Pastor Deitering opferte 1846 seine Kuh für die armen Leute

                              Das Geschehen um Pastor sine Koh

Historischer Hintergrund rund um das bekannte gleichnamige  plattdeutsche Lied

Vorgeschichte:

Die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung in und rund um Emsbüren entwickelte sich mit Beginn des Jahres 1846 dramatisch. Es hatte einen langen Winter gegeben und es fror bis in den April hinein.

Lange Jahrzehnte später berichtete man noch darüber, dass man Osterfeuer auf der zugefrorenen Ems abgebrannt habe. Dazu kam, dass die Wintersaat erfroren war und sehr spät erst die neue Einsaat vorgenommen werden konnte. Darauf folgte auch noch ein sehr trockener Sommer. So kam es zu einer Hungersnot. Während die Bessergestellten und Besitzenden  immer noch etwas im Sack hatten – entweder Geld oder zumindest Getreidevorräte für die nächste Einsaat. Die ärmere Bevölkerung im Dorf und den Bauernschaften jedoch –  dort vornehmlich die Heuerleute –  hatten nichts mehr zu essen. Das war auch der Anlass für viele, kurz entschlossen die Heimat Richtung Nordamerika zu verlassen. Vom Dorf Elbergen ist belegt, dass ab dieser Zeit mehr als die Hälfte der Bewohner sich über Bremerhaven aufmachten, um in Nordamerika eine neue, bessere Heimat zu finden.

Die eigentliche Geschichte

Sie spielte sich im Zentrum von Emsbüren ab. Es war damals noch so geregelt, dass der Pastor zwar Abgaben erhielt von seinen Gläubigen, aber sich zum Teil noch selbst mit Nahrung versorgen musste. Deshalb hielt er sich auch eine Kuh. Als diese sich um die Weihnachtszeit kränklich zeigte, befragte Pastor Deitering zwei angeblich Kundige zur Tiergesundheit:  Herm – Dirk und Kobes.

Nun haben wir heute nur ein Foto von Pastor Deitering:

Damit wir uns die vier Missetäter rund um diese Freveltat auch vorstellen können, geben wir ihnen auch Gesichter:

Diese beiden erkannten die Gunst der Stunde und redeten  die Kuh offensichtlich noch viel kranker als sie in Wirklichkeit war. Somit gab der mitleidige Pastor die Kuh zur Schlachtung frei.

Das Fleisch sollte den Armen des Dorfes zur Verfügung gestellt werden. Schnell aber hatten Kobes und Herm – Dirk für sich beschlossen,  hier einen total egoistischen Deal zu machen. Schon hatten sie das Tier geschlachtet und weitgehend in Einzelteile zerschnitten, da erschien der Organist mit seiner  überaus neugierigen Frau auf der Bildfläche. Weil dieses Frauenzimmer für ihre gemeine Schläue im ganzen Dorf bekannt war, wurde sie auch  Datt Verstand genannt.

 

Schnell erkannten auch diese beiden  die günstige Lage, so mahnten auch sie gegen ein Schweigegelübde ihren Anteil an. Ja, die Organistenfrau forderte dann sogar ganz frech die beiden besten Schlachtestücke, nämlich das Achterpand und das Nierenstück.

Es war damit klar, die eigentlich vorgesehenen Nutznießer – nämlich die Armen des Dorfes im Haus Geist –  gingen leer aus. Dieses besondere Vorkommnis blieb natürlich den übrigen Bewohnern des Dorfes nicht verborgen. In den Gaststätten regte man sich darüber auf. Es wurden Spottstrophen formuliert und ein Schneider aus Aurich, der auf der Durchreise war, nahm das Lied begierig auf, zog damit in andere Städte und machte es so bekannt. Es soll nach sechs Wochen schon in Paris auf öffentlichen Plätzen gesungen worden sein.

Foto oben: Frank Schmitz

Zeichnung und Foto unten: Archiv Robben