Die schlimmen Verkehrswege damals

Verkehrswege früher: Schlamm oder Staub

Da im gesamten Verbreitungsgebiet des Heuerlingswesens etwa ein Drittel der Fläche mit Mooren bedeckt war, hatte sich auch die Entwicklung des Straßen- und Wegenetzes danach gerichtet.

Fast durchweg gab es nur unbefestigte Feldwege zwischen den einzelnen Bauerschaften und Höfen. Aber auch in die Marken hinein waren im Laufe der Zeit Wege nach einem natürlichen Verlauf entstanden.

Der Zustand dieser „Straßen” war insbesondere abhängig von der jeweiligen Witterung: Einen Idealzustand gab es eigentlich zu keiner Jahreszeit:

  • im Herbst und Frühjahr wurden die Wege häufig unbefahrbar wegen der besonderen Regenfälle in dieser Zeit. Es kam bei weichem Untergrund vor, dass die Ackerwagen bis zur Achse einsanken und stecken blieben. So konnten die Zugpferde die Last nicht mehr ziehen. Dadurch wurden die Wege immer breiter, weil man sich zu den Seiten flüchtete, wo man zunächst noch bessere – unverbrauchte  – Verkehrsverhältnisse vorfand.
  • Im Sommer trockneten diese Wege aus und aus den tiefen Matsch – und Wasserlöchern wurde nun feiner loser Sand, der ebenfalls einen unkomplizierten Lastentransport erschwerte. Im Gegensatz zu einer glatten, befestigten Straße sanken die Eisenräder in den weichen Untergrund ein und die Pferde hatten so auch bei wenig Nutzlast schwer zu ziehen.
  • Im Winter waren über Monate viele Wege nahezu unpassierbar durch die fest gefrorenen Unebenheiten aus den Matschtagen des Herbstes.
  • So kam es vor, dass manche Dörfer während der Wintermonate von der übrigen Welt abgeschnitten waren und Verstorbene von abgelegenen Gehöften erst im Frühjahr beerdigt werden konnten.

So konnten etliche Wege immer wieder nur notdürftig repariert werden. Das geschah im so genannten Herrendienst. Wie es schon der Name sagt, ordnete der jeweilige „Herr“ diesen Einsatz zu Hand- und Spanndiensten an. Die Bauern hatten dabei angespannt – also mit Pferd und Wagen – zu erscheinen, die Heuerleute mit einem Handgerät, das war in der Regel eine Schaufel oder eine Hacke. Nun verfüllte man die tiefen Spuren und Löcher mit Plaggen und Sand, mit Steinen, zusammengebundenem Buschwerk und Holz. Das in den Löchern stehende Wasser versuchte man durch kleine Gräben abzuleiten. Bei größeren Sanierungen holte man Plaggenmaterial aus der gemeinsamen Mark.

Allerdings schnitten die scharfkantigen eisenbeschlagenen  Wagenräder die Plaggen schnell wieder klein und bei der nächsten Matschperiode war wieder der schlimme Zustand da, der einen regelmäßigen Durchgangverkehr erst gar nicht erlaubte.

Selbst die wenigen Überlandstraßen waren in ähnlich schlechtem Zustand. Über den Hellweg, der das spätere Ruhrgebiet mit Münster verband, werden auf heutigen Hinweisschildern die schlimmen Wegeverhältnisse entsprechend geschildert und durch Fotos dokumentiert.

Häufig war es so, dass nur in den Dörfern die Hauptstraße mit so genannten Katzenköpfen gepflastert war. Mancherorts waren auch Findlinge die einzige Pflasterung. Da dieser Untergrund weder für die Zugpferde noch für Ackerwagen und Kutschen angenehm war, lag daneben in aller Regel auch ein Sandweg, der dann bei normaler Witterung bevorzugt wurde.

So sah das Wegenetz im Emsland zunächst vor dem 2. Weltkrieg aus. Dann wurde nach dem Kriege im Rahmen des Emslandplanes dieses Gebiet erschlossen.

Was bedeutete das für die Heuerleute?

Die waren grundsätzlich zu Fuß unterwegs, so wie dieser Zimmermann, der sein gesamtes Handwerkszeug am Körper trug

Da die Futtergrundlage für das Vieh der Heuerleute durchweg sehr schmal war, konnte in aller Regel kein Pferd gehalten werden.

Auch wenn der Bauer nach den meisten – mehr mündlichen – Verträgen sich verpflichtete, seinem Heuermann bei der Einsaat und der Ernte mit den Pferden des Hofes auszuhelfen, so war diese Unterstützung nicht für den Transport von Gütern oder kurz Kutschfahrten etwa zur Kirche oder in die benachbarte Stadt vorgesehen. Das beschränkte sich – so  Umfragen dazu – auch äußerste Notfälle.

Außerdem musste die Heuerlingsfamilie für den Pferdeeinsatz mit Menschenkraft bezahlen. Der Umrechnungsfaktor war dort regional verschieden, das pendelte zwischen dem dreifachen und dem sechsfachen Satz. So konnte sich der Heuermann besser zu Fuß auf dem Weg zur Kirche machen und hin und zurück etwa 90 min laufen als sich die Kutsche des Bauern dafür auszuleihen, um anschließend 5 Stunden auf dem Hof dafür arbeiten zu müssen. Es wäre natürlich auch völlig ungehörig gewesen: Ein Heuerling mit der Kutsche des Bauern zur Kirche, das wäre unvorstellbar gewesen und hätte selbst bei den anderen Heuerleuten Kopfschütteln erzeugt.

 

Im Emsland und den angrenzenden Landkreisen im Osten konnten erst ab Mai 1950 mit größeren Finanzmitteln aus dem Emslandplan mit dem Bau von befestigten Straßen begonnen werden.

 

So konnten dann auch Autos abgelegenere Orte unproblematischer erreichen.

 

Fotos: Archiv Kreisbildstelle Kreis Lingen