Zum Tode von Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck

In insgesamt vier persönlichen Begegnungen konnten in Gesprächen mit Constantin Freiherr Heereman insbesondere die wirtschaftlichen Verhältnisse der Heuerleute direkt beim Landadel in Nordwestdeutschland detailliert beschrieben werden. Dabei stellte sich recht deutlich heraus, dass diese Heuerlinge in der Mehrzahl bessere  Lebensbedingungen vorfanden  als die Heuerleute bei den vermietenden Bauern.

Foto: Archiv Surenburg

Der Baron war von der Aufarbeitung dieser Thematik sehr angetan. So nahm er spontan die Einladung zur Buchvorstellung in Emsbüren an, die gerade durch seine Beiträge zu einem ganz besonderen Ereignis wurde.

So soll ein Teilbeitrag über ihn aus dem Heuerbuch hier wiedergegeben werden aus Dankbarkeit für seine engagierte Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

In einem Gespräch vom 4. November 2012 mit Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck wurde deutlich, dass in Riesenbeck bis Anfang der 1960er Jahre das Heuerlingswesen in den landwirtschaftlichen Betriebsabläufen eine wichtige Rolle gespielt hat. In seiner Funktion als Ortslandwirt, damit als Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins in Riesenbeck, und ab 1967 zugleich als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Tecklenburg, setzte sich der Baron stark für die Belange der abziehenden Heuerleute ein.

Constantin Heereman wurde 1968 zum Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes gewählt. Schon ein Jahr später stieg er zum Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes auf. In diesem Amt war er bis 1997 fast dreißig Jahre erfolgreich tätig. Er erwarb sich dabei hohes Ansehen als konsequenter Vertreter der deutschen Landwirte, und auch in den europäischen Partnerländern erhielt er Anerkennung und Wertschätzung für sein Wirken (Strotdrees, Präsident).

Da etliche Bauern in der Auflösungsphase des Heuerlingswesens ihren ehemaligen Pächtern am Ort keine passenden Baugrundstücke anbieten wollten, ergriff Heereman deutlich für die Heuerleute Partei. Er führte den unwilligen Landwirten immer wieder vor Augen, es müsse hier nicht nur aus christlich-zwischenmenschlichen Beweggründen ein Angebot kommen. Ebenso sei es aus ökonomischer Sicht wichtig, die ehemaligen Heuerlingsfamilien am Ort zu halten. Schließlich seien sie mit den Betriebsabläufen auf den Höfen bestens vertraut und könnten nun ihre neuen Erfahrungen in den angestrebten Handwerksberufen bei Bedarf für Aushilfen und sonstige Unterstützungen auf den Bauernhöfen einbringen. Deshalb sei ein Entgegenkommen mehr als sinnvoll.

Auf die Heuerhäuser angesprochen konstatierte Heereman, diese Gebäude seien – zumindest aus heutiger Sicht – vielfach allenfalls Behausungen gewesen. Aus der Rückschau müsse er schon feststellen, dass die Wohnsituation grenzwertig gewesen sei. Er habe die Heuerlingsfamilien der Surenburg insgesamt in sehr guter Erinnerung. Man müsse aber betonen, dass dort – wie im übrigen Leben auch – mit unterschiedlichem wirtschaftlichem Erfolg gearbeitet worden sei.

Nach diesen recht positiven Erfahrungen von Heuerleuten auf einem adeligen Gutsbetrieb lag es nahe, sich noch weitere herrschaftliche Anwesen unter diesem Aspekt anzuschauen.

  • Seite 37/38 in der 5. Auflage