Ausbildung bei C&A: Dr. med. G. Lindgen

Bericht von Dr. Georg Lindgen (Lingen), der vor seinem Medizinstudium eine Ausbildung bei C&A absolviert hat.

Ich habe  bei C&A von 1972-1975 eine innerbetriebliche Ausbildung erhalten.

Täglicher Arbeitsbeginn war morgens um 08.30 Uhr durchgehend bis 18.30 Uhr, samstags Ende um 14.00 Uhr.

Wir Jungen Leute, die wir vorgesehen waren für Führungspositionen, waren untergebracht in sogenannten C&A Haushalten, welche – soweit ich sie kennengelernt habe – immer in guten Wohngegenden der Großstädte gelegen waren. Jeder Haushalt hatte eine Haushälterin, die die Mannschaft abends bekochte, morgens das Frühstück richtete und über Sitte und Moral in der Unterkunft wachte. Je nach Haushaltsgröße gab es noch Hilfskräfte zur Unterstützung der Haushälterin; Haushaltsgröße 5-8 Junge Leute.

Es gab eine innerbetriebliche Ausbildung, dabei rotierten die Jungen Leute durch alle Abteilungen eines C&A Geschäftes in einer Großstadt, also angefangen von der Hausmeisterei über alle Verkaufsabteilungen bis in die Buchhaltung, Zeitspanne 1 Jahr.
Danach wurde man Substitut für mehrere Jahre, reine Fach-Abteilungskraft für beispielsweise Damenbekleidung, kaufmännisch sowie fachmännisch in Bezug auf Warenqualität oder Modeansprüche. Mit den Personalangelegenheiten hatte man nichts zu tun.
Mit Abitur konnte ich die offizielle Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann verkürzen. Dabei kam uns Jungen Leuten zugute, dass dieser Teil der Ausbildung durch Privatunterricht in Einzelsitzung erfolgte. Prüfung legte man zu offiziellen Terminen vor der Industrie- und Handelskammer ab.

Wir hatten wenig Freizeit, wir durften abends offiziell nur zur Zweit den Haushalt verlassen, finanzielle Unterstützung durch etwa durch die Eltern war untersagt. Somit hatte auch niemand von uns ein Auto, weil jeder lernen sollte, mit dem Verdienst eines Monats auch auszukommen: Ein warmes Bett und Essen hatten wir ja!  Eine feste Freundin erwähnte man besser nicht, das wurde nicht gern gesehen.

In meinem 1. Ausbildungsjahr mit geringem Verdienst konnte ich mich auf Geschäftskosten einkleiden und mir auch zu Lasten der Firma Schuhe kaufen, die Firma legte auch Geld in Sparverträgen an, für später. Man hielt somit die Mannschaft auch vorsätzlich knapp bei Kasse, alles Firmenphilosophie.

Man konnte in dieser insgesamt ca. 5-6 Jahre dauernden Ausbildung über Junge Leute, dann Substitut später zum Filialleiter, Manager oder Einkäufer avancieren. Dann war man auch heiratsfähig. Die beiden letzten Positionen waren sehr beliebt, man hatte einen großen, verantwortungsvollen Job, der in Teilbereichen sich über ganz Deutschland ausdehnte, und man sah die Welt, über Europa bis China oder Südamerika. Und man verdiente sehr gut.

 

Heute wäre ich mit jetzt 60 Jahren bereits nicht mehr im Arbeitsleben, die meisten gingen seinerzeit mit unter 60 Jahren in Rente, dafür hatte man ja unter anderem auch Jahre lang angespartes Geld, sozusagen Betriebsrente, man war in der Firma sozial gut abgefedert, im Übrigen galt das von der Haushälterin angefangen über den Verkäufer bis hin zu Manager.

Mit einem Orden oder ähnlicher Gesellschaft kann ich keine Verbindung ziehen.

Rückblickend hat mir die Zeit bei C&A vom Drill her die Bundeswehr ersetzt: absolute Firmentreue, streng hierarchischer Führungsstil, Loyalität zu seinen Vorgesetzten, Arbeitszeiten bis ultimo, wenig Urlaub. Ich habe kaufmännisches Denken gelernt und eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen.
Alle Brenninkmeyers ließen sich in der Öffentlichkeit nur mit ihrem Vornamen anreden, also Herr Wilhelm oder Herr Rudolf, um sich möglichst in der Öffentlichkeit nicht zu erkennen zu geben. Neben den Familiensitzen in Mettingen gab es auch wenige, eigene Brenninkmeyer C&A Haushalte für den familiären Nachwuchs in der Firma.

 

Ich hatte mal die Ehre – mehr aus der Not heraus – Monate in so einem Haushalt zu leben, ein Brenninkmeyer und ich haben nobel gelebt und der Haushalt drehte sich nur für uns beide, und der Brenninkmeyer war froh, dass er Gesellschaft hatte. Die B.`s  – wie wir sie nannten – traten wenig in Erscheinung, gingen mal kurz durch den Verkauf, ansonsten gab es für sie nur Treffen in den Chefetagen; Familien bekam man nie zu Gesicht.

Dr. med. Georg Lindgen