Ein besonderes Heuerhaus mit besonderer Beschreibung

Das Ehepaar Sippel bewohnt südlich von Osnabrück ein sehr gelungen renoviertes ehemaliges Heuerhaus, das in den Fotoband Heuerhäuser im Wandel aufgenommen werden soll.

Hier ihre kurzweilige Beschreibung des Projektes:

Vor 20 Jahren zogen wir berufsbedingt nach Osnabrück und hinterließen in Remscheid eine denkmalgeschützte bergische Villa aus dem Jahr 1914.

Die schwierige Suche nach einem gleichwertigen Ersatz schien dem Erfolg nahe, als uns die Nachricht erreichte, am Fuße des Teutoburger Waldes stehe ein Kotten zum Verkauf. Was ein Kotten war, wussten wir von dem befreundeten Oberkreisdirektor des Landkreises Osnabrück. Ein Kotten entsprach auch durchaus unseren Wunschvorstellungen. Auf einem Feldweg, dem bäuerliche Landmaschinen übel mitgespielt hatten, eingerahmt von Maisfeldern und einem Buchenwald näherten wir uns unserem Traumziel. Zwei Rehe kreuzten unseren Weg, ein Dachs säuberte seinen Bau am Wegesrand und über uns kreiste ein Bussard (oder war es ein Geier, der uns an unseren Kontostand erinnern sollte? Schließlich standen wir vor dem ersehnten Objekt.

„Das ist es!” rief meine Frau, den ausstehenden finanziellen Verhandlungen mit der Eigentümerin leichtfertig vorauseilend. Dennoch kam der Tag des Wechsels: Die finanziell großzügig abgefundene Voreigentümerin verließ das Grundstück unter Mitnahme ihrer Esel, Ziegen und Hunde. Wir zogen,-etwas bescheidener,- mit zwei Söhnen und einem Entlebucher Sennenhund ein. Einige Wochen später wurde die Hausgemeinschaft durch eine zugelaufene Katze, die sich begeistert unserem Sennenhund anschloss, erweitert.

Nun waren wir angekommen. Inmitten der Natur und herrlich einsam. Sehr einsam, meinten Freunde und die urban wohnende restliche Familie, die nur mit dem von der Voreigentümerin stammenden Hinweis: „Seit die Schweden hier vorbeigezogen sind, hat hier nie wieder jemand eingebrochen…” halbwegs beruhigt werden konnte. Übrigens die Schweden und der 30jährige Krieg: Kurz nach unserem Einzug sackte der Fußboden im Wohnbereich deutlich nach unten. Ursache war ein Rohrbruch, der den Lehmboden unter dem Fußboden ausgespült hatte.

Jetzt war es mit der Einsamkeit vorbei: Die Handwerker rückten an! Fliesenleger, Zimmerleute, Elektriker. Mit Betonmischmaschinen und Lastwagen, die unseren Feldweg, der nur Landmaschinen und reichlich Güllewagen gewohnt war, in Erstaunen versetzte.

Man baggerte den Fußboden metertief aus, um ihn anschließend stilecht und mit einer Fußbodenheizung versehen wieder aufzufüllen.

Mit Argusaugen standen wir täglich an der Baugrube: Hatte man nicht von vergrabenen Gold- und Silberdukaten gehört, die vor den anrückenden schwedischen Truppen in Sicherheit gebracht wurden und später in Vergessenheit gerieten?

Nach Monaten war der Wohnbereich wiederhergestellt und unsere Finanzlage hatte sich nicht verbessert. Spätesten jetzt aber wurde uns klar: In einem Heuerhaus kann es keine vergrabenen Golddukaten geben. Die waren eher beim Bauern nebenan zu suchen.