Das Schwägern von Mägden… auch in Bayern!
Bauernhochzeit von Anna Wimschneider
Eine Bauernhochzeit wurde groß aufgezogen.
Wenn der Pfarrer am Sonntag in der Kirche zum erstenmal das Aufgebot vorlas mit den Worten „zum heiligen Sakrament der Ehe haben sich versprochen der ehr- und tugendsame Jüngling Matthias Hinterbichler aus Hennerkogl und die ehr- und tugendsame Jungfrau Katharina so und so…“, da war es ganz still in der Kirche. Die Burschen stießen sich heimlich mit den Ellbogen an beim „ehr- und tugendsamen Jüngling“ -, und die sitzengelassene Magd ging an diesen drei Sonntagen des Aufgebots lieber anderswohin in die Kirche.
Da gab es ein Sprichwort: „Wenn geheiratet wird, dann kommt das Unglück im Stall“, damit war gemeint, dass die Sitzengelassene dem Paar Unglück wünschte, und es kann schon etwas dran sein.
Da war eine Magd, die hatte ein Kind von dem Hoferben, der dann eine andere geheiratet hat. Für das Kind zahlte er nur ein paar Mark im Monat und ließ sie in Not. Da hörte das Unglück überhaupt nicht mehr auf: Bullen brachen sich die Beine, mussten Not geschlachtet werden(…).
aus: Anna Wimschneider, Ich bin halt vom alten Schlag – Geschichten vom bäuerlichen Leben einst und jetzt, München 1991. Seite 74/75