Niederländer forderten 1947 deutsche Moorgebiete

Von Zeitungsmeldungen her befürchteten viele Menschen auf deutscher Seite  im Jahre 1947 eine Abtrennung emsländischer Gebiete, als die niederländische Regierung auf der Londoner Konferenz Gebietsforderungen im westlichen Deutschland stellte.

Am 10. Mai 1940 waren die Niederlande von den deutschen Truppen überfallen worden und sind danach für fünf Jahre einer harten Besatzungsmacht unterworfen gewesen. Das sorgte für eine negative Einstellung vieler Holländer in der Nachkriegszeit den Deutschen gegenüber.

So wurden in den Niederlanden rundum Forderungen laut nach Bestrafung und Schwächung Deutschlands, die mit Entschädigungsleistungen einhergehen sollten. Man erörterte sogar die Annexion von Gebieten bis an die Elbe oder Weser.

Von dieser Linie wich die offizielle Politik jedoch recht bald ab zugunsten einer Grenzkorrektur, die immerhin ein Gebiet von 1750 Quadratkilometern mit etwa 120.000 Einwohnern umfasste.

Die deutsch-niederländische Grenze sollte von Borkum bis Aachen von bisher 525 km auf 340 km verkürzt werden. Das hätte etwa für die Grafschaft Bentheim bedeutet: 39 Orte wären niederländisch geworden.

Für den Altkreis Lingen wären Schwartenpohl ganz, Wachendorf und Schepsdorf-Lohne zum Teil holländisch geworden. Emsbüren wäre danach allerdings verschont geblieben.

Im Meppener Bereich hätte es 9 Dörfer ganz erwischt, 10 Ortschaften wären teilweise nach Holland gefallen. Neben dem Torf reizten die Ölvorkommen auf diesem Gebiet die Niederländer sicherlich besonders.

Gegen diese Bestrebungen gab es verständlicherweise auf deutscher Seite starke Proteste. So konnte man im Neuen Tageblatt vom 13. 12. 1946 unter der Überschrift

„Keine blutenden Grenzen“

lesen:

Der Kreistag des Kreises Lingen erhebt namens der Bevölkerung des Kreises schärfsten Protest gegen die Forderungen der Niederlande auf Einverleibung urdeutschen Gebietes an der Westgrenze des Reiches nach Holland. Durch eine sogenannte Grenzberichtigung würden nur blutende Grenzen geschaffen und das seit Jahrhunderten bestehende gutnachbarschaftliche Verhältnis mit den Niederlanden getrübt werden.

Erst 1950 verzichtete die niederländische Regierung offiziell auf die Gebietsansprüche in Deutschland.

aus: Seite 53