Besiedlung des Bourtanger Moores (Vergleich Holland – Deutschland) 2

Im vorangegangenen Beitrag  werden

  • Straßenverhältnisse beiderseits der niederländisch – deutschen Grenze im Bereich des Bourtanger Moores verglichen.

Hier nun sollen

  • zwei grenznahe Bauernhäuser vorgestellt werden:

BAUERNHAUS IM HOLLÄNDISCHEN DORFE BELLINGWOI.DE

Das holländische Dorf Bellingwolde liegt ganz nahe der Grenze zwi.schen Deutschland und den Niederlanden. Es steht auf dem Boden des gleichen Bourtanger Moores, das in Deutschland, nämlich im Emsland, fast unkultiviert blieb, während auf dem gleichen Boden in Holland eine im wahrsten Sinne volkswirtschaftliche Arbeit geleistet wurde, die dem Ganzen und dem Einzelnen diente. Das Bauernhaus des vorstehenden Bildes ist nicht etwa eine Ausnahmeerscheinung für das Grenzdorf Bellingwolde, sondern ein Typ im Sinne einer holländischen Selbstverständlichkeit. Aber im deutschen Emsland sind Bauern und Heuerlinge nicht sehr weit vom Verhungern. Ungezählte Heuerlingsfamilien schlafen in „Butzen”, schlafen auf Stroh. lager in einer geräumigen Kiste, über sich das durchlöcherte Dach, durch das Regen und Schnee fällt. Die Tuberkulose ist ihr jahrzehntelanges, ach, jahrhundertelanges Schicksal.

BAUERNHAUS IN SCHöNINGHSDORF

Dieses Bauernhaus gehört zu einem der besseren im Emsland. Neben den Bauern steht der Heuerling, der nach neuzeitlichen Begriffen Mieter ist und Mitarbeiter. Dieses fast mittelalterliche Verhältnis, das den „Mieter und Mitarbeiter” zwingt, auf seiner Scholle zu bleiben, erklärt sich aus der Struktur dieses landschaftlichen Gebietes. Wegen der weiten Entfernung zwischen den einzelnen Bauernhöfen war das Zustandekommen eines landwirtschaftlichen Arbeiterstandes, dessen Angehörige von Hof zu Hof gehen, undenkbar. Daher blieben die Heuerlinge durch Generationen bei den Generationen der Bauern. Es wäre ihnen, da sich im Laufe der Generationen ein Vertrauensverhältnis zwischen Bauer und Heuerling ergab, dann gut ergangen, wenn es dem Bauer gut ergangen wäre. Aber der Bauer litt Not, weil ihm die Verkehrswege zu den Absatzmärkten fehlten. Diese Verkehrswege fehlen zum größten Teile auch heute noch. Daher leidet der Bauer des Emslandes noch immer Not, nicht nur zu seinem Schaden, sondern zum Schaden des Volksganzen.

Text und Fotos: siehe vorheriger Bericht