Aus Heuerleuten wurden Künstler in Ton (2x: Irdenwaren und Musik)

125 Jahre Töpferei Niehenke:

Seit 120 Jahren in Hasbergen
Vor 125 Jahren in Hagen a.T.W., Große-Heide gegründet
Seit ca. 200 Jahren dem Töpferhandwerk verschrieben.

Nachweislich haben die Vorfahren von Töpfermeister Bernhard Niehenke, geb. 1874 in Hagen-Gellenbeck, als Töpfer gearbeitet. Es waren der Großvater Eberhard Niehenke, geb. 1799 in Hagen-Sudenfeld und der Vater Hermann Heinrich Niehenke, geb. 1842 in Ankum, genannt der „Schawwesknäpper“.

Dieser Vorfahr war Heuerling und Töpfer. (siehe unter: Beruf)

https://stammbaum.anverwandte.info/individual.php?pid=I71211&ged=anverwandte

Aber erst Bernhard Niehenke gründete im Jahr 1895 die eigene Töpferwerkstatt in Große-Heide, Hagen a.T.W.  Schon fünf Jahre nach der Gründung  wurde im Jahr 1900 in Hasbergen an der Grenze zu Natrup-Hagen eine neue Töpferwerkstatt gebaut. Die Vorteile des Standortes waren wohl der Hauptgrund für die Verlagerung der Werkstatt.

Der Sunderbach als Wasserversorgung, die eigene Tongrube hinter der Werkstatt und die Nähe zur Landstraße und zu den Bahnhöfen Natrup-Hagen u. Hasbergen gaben da wohl den Ausschlag für den neuen Standort. Die Anfänge standen im Licht der Herstellung von Gebrauchsgeschirr, wie z.B. Schüsseln, Teller, Tassen oder Vorratstöpfe. Mit dem Aufkommen von Porzellan- und Emaillewaren brach der Markt für die Töpferwaren zusammen.

Die Familie Niehenke verlagerte die Produktion auf Anzuchttöpfe für Gärtnereien und Blumentöpfe für den privaten Gebrauch. Hier zu wurde die Werkstatt erweitert und umgebaut. Es wurde eine maschinelle Tonaufbereitung aus Hammermühle und Strangpresse gebaut. Eine halbmaschinelle Blumentopfpresse und ein großer Kasselerbrennofen wurden in Betrieb genommen. Später kam noch ein Paternoster – Trockner hinzu.

Die Söhne von Bernhard und Luise Niehenke (geb. Pohlmeyer) bauten diese Anlagen in Eigenregie. Die Maschinen sind teilweise heute noch in Betrieb.

Da Bernhard Niehenke 1917 im 1. Weltkrieg verstarb, musste der älteste Sohn Hermann Niehenke(sen.)  geb. 1897 die Töpferei übernehmen. Seine sieben Geschwister ( 6 Brüder u. 1 Schwester) wurden in den Betrieb mit eingebunden. Eine besondere Erwähnung sollten hier die Hüggelzwerge von Karl Niehenke finden. Er modellierte die Hüggelzwerge und Figuren in den langen Nächten bei der Feuerwache am Brennofen.


Die Geschwister unterstützten den Betrieb noch einige Jahre und trugen somit zum Erhalt der Töpferei bei.
Im Jahr 1961 übernahm Hermann (jun.) geb. 1926, Sohn von Hermann (sen.) die Leitung des Betriebes. Mit dem Aufkommen der kostengünstigen Kunststoffprodukte sank die Produktion der Blumentöpfe. Die Familie musste sich wieder umorientieren.
Hermann (jun.), der zunächst bei seinem Vater und dann in Hannover beim Bildhauer Uhlemeyer gelernt hatte, kehrte im Jahr 1974 wieder zurück zu den traditionellen Tongeschirrwaren und allerlei Sonderanfertigungen aus Ton.

 

 

Im Jahr 1978 wurde die Blumentopfproduktion eingestellt.

 

 

Pottbäcker Bernd in jungen Jahren:

Nach dem Tod von Hermann (jun.) im Jahr 2001 übernahm Bernd Niehenke geb. 1958 die Leitung des Betriebes. Er hat nach seiner Ausbildung zum Töpfer und seiner Meisterprüfung 1988 in verschieden Ländern seine Erfahrungen als Töpfer gesammelt.

Neben der Töpferei hat Bernd Niehenke auch den Ton gefunden, der die Musik macht. Wie seine Vorfahren, die im Mandolinenclub Heideblümchenaktiv waren, ist er Mitglied in verschieden Musikgruppen wie den Plattmakers, den Pottbäckers oder der Kaminmusik.

Somit hat die Töpferei heute zwei Standbeine im Ton.


Infos unter:  www.niehenke.eu

Fotos: Archiv Niehenke
Foto unten: Archiv Robben