nr. 26 vom 15.04.1924.

[xli] KVB Nr. 34 vom 30.04.1924. Siehe dazu auch: Die Volksgemeinschaft. Mitteilungsblatt der Christlich-Sozialen Volksgemeinschaft. Tageszeitung für Westfalen und Rheinland, Dortmund (weiterhin VG), Nr. 2 vom 03.04.1924. Deters kam zugleich auf Platz 7 der Wahlkreisliste in Osthannover (VG Nr. 17 vom 23.04.1924).

[xlii] LVB Nr. 36 vom 03.05.1924 (hier: Einigung zwischen CSVG und Zentrum in Groß Hesepe, Christlich-Soziale in Höxter kehren zum Zentrum zurück).

[xliii] Eigene Berechnungen aus: Statistik des Deutschen Reichs Bd. 315,II, 2. Heft, 2. Teil, Berlin 1925, S. II.29 (weiterhin StDR Bd. 315) und Zeitungsberichten.

[xliv] Eigene Berechnungen aus: LVB Nr. 37 vom 06.05.1924, Staatsarchiv Osnabrück (weiterhin StAOS) Rep 450 Mep I L.A. Meppen Nr. 7 und Rep 450 Bent I L.A. Bentheim Nr. 39 sowie Hamacher (wie Anm. 46), S. 172, für Lähden.

[xlv] Eigene Berechnungen aus: StAOS Rep 450 Bent I L.A. Bentheim Nr. 39. Die Wahlerfolge der CSVG im Emsland waren weit bedeutender als in den bislang als ihre Hochburgen geltenden Städte im Ruhrgebiet und in Westfalen. So errang die CSVG im gesamten Ruhrgebiet 2,4%, wobei sie in Bottrop (9,4%), Osterfeld (9,0%) und Buer (7,0%) ihre besten Ergebnisse erzielte, also beträchtlich weniger als in einer Vielzahl emsländischer Dörfer. Selbst in den emsländischen Städten waren ihre Wahlresultate infolge der Unterstützung christlicher Gewerkschafter wesentlich besser. In Freren gewann die CSVG 21,8%, in Haselünne 17,4%, in Meppen 15,9%, in Lingen 13,2% und in Aschendorf 20,9%. Aufgrund der weit höheren Einwohnerzahlen verzeichnete die CSVG allerdings im Ruhrgebiet in absoluten Zahlen deutlich mehr Stimmen als im Emsland.

[xlvi] Bramscher Nachrichten Nr. 289 vom 08.12.1924 (mit Vergleich der Ergebnisse zur Maiwahl), zu dieser Wahl siehe auch: Bersenbrücker Zeitung Nr. 36 vom 06.05.1924. Zu den Wahlen im Kreis Bersenbrück: Norbert Wefer, Der Aufstieg der NSDAP im Kreise Bersenbrück. Wahlen und Analysen 1919-1933, Alfhausen-Thiene o.J., S. 61. Wefer kennt die CSVG und ihre Hintergründe nicht und bezeichnet sie darum unkorrekt als Vorläuferpartei des späteren streng evangelischen „Christlich-Sozialen Volksdienstes“ (S. 47). Das Gesamtergebnis der Partei ist in der Presse anscheinend nicht korrekt wiedergegeben, da sie für die CSVG 1390 Stimmen ausweist (= 5,2%), in der StDR Bd. 315 (wie Anm. 66), S. II.29, aber nur 1338 Voten für Splitterparteien genannt werden. Von diesen Stimmen müssen noch die 49 Stimmen für Kleinparteien, die diese laut Presse erhalten haben, abgezogen werden, so dass die CSVG wohl lediglich auf 1289 Wähler kommt.

[xlvii] VG Nr. 60 vom 18.06.1924.

[xlviii] KVB Nr. 99 vom 13.12.1924.

[xlix] LT vom 06.03.1925.

[l] Siehe: LVB Nr. 16 vom 23.02.1921, LVB Nr. 26 vom 31.03.1923, LVB Nr. 35 vom 30.04.1924.

[li] LVB Nr. 142 vom 03.12.1925, siehe auch: LVB Nr. 52 vom 01.05.1928, EZ Nr. 273 vom 23.11.1928, LVB Nr. 173 vom 23.11.1928 (Teilnahme am Kölner Reichsparteitag des Zentrums).

[lii] Werner Fritsch, Deutsche Bauernschaft (DBs) 1927-1933, in: Dieter Fricke (Hrsg.), Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland 1789-1945, Bd. 1, Leipzig/Köln 1983 (weiterhin Fricke), 570-573 (weiterhin Fritsch), S. 570-571.

Die Gründung des „Vereins Christlicher Heuerleute“

von Dr. Helmut Lensing

Die Konstituierung des „Vereins Christlicher Heuerleute“ (VCH) war eine Folge der politischen Umwälzung vom November 1918. Mit dem Sturz der Monarchie und der Etablierung der demokratischen Republik von Weimar wurde auf allen Ebenen das gleiche, geheime, allgemeine, direkte und freie Wahlrecht für Männer und Frauen eingeführt. Dies galt auch für die kommunalen Wahlen, bei denen bislang insbesondere Minderbemittelten durch ein Zensusrecht jede politische Mitwirkung verwehrt gewesen war. In vielen Gemeinden des Emslands wurden dennoch Einheitslisten aufgestellt. Die Vertreter verschiedener dörflicher Interessengruppen und sozialer Schichten einigten sich im Vorfeld auf einen Schlüssel zur Verteilung der Sitze. Dabei kamen erstmals Heuerleute, denen die Kriegserfahrung den Horizont erweitert und das Selbstbewusstsein gestärkt hatte, in die Kommunalparlamente. In Handrup bei Freren gelang jedoch kein friedliches Einvernehmen. Hier standen sich bei der ersten demokratischen Wahl der Gemeindevertretung im März 1919 zwei Listen gegenüber. Die Einheitsliste war gescheitert, weil die 34 Bauern des Dorfes darin für sich neun Vertreter beanspruchten, den 65 Heuerleuten und Pächtern jedoch nur sechs Abgeordnete zugestehen wollten. Wie das „Frerener Volksblatt“ berichtete, spielten sich im Ort vor dem Urnengang „stürmische Szenen“ ab. Die starken Auseinandersetzungen in Handrup drohten sogar „in Tätlichkeiten auszuarten[i]. Die Heuerleute gewannen die Kommunalwahl und vermochten erstmals die Geschicke der Gemeinde zu bestimmen[ii]. Die durch diese Auseinandersetzung selbstbewusst gewordenen Handruper Heuerleute und Pächter ließen den erlebten Konflikt mit den Bauern nicht auf sich beruhen. Für Christi Himmelfahrt, den 1. Juni 1919, riefen sie eine Heuerleute-Versammlung nach Lengerich ein. Die Leitung übernahm der Pächter Blömer aus Handrup, Redner war der dortige Haussohn Josef Deters (1887-1958). Laut „Frerener Volksblatt“ beleuchtete er „in ruhiger, wenngleich etwas einseitiger Weise die Stellung des Heuermanns in der Gemeinde, im Kreis und zum Grundherrn“. Deters beklagte, dass die Heuerleute bei der Wahl des Kreistags übergangen worden wären und im einflussreichen Kreisausschuss überhaupt nicht vertreten seien, obgleich sie ein Drittel der Bevölkerung des Kreises Lingen stellten. Ferner forderte Deters ein Pachtgesetz, um die mündlichen Heuerverträge auf eine sichere rechtliche Grundlage zu stellen, sowie einen Schlichtungsausschuss für Streitigkeiten. Die Lengericher Heuerleute-Versammlung beschloss die Gründung eines Vereins auf christlicher Grundlage. Er solle mit dem sozialistischen „Nordwestdeutschen Heuerlings-Verband“, der sich kurz zuvor im benachbarten Kreis Bersenbrück unter Leitung des späteren SPD-Reichstagsabgeordneten Wilhelm Helling (1881-1925) konstituiert hatte, nichts zu tun haben und sich möglichst einer größeren christlichen Organisation anschließen. Die Gründung des „Vereins Christlicher Heuerleute“ weiterlesen

Verein Christlicher Heuerleute

Der „Verein Christlicher Heuerleute“ 1919 bis 1933

Eine bedeutende Interessenorganisation ländlicher Unterschichten im deutschen Nordwesten

 

von Helmut Lensing

Einleitung

 

Heuerleute waren eine regionale Besonderheit der ländlichen Gesellschaft Nordwestdeutschlands. Mehrere Jahrhunderte stellten sie im Kerngebiet ihrer Verbreitung, dem heutigen Emsland, der Grafschaft Bentheim, dem nördlichen Westfalen, dem Osnabrücker Land und dem Oldenburger Münsterland, einen beachtlichen Teil der Bevölkerung. Der Gegensatz zwischen Heuerleuten und Bauern prägte lange das dörfliche Leben, bis diese Schicht schließlich infolge Auswanderung, Abwanderung in die Industrie und letztlich durch den agrarischen Strukturwandel in den 1960-Jahren ausstarb[i].

Was waren nun aber Heuerlinge oder Heuerleute? Das Heuerlingswesen unterschied sich in seinem Verbreitungsgebiet stark und war in seiner genauen Ausprägung ganz von den lokalen und regionalen Gegebenheiten abhängig. Ganz grob lässt sich ein Heuerling definieren als „Inhaber einer – meist unselbständigen – landwirtschaftlichen Stelle, die er von einem landwirtschaftlichen Arbeitgeber gepachtet hat und mit seiner Familie für eigene Rechnung bewirtschaftet“, bzw. als jemand, der „seine Pacht in bar und Arbeitshilfe bezahlt[ii]. Dabei war es nicht selten, dass Heuerleute selbst Kleinstgrundbesitzer waren, aber zum Überleben hinzupachten mussten. Folglich waren Heuerlinge häufig weder reine Pächter noch reine Landarbeiter, sondern sie nahmen in der dörflichen Hierarchie eine Mittelstellung zwischen diesen und den Bauern ein. Das Heuerhaus war bei reinen Pächtern zumeist Eigentum des Bauern, das Inventar hatte der Heuermann zu stellen. Als Gegenleistung für das Wohnrecht und die Pachtfläche, in vielen Regionen überdies für bäuerliche Hilfsleistungen wie die Stellung von Gespannen oder die Mitbenutzung des hofeigenen Backhauses, musste der Heuerling nicht selten mitsamt seiner Familie dem Verpächter Arbeitshilfe leisten.

Hans-Jürgen Seraphim unterscheidet vier Gruppen von Heuerlingen:

  1. Den Landarbeiterheuerling, der eine Pachtfläche von eins bis drei Hektar besitzt und eine große Arbeitsverpflichtung zu leisten hat.
  2. Den Pächterheuerling mit einer größeren Pachtfläche und einer geringeren Arbeitsverpflichtung.
  3. Den Industrieheuerling, der nur eine geringe landwirtschaftliche Arbeitshilfe leistet.
  4. Den Landarbeiterkleinheuerling, der aber im Regierungsbezirk Osnabrück nicht vorkam[iii].

 

Im Emsland dürften vornehmlich die Landarbeiter- und Pächterheuerlinge vorzufinden gewesen sein, wobei hier laut Heinrich Kuhr (1892-1971) die Pächterheuerlinge überwogen[iv]. Im Osnabrücker Raum hingegen dominierten laut Johannes Drees (1894-1944) die Industrieheuerlinge[v]. Die Heuerlinge verdienten sich nicht nur durch Arbeitshilfe beim Bauern etwas hinzu, sondern je nach örtlicher Gegebenheit betätigten sie sich nebenbei, eher hauptberuflich oder je nach saisonalem Angebot als Industriearbeiter, Holzschuhmacher, Korbflechter, Hausschlachter, Kanal-, Straßen-, Land- oder Forstarbeiter[vi]. Die Zahl der Heuerleute nahm im Emsland von Süden nach Norden hin ab.

 

Tab. 1: Die Zahl der Heuerlinge im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 1927[vii]

Landkreis  Heuerlingsstellen Anteil an allen landw. Betrieben in Prozent

Aschendorf                  95                                4,5

Hümmling                   485                              15,2

Meppen                       717                              28,4

Lingen                         1311                            36,6

Bentheim                    799                              22,5

Gesamt           3407                22,8

 

Während die Institution des Heuermanns im Emsland noch weithin bekannt ist, gilt dies nicht für deren Interessenorganisation, einem mitgliederstarken und politisch einflussreichem Verband, der in zahlreichen Dörfern im deutschen Nordwesten präsent war.

[i] Siehe dazu näher: Franz Bölsker-Schlicht, Bevölkerungsgeschichte von 1800 bis 1945, in: Werner Franke/Josef Grave/Heiner Schüpp/Gerd Steinwascher (Hrsg.), Der Landkreis Emsland, Geographie, Geschichte, Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung. Hrsg. im Auftrag des Landkreises Emsland, Meppen 2002 (weiterhin Bölsker-Schlicht), S. 431-440, Franz Bölsker-Schlicht, Sozialgeschichte des ländlichen Raumes im ehemaligen Regierungsbezirk Osnabrück im 19. und frühen 20. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Heuerlingswesens und einzelner Nebengewerbe, in: Westfälische Forschungen 40/1990, Münster 1990, S. 223-250. Zur Entstehung der Heuerleuteschicht und deren Ausgestaltung vgl.: (Adolf) Wrasmann, Das Heuerlingswesen im Fürstentum Osnabrück, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, Teil I Bd. 42/1919, Osnabrück 1920, S. 52-171, und Teil II in Bd. 44/1921, Osnabrück 1922, S. 1-154. Zur Ausgestaltung im Emsland siehe auch: Heinrich Kuhr, Ist das Heuerlingswesen dem Untergang geweiht?, in: Lingener Volksbote (weiterhin LVB) Nr. 9 vom 11.01.1929.

[ii] Zitiert nach: Christof Haverkamp, Die Heuerleutebewegung im 20. Jahrhundert im Regierungsbezirk Osnabrück, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), Emsländische Geschichte Bd. 6, Dohren 1997 (die Reihe wird weiterhin zitiert als: EG mit Bandangabe), 89-107 (weiterhin Haverkamp), S. 90.

[iii] Hans-Jürgen Seraphim, Das Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland (= Veröffentlichung des Provinizialinstituts für westfälische Landes- und Volkskunde, Reihe I: Wirtschafts- und verkehrswissenschaftliche Arbeiten, Heft 5), Münster 1948, eigene Zusammenfassung nach S. 26-27.

[iv] Heinrich Kuhr, Das Heuerlingswesen im Emsland und in den Nachbargebieten, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins Bd. 12/1965, (Meppen o.J.) (weiterhin Kuhr), 60-72, S. 60. Zu den Arbeitsverpflichtungen siehe: Ebd. S. 61.

[v] Johannes Drees, Arbeitsausgleich zwischen Industrie und Landwirtschaft dargestellt am Heuerlingswesen im Kreise Osnabrück, Diss. Göttingen 1924 (weiterhin Drees), S. 24.

[vi] Kuhr (wie Anm. 4), S. 62.

[vii] Von verschiedenen Autoren, zitiert nach: Haverkamp (wie Anm. 2), S. 90.

Verein Christlicher Heuerleute 1919 – 1933

Der „Verein Christlicher Heuerleute“ 1919 bis 1933 

Eine bedeutende Interessenorganisation ländlicher Unterschichten im deutschen Nordwesten

von Dr. Helmut Lensing

Heuerleute waren eine regionale Besonderheit der ländlichen Gesellschaft Nordwestdeutschlands. Mehrere Jahrhunderte stellten sie im Kerngebiet ihrer Verbreitung, dem heutigen Emsland, der Grafschaft Bentheim, dem nördlichen Westfalen, dem Osnabrücker Land und dem Oldenburger Münsterland, einen beachtlichen Teil der Bevölkerung. Der Gegensatz zwischen Heuerleuten und Bauern prägte lange das dörfliche Leben, bis diese Schicht schließlich infolge Auswanderung, Abwanderung in die Industrie und letztlich durch den agrarischen Strukturwandel in den 1960-Jahren ausstarb[i].

 

Was waren nun aber Heuerlinge oder Heuerleute? Das Heuerlingswesen unterschied sich in seinem Verbreitungsgebiet stark und war in seiner genauen Ausprägung ganz von den lokalen und regionalen Gegebenheiten abhängig. Ganz grob lässt sich ein Heuerling definieren als „Inhaber einer – meist unselbständigen – landwirtschaftlichen Stelle, die er von einem landwirtschaftlichen Arbeitgeber gepachtet hat und mit seiner Familie für eigene Rechnung bewirtschaftet“, bzw. als jemand, der „seine Pacht in bar und Arbeitshilfe bezahlt[ii]. Dabei war es nicht selten, dass Heuerleute selbst Kleinstgrundbesitzer waren, aber zum Überleben hinzupachten mussten. Folglich waren Heuerlinge häufig weder reine Pächter noch reine Landarbeiter, sondern sie nahmen in der dörflichen Hierarchie eine Mittelstellung zwischen diesen und den Bauern ein. Das Heuerhaus war bei reinen Pächtern zumeist Eigentum des Bauern, das Inventar hatte der Heuermann zu stellen. Als Gegenleistung für das Wohnrecht und die Pachtfläche, in vielen Regionen überdies für bäuerliche Hilfsleistungen wie die Stellung von Gespannen oder die Mitbenutzung des hofeigenen Backhauses, musste der Heuerling nicht selten mitsamt seiner Familie dem Verpächter Arbeitshilfe leisten.

Hans-Jürgen Seraphim unterscheidet vier Gruppen von Heuerlingen:

  1. Den Landarbeiterheuerling, der eine Pachtfläche von eins bis drei Hektar besitzt und eine große Arbeitsverpflichtung zu leisten hat.
  2. Den Pächterheuerling mit einer größeren Pachtfläche und einer geringeren Arbeitsverpflichtung.
  3. Den Industrieheuerling, der nur eine geringe landwirtschaftliche Arbeitshilfe leistet.
  4. Den Landarbeiterkleinheuerling, der aber im Regierungsbezirk Osnabrück nicht vorkam[iii].

 

Im Emsland dürften vornehmlich die Landarbeiter- und Pächterheuerlinge vorzufinden gewesen sein, wobei hier laut Heinrich Kuhr (1892-1971) die Pächterheuerlinge überwogen[iv]. Im Osnabrücker Raum hingegen dominierten laut Johannes Drees (1894-1944) die Industrieheuerlinge[v]. Die Heuerlinge verdienten sich nicht nur durch Arbeitshilfe beim Bauern etwas hinzu, sondern je nach örtlicher Gegebenheit betätigten sie sich nebenbei, eher hauptberuflich oder je nach saisonalem Angebot als Industriearbeiter, Holzschuhmacher, Korbflechter, Hausschlachter, Kanal-, Straßen-, Land- oder Forstarbeiter[vi]. Die Zahl der Heuerleute nahm im Emsland von Süden nach Norden hin ab.

Tab. 1: Die Zahl der Heuerlinge im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 1927[vii]Landkreis                    Heuerlingsstellen         Anteil an allen landw. Betrieben in Prozent

Aschendorf                 95                                4,5

Hümmling                   485                              15,2

Meppen                       717                              28,4

Lingen                         1311                            36,6

Bentheim                     799                              22,5

Gesamt                        3407                            22,8

 

Während die Institution des Heuermanns im Emsland noch weithin bekannt ist, gilt dies nicht für deren Interessenorganisation, einem mitgliederstarken und politisch einflussreichem Verband, der in zahlreichen Dörfern im deutschen Nordwesten präsent war

[i] Siehe dazu näher: Franz Bölsker-Schlicht, Bevölkerungsgeschichte von 1800 bis 1945, in: Werner Franke/Josef Grave/Heiner Schüpp/Gerd Steinwascher (Hrsg.), Der Landkreis Emsland, Geographie, Geschichte, Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung. Hrsg. im Auftrag des Landkreises Emsland, Meppen 2002 (weiterhin Bölsker-Schlicht), S. 431-440, Franz Bölsker-Schlicht, Sozialgeschichte des ländlichen Raumes im ehemaligen Regierungsbezirk Osnabrück im 19. und frühen 20. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Heuerlingswesens und einzelner Nebengewerbe, in: Westfälische Forschungen 40/1990, Münster 1990, S. 223-250. Zur Entstehung der Heuerleuteschicht und deren Ausgestaltung vgl.: (Adolf) Wrasmann, Das Heuerlingswesen im Fürstentum Osnabrück, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, Teil I Bd. 42/1919, Osnabrück 1920, S. 52-171, und Teil II in Bd. 44/1921, Osnabrück 1922, S. 1-154. Zur Ausgestaltung im Emsland siehe auch: Heinrich Kuhr, Ist das Heuerlingswesen dem Untergang geweiht?, in: Lingener Volksbote (weiterhin LVB) Nr. 9 vom 11.01.1929.

[ii] Zitiert nach: Christof Haverkamp, Die Heuerleutebewegung im 20. Jahrhundert im Regierungsbezirk Osnabrück, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), Emsländische Geschichte Bd. 6, Dohren 1997 (die Reihe wird weiterhin zitiert als: EG mit Bandangabe), 89-107 (weiterhin Haverkamp), S. 90.

[iii] Hans-Jürgen Seraphim, Das Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland (= Veröffentlichung des Provinizialinstituts für westfälische Landes- und Volkskunde, Reihe I: Wirtschafts- und verkehrswissenschaftliche Arbeiten, Heft 5), Münster 1948, eigene Zusammenfassung nach S. 26-27.

[iv] Heinrich Kuhr, Das Heuerlingswesen im Emsland und in den Nachbargebieten, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatvereins Bd. 12/1965, (Meppen o.J.) (weiterhin Kuhr), 60-72, S. 60. Zu den Arbeitsverpflichtungen siehe: Ebd. S. 61.

[v] Johannes Drees, Arbeitsausgleich zwischen Industrie und Landwirtschaft dargestellt am Heuerlingswesen im Kreise Osnabrück, Diss. Göttingen 1924 (weiterhin Drees), S. 24.

[vi] Kuhr (wie Anm. 4), S. 62.

[vii] Von verschiedenen Autoren, zitiert nach: Haverkamp (wie Anm. 2), S. 90.

https://www.emslaendischer-heimatbund.de/medien/bilder/publikationen/Inhaltsverzeichnis/Emsland-Jahrbuch_Band_53_2007.pdf

Fragebögen zum Heuerlingswesen

Nachfolgender Fragebogen wurde gemeinsam in einem Arbeitskreis des KHB Diepholz unter Leitung von Wilfried Meyer aus Weyhe entwickelt.

Grundlage war der von mir entwickelte Fragebogen für das Emsland, die Grafschaft Bentheim und den Altkreis Bersenbrück.

Frage1

Frageb 2

Frageb3

frageb4

Frageb5