Die Heuerleute wollten gutes Eschland nicht wieder abgeben

24.September 2016                                                 Seite 520

Den Fall gab es auch:
Ein älterer Bauer aus dem südlichen Emsland berichtete in einem Interview

(Tonträger liegt im Archiv Robben):

Als ich 1965 den Hof von meinem Vater übernommen habe, waren dort immer noch fünf (eigentlich schon ehemalige) Heuerleute zu unserem Hof gehörig, die zwar durchweg schon ihr eigenes Haus gebaut hatten, die aber auf die Ackerflächen nicht verzichten wollten. Das hatte folgenden Hintergrund: Mein Urgroßvater besaß ursprünglich einen kleinen Kötterbetrieb. Durch besonders günstige Umstände, Fleiß und Umsicht war es ihm möglich gewesen, diesen kleinen ländlichen Besitz Gewinn bringend so zu verkaufen, dass er schließlich unseren jetzigen Hof mit einem passenden Kredit damals kaufen konnte. Mit dieser Erfahrung des “kleinen Mannes“ hatte er seinerzeit schon den Heuerleuten – im Gegensatz zu der sonst üblichen Praxis – jeweils zwischen 2 und 3 Hektar guten Eschboden zur Pacht gegeben. Da ich mich entschlossen hatte, unseren mittelgroßen Hof weiterhin als Vollerwerbsbetrieb zu führen, war ich nun auf alle Flächen im Eigenbesitz angewiesen. Das sah schließlich auch mein Vater ein, wir sind dann gemeinsam zu unseren ehemaligen Heuerleuten gegangen, die mittlerweile ja nur noch Pächter waren, aber das „Landwirten“ unter diesen Umständen noch gerne betrieben als Nebenerwerb. Sie waren allerdings alle durchweg in guten Beschäftigungsverhältnissen. Auf unsere landwirtschaftlichen Flächen waren sie somit erheblich weniger angewiesen als ich. Das konnten wir dann auch in sachlichen und fairen Gesprächen abklären und ich bekam die Eschflächen im Einvernehmen zurück. Allerdings war mir schon klar, dass unsere ehemaligen Heuerleute ungern darauf verzichtet haben.

Drei von ihnen hatten sich schon einen kleinen Trecker gekauft, um  nun endlich unbeschwert ihre eigene kleine Landwirtschaft zu betreiben. Wir haben heute auch in der dritten Generation noch ein gutes Verhältnis. Allerdings hätte die nun jüngere Generation keine Lust mehr, auf den Urlaub zu verzichten, um ein paar Schweine zu züchten…