Landlose in Niederbayern und Schleswig-Holstein: ein Nord-Süd Vergleich

 

 

Die Dokumentation der Wohnsituation der Landlosen wird auch – allerdings sehr vereinzelt – in den beteiligten Fachwissenschaften als Desiderat beschrieben.
Ich möchte mich dabei auf diese Veröffentlichung beziehen:

https://www.lwl.org/voko-download/BilderNEU/422_012Glaentzer.pdf

Die Kernaussage: Fast durchweg wird in der bescheidenen Fachliteratur von den angestammten Bauerngehöften berichtet in ihren regionalen Ausprägungen.
Diese sind insbesondere von ihren Grundlegungen und Aufbauten (Fachwerken) in der Mehrheit deutlich robuster ausgebaut als die Behausungen der Pächter (z.B. Häusler, Heuerleute, Inleute, Insten und auch Landarbeiter). Diese Gebäude waren nicht selten nicht nur in ihrer Holzkonstruktion aus Abbrüchen mehr provisorisch angelegt und damit weniger haltbar.

Eben deshalb sind sie auch heute nur noch selten erhalten.

Wohnformen der Unterschichten schlecht repräsentiert

Aus: Gläntzer, Volker: Ländliches Wohnen vor der Industrialisierung. In: Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland, herausgegeben von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Heft 12, Münster 1980, Seite 92

In den umfangreicheren zeitgenössischen Quellen, vor allem in den landwirtschaftlichen Beschreibungen, wurde eine soziale Differenzierung zwar im bevölkerungsstatistischen Teil recht genau durchgeführt, im ethnographischen Teil aber nur selten und dann sehr vereinfacht wieder berücksichtig. Infolge dieser unterschiedlichen Differenzierung lassen sich meist keine genaueren Korrelationen zwischen einer sozialen Schicht und der zugehörigen Hausform bilden. Häufig wurden einfach die Häuser des “Landmanns” oder des “gemeinen Bauern”  beschrieben, eine freilich wenig aussagekräftige Einordnung. (…)

Aber auch wo genauer auf sozial bedingte Unterschiede im Wohnen hingewiesen wurde, wurde in der Regel nur die Hausform einer, und zwar der oberen der genannten Schichten ausführlicher beschrieben.

So wies Heineken zwar pauschal auf “kleine ärmliche Wohnungen, oft mehrere unter einem Dache, die selten mehr als ein kleines Zimmer und einen Stall enthalten, und Eigenthum des Bauern, auf dessen Grund und Boden sie stehen, sind” und die die “kleinem Besitzer, Köther, Brinksitzer, Häuslinge genannt” bewohnen, hin, beschrieb dann aber ausführlich nur die Häuser der “eigentlichen Bauern” (1836/bei Bremen).

Nur selten bezog sich die Darstellung ausdrücklich auf die “Einrichtung und Bauart der gewöhnlichen Bauerhäuser” und nicht auf die Häuser der “begüterten Bauern oder Meyer” und setzte dann – allerdings ebenfalls pauschal – die Hausform der reicheren Bauern davon ab (1793/Grafschaft Ravensberg).

Noch seltener schließlich wurden die Wohnverhältnisse zweier Sozialgruppen, wie bei Mussäus 1837 die der Bauern und Kätner Mecklenburg-Schwerins, mit gleicher Ausführlichkeit beschrieben.