Walfang

Der harpunierte Wal tauchte sofort in die Tiefe, sirrend folgte die Leine. Alle im Boot halfen, die auslaufende Leine klar zu halten. Mit einem nassen Lappen benetzte der Leinenschießer den Bootsrand oder die Rolle, über welche die Leine ablief. Kräftig wurde teerlingweiter gerudert, weil die Leine nicht plötzlich steif werden durfte. Sie würde dann reißen. Lief die erste Leine aus, wurde eine zweite oder gar dritte angeknotet. Wurde die Leine schlaff, war das ein Zeichen, daß der Wal wieder auftauchte. Jetzt wurde gestoppt, und man begann zu streichen, d.h. rückwärts zu rudern. Es ging darum das Tier zu ermüden. Die Jäger wußten das Erfahrung, wo die Beute wieder auftauchen würde. Das Wasser färbte sich dort dunkel, und der Wal durchbrach schnaufend und nach Luft schnappend die Wasseroberfläche. Darauf warteten schon die Männer in den anderen Schaluppen. Es ging darum, durch weitere Harpunen den Wal sicher festzumachen. Das Tier versuchte, sich durch mehrmaliges Tauchen seiner Verfolger zu entziehen. Aber langsam ermatteten seine Kräfte; es mußte immer länger an der Oberfläche bleiben, um sich zu erholen. Im geeigneten Augenblick waren die Jäger zur Stelle. Mit Wurf- und Stoßlanzen rückte man dem Wal zu Leibe, der bald Blut mit Wasser vermischt durch die Blaslöcher blies. Die gewaltige Schwanzflosse schlug das Wasser zu blutigem Schaum; der Todeskampf begann, die  „Doodslagen” setzten ein. Das Meer fing an zu dünen, und die Schaluppen dümpelten, daß der Harpunier sich setzen mußte.

download

Foto: Wikimedia commons

Teerling, Hans: Aus Borkums Vergangenheit. Geschichtliche, kulturgeschichtliche und volkskundliche Betrachtungen. Berichte und Bilder zur Walfängerzeit, Borkum 1980.