Das Inhaus in Niederbayern 2

Kleine Inhäusl mit wenig Wohnraum für viele Menschen

aus: Dr. Helmut Bitsch: Inwohner – ein verdrängtes Kapitel bayerischer Agrargeschichte

in: Hermann Heidrich (Hg.): Mägde Knechte Landarbeiter

Arbeitskräfte in der Landwirtschaft in Süddeutschland, Bad Winsheim 1997, Seite 55

Die Größe der Inhäusl entsprach durchwegs der von Austragshäusern, nur daß in ersteren eine ganze, meist kinderreiche Familie Platz finden mußte. Die winzigen Einfirstanlagen verfügten über selten mehr als Stube, Kammer, Dachboden, Stall für ein bis zwei Kühe und manchmal einen kleinen Scheunenteil. Nicht nur in der Bavaria werden die Inhäuser als „gewöhnlich im schlimmsten baulichen Zustande” geschildert. Für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts berichten Gewährspersonen von schadhaften Dächern, Fenstern und Öfen sowie von häufig feuchten und schimmeligen Räumen. Der schlechte Bauzustand wirkte sich umso gravierender aus, als die Inwohner unter ständigem Brennholzmangel litten. Der Zustand der Inhäuser oder für Bauerhalt schien für die Bauern von keinerlei Interesse gewesen zu sein. Wurden es völlig unbewohnbar, hat man sie abgerissen und gegebenenfalls durch neue ersetzt. Nur wenn eine Hofübergabe ins Haus stand, wurde das Inhaus für die Austrägler renoviert oder durch einen Neubau ersetzt.

Der Wohnraum der Inwohnerfamilien war auf das äußerste beschränkt, speziell die Multifunktionalität der Stube gegenüber bäuerlichen Anwesen wesentlich erhöht. „Bei ärmeren Leuten wird oft ein Stück Kleinvieh, ein Schweinchen o.dgl., im strengen Winter auch noch Hühnervolk in solch einer Stube untergebracht, wo es von Kindern nur zu oft wimmelt, die aus den feuchten, kalten Kammern ihr Lager dann auf die Ofenbänke oder die Bank daneben verlegen. In solchen Gemächern ist dann wenig Ordnung und Reinlichkeit zu erwarten und man kann unter den Inhäusln und die Hütten der ärmeren Innerwäldler menschliche Wohnungen finden, die kaum für solche angesehen werden können.”

Die Stube war gleichzeitig Küche und Arbeitsraum für den Zuerwerb, ohne den die Familie nicht hätte existieren können.

Fotos: Archiv Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum Regen