Der Hollandgänger Knapp Gerd erschlägt den Heuermann Langeborg
Am 19. Juli 1825 vollzog sich in Lingen zum letzten Mal ein schauriges Erlebnis: Die letzte Stunde eines Mörders hatte geschlagen, das Todesurteil war gerade auf dem Gerichtsplatz vor dem Rathaus verlesen worden..
Dazu wird am 12.8.2012 in der Lingener Tagespost berichtet:
Den Hintergrund bildet das Buch von Heinz Jakobs: Knapp Gerd – Eine Bluttat und ihr lebensgeschichtlicher Hintergrund. Lingen, 1995
Zwei Wagen mit dem zum Tode verurteilten 48-jährigen Mörder fahren durch die Burgstraße und das Burgtor auf den Brockhauser Weg, Laxtener Schulkinder schließen sich wenig später mit ihrem Lehrer dem Zug an. Sie marschieren direkt hinter dem Ackerwagen mit dem Verurteilten. Hinter ihnen ist die Kutsche, in der sich die Richter und ein Seelsorger befinden.
Von der Kiesbergstraße aus geht es nach links den Hohenfeldweg hinauf, dessen Anfangsteil heute eine Straße ist. Von diesem Weg aus wendet sich der Zug nach etwa 1000 Metern nach rechts und gelangt so zur Richtstätte. Hier stehen seit mindestens einer Stunde schon die Ordnungskräfte bereit, um den Richtplatz von Schaulustigen freizuhalten.
Der Kopf rollt ins Grab
Auf der Hinrichtungsplattform befinden sich bereits der Scharfrichter und seine beiden Knechte. Sie erwarten den Unglücklichen. Dieser besteigt in Begleitung eines Seelsorgers und zweier Soldaten das Schafott. Auch die Richter begeben sich auf die Plattform. Jetzt wird der Delinquent von den Knechten des Scharfrichters mit Lederriemen auf dem Richtstuhl festgeschnallt. Die Augenbinde wird ihm angelegt. Hals und Schultern werden entblößt. Einer der Knechte zieht den Kopf des Delinquenten mit einem unter das Kinn gelegten Lederriemen hoch. Der Scharfrichter steht seitlich hinter dem Richtstuhl, fasst das Schwert mit beiden Händen und schlägt dann zu. Der Kopf rollt direkt ins Grab.
Die traurige Geschichte des Hollandgängers Gerhard Bernhard Kruis aus Suttrup – der Volksmund nennt ihn „Knapp Gerd“ – und seines Opfers, dem Heuermann Gerhard Heinrich Langeborg aus Andervenne, ist nachzulesen in einem 110-seitigen Buch des Lingener Gymnasiallehrers Heinz Jakobs (1935–2011). Das Buch ist noch in wenigen Exemplaren im Lingener Buchhandel unter dem Titel „Knapp Gerd – Eine Bluttat und ihr lebensgeschichtlicher Hintergrund“ erhältlich. Eventuell wird es neu aufgelegt. Die Hinrichtung von Knapp Gerd war die letzte vollstreckte Todesstrafe im Amt Lingen.
Vielen älteren Bürgern in Lingen und Thuine läuft bei Nennung dieses Namens noch immer ein kalter Schauer über den Rücken. In ihrer Kinderzeit ist ihnen das Schicksal des Mörders immer wieder vor Augen geführt worden – verbunden mit der Warnung, nicht vom Pfad der Tugend abzuweichen