Auch wenn etliche Heuerleute in Flussnähe zur Ems sich durch gelegentlichen Fischfang Abwechslung auf den Tisch holten, eine Konkurrenz für den Flussfischer Schomaker waren sie sicherlich nicht…
Eigentlich heißt er Karl Schomaker gnt. Löbker, aber emsauf und emsab – von Rheine bis Aschendorf und Papenburg – nennen ihn die Leute Fiscke Karl, weil er sein ganzes Leben lang hindurch bis in sein hohes Alter hinein Emsfischer von Beruf gewesen ist. Fiscke Karls Leben hat sich von seinen ersten Tagen an auf und an der Ems abgespielt. In Sinningen bei Emsdetten ist er im Jahre 1864 zur Welt gekommen, wo sein Vater eine Emsfähre von Emsdetten nach Saerbeck betrieben hat. So lernte er die Ems schon in frühester Jugend kennen und wurde ein leidenschaftlicher Fischer, sodass er die Ems – Fischerei zu seinem Lebensberuf erwählte. Mit 21 Jahren siedelte er nach Listrup über.
Auf Plattdeutsch berichtet Emsfischer Schomaker:
Damals war die Stadtbevölkerung noch nicht in Listrup, da war für uns Fischer noch was zu machen. 35 Jahre habe ich Woche für Woche – bis der große Krieg zu Ende ging – mit meinen Emsfischen in Münster am kleinen Kiepenkerl gestanden und auch an die großen Hotels in Münster und in Rheine meine leckeren Fische verkauft. Ja damals war an der Fischerei noch was zu verdienen. Aber seitdem die der Fischsport aufgekommen ist und die Fischer aus Rheine mit ihrem Angelstöcken am Wasser stehen, seitdem ist das mit der Fischerei für uns vorbei. Ich habe mit dem Fische fangen meine Frau und sieben Kinder recht und schlecht durchs Leben gebracht und habe mir sogar einen kleinen Kotten erworben.
Auf die Frage, welches der größte Fisch war antwortet er:
Das war ein Hecht, dieses Tier wog über 25 Pfund und ich habe es in einem Zugnetz bei Meppen gefangen. Am selben Tag habe ich dann noch einen Hecht aus dem Wasser gezogen und den hat mir ein Hotel in Münster abgekauft – viel zu billig, das muss ich heute sagen. Gefangen habe ich alle Fische, die in der Ems schwimmen: Hechte, Barsche, Aale Schleien, Rotaugen und wie die Fische alle heißen. Und was sind die schönsten Fische? Die schönsten Fische für mich sind allzeit diejenigen, die mir ins Netz gehen. Da habe ich einmal 1500 Pfund im Zugnetz gefangen, das war eine schöne Zeit. Aber jetzt geht das mit der Fischerei nicht mehr und das kann man mir glauben: Wenn man in seinem ganzen Leben bei Wind und Wetter bei Tag und Nacht, im Frühjahr, im Sommer, im Herbst und im Winter auf dem Wasser ist und auch mal in die Ems fällt, wenn man von außen und von innen nass ist, dann bleibt auch beim stärksten Mann was in den Knochen hängen. Heute habe ich Schmerzen in den Armen und Beinen und mir fällt das Gehen schwer. Die schöne Fischer Zeit habe ich gehabt und nun sitze ich hier steif und still in meiner Kammer.
Archiv Hubert Hölscher Emsbüren