Heuerhäuser im Museum: Doppelhaus in Detmold

Das Doppelheuerhaus in Detmold

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Das heutige Heuerlingshaus ist ein früheres Bauernhaus von 1609, das 1738 durch eine Trennwand in zwei gleiche Hälften geteilt worden ist und ein zweites Tor erhielt. So wurde es möglich, das Gebäude an zwei Parteien zu vermieten. Der Grundriss beider Haushälften entspricht der Gliederung anderer Hallenhäuser: In der Nähe des Tores liegen die Stallungen für eine Kuh oder Ziege, ein Schwein und wenige Hühner. Auf der Diele wurde für den Haushalt und die Wirtschaft gearbeitet und auf dem winzigen Flett liegt eine offene Feuerstelle ohne Rauchabzug. Der Ofen in der kleinen Stube kann von der Diele aus beheizt werden, außerdem gibt es zwei kleine Schlafkammern, aber auch eine Schlaf­bühne über der Stube.dsc_0531

Schon 1770 sind zwei Heuerlingsfamilien nachzuweisen und bis 1932 wurden die beiden gleich großen Haushälften stets von zwei Parteien bewohnt, manchmal lebten auch Altenteiler des Hofes Reiner im Haus. Die jährliche Pacht für den halben Kotten betrug 4 Taler und 20 Taler für etwa 3 Morgen Land. Außerdem waren die Heuerlinge zu Arbeits­leistungen auf dem Hof verpflichtet. Noch im 20. Jahrhundert lag diese Dienstpflicht bei 5o bis 7o Arbeitstagen pro Jahr. Nicht wenige Heuerlinge versuchten, durch die Auswande­rung nach Amerika diesen harten Lebensbe­dingungen zu entkommen.

Der Text stammt aus dem Freilichtführer, Detmold 2015. Seite 333

Fotos: Archiv Robben

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