Die Heuerleute und der christliche Glaube

24. September 2016                       Seite 521

Gerade die Heuerleute hatten mit vielen Rückschlägen und sonstigen Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen.

Da ist die hohe Kindersterblichkeit, das Geburts – oder Kindbettfieber, das viele junge Frauen dahingerafft hat.

Ein langes Siechtum wie etwa bei der weit verbreiteten Lungentuberkulose – weithin Schwindsucht genannt – musste ohne wirksame Behandlung ertragen werden.

Immer wieder taucht bei der Befragung älterer Zeitzeugen der Hinweis auf: Ohne unseren festen Glauben und die Kirche hätten wir das alles kaum ertragen können.

Fast alle Menschen im ländlichen Bereich waren damals nahezu täglich fest in den christlichen Glauben und das Kirchenleben vor Ort eingebunden. Schon wenige Stunden nach der Geburt eines Kindes musste es getauft werden, damit es bei einem frühen Tod nicht als Heidenkind starb. In den aufkommenden Schulen war der Religionsunterricht das wichtigste Fach. Viele Glaubenssätze mussten auswendig gelernt sein.

Der Pastor oder Pfarrer war im gesamten Dorf die höchste Respektsperson.

Nun war aber dieser Geistliche nicht selten der Sohn eines größeren Bauern, der das Geld für das Studium erübrigen konnte. Und so wird von etlichen ehemaligen Heuerleuten erzählt, dass der Pastor sich gerade in der Gruppe der Bauern besonders wohl gefühlt habe: Dort habe er in der Freizeit Karten gespielt, dort habe er seinen Schinken und einige zusätzliche Zigarren bekommen, dort sei er mit zur Jagd gegangen.

So werden es viele Heuerleute als gottgegebenes Schicksal ertragen haben, dass sie in ihrem Pastor nicht den idealen Anwalt für ihre Nöte und Sorgen gegenüber den Bauern hatten.

Es gibt aber durchaus auch Beispiele dafür, dass die Pastöre aus ihrer herausgehobenen gesellschaftlichen Funktion auch ganz objektiv die schwierige Lage der Heuerleute nach oben weiter meldeten.

Ein ganz besonderer Anwalt der Heuerleute war Pastor Funke aus Menslage.

fronleichnamsprozession

Viele Heuerleute  – so die Ergebnisse etlicher Befragungen – fanden im kirchlichen Leben einen Halt für ihr Leben.

Hier bei einer Fronleichnamsprozession

Foto: Archiv Kirchenbote in Osnabrück