Das Wirtschaftswunder

Das Wirtschaftswunder kam – das Heuerlingswesen ging

Mit dem Aufkommen des Wirtschaftswunders verschwand das Heuerlingswesen innerhalb von rund zehn Jahren (1950-1960) nahezu völlig. Als nämlich die Stundenlöhne in der neu entstehenden oder stark wachsenden Industrie auf über eine Deutsche Mark kletterten, konnte der Heuermann sich nicht mehr mit etwas mehr als zehn Pfennig pro Stunde für sein Arbeiten beim Bauern zufriedengeben. Allerdings waren die Bauern nicht in der Lage, die in diesen Jahren stetig steigenden Löhne in der Industrie zu zahlen.
Nachdem die unmittelbare Nahrungsmittelnot nach dem Kriegsende überwunden war, wurde schnell deutlich, dass die geringe Landausstattung der Heuerleute eine gewinnbringende Bewirtschaftung nicht mehr zuließ. Der zunehmende Einsatz von Maschinen lohnte sich nicht auf dem kleinen Landbesitz, zumal das aufzubringende Kapital etwa für Traktoren bei dem einsetzenden Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte nur bei entsprechender Auslastung, also bei großen Flächen, sinnvoll eingesetzt war (Westerhoff, S. 193).

Auch für die Bauern selbst galt immer mehr das Motto: „Wachsen oder Weichen“. Viele Bauern benötigen infolge der Mechanisierung die Arbeit ihrer Heuerleute nicht mehr, während diese andererseits weiterhin unzufrieden waren mit den ungeregelten Arbeitszeiten und ihrer Unterordnung unter den Bauern (Ameskamp, S. 171).