Eine besondere Form der Hollandgängerei: als Seemann

Waren auch Heuerleute am Sklaventransfer von Afrika nach Amerika beteiligt?

Neben der VOC ( Ostindien – Compagnie) existierte die allerdings weniger bedeutende niederländische „Geoctroyeerde West-Indische Compagnie“, kurz „West-Indische Compagnie“ (WIC) genannt.

Für den westlichen Teil der Welt, also Westafrika und Amerika, hatte man am 3.6.1621 in Holland die WIC … errichtet, mit dem ausdrücklichen Ziel, dem Frieden mit dem Erzfeind Spanien entgegenzuwirken … In Westafrika wurden mehrere Stützpunkte gebaut bzw. erobert, namentlich in Angola, Senegal und Ghana …, wo es Auffanglager gab, um die von benachbarten Kriegern gefangen genommenen und verkauften Sklaven unterzubringen, bis das nächste Schiff sie auf engstem Raum (170 × 60 × 50 Zentimeter) zusammenpferchen und abliefern konnte … Schon Jahrhunderte lang war dieser Handelszweig eine ergiebige Tradition, wobei arabische und Ashanti-Händler [westafrikanisches Volk] vorherrschten. Sowohl in Nord- als auch in Westafrika wurde die Ladung eingenommen. Zahlungsmittel für die Holländer waren dort u. a. Textilien, Waffen und Genever. Etwa 10 % des gesamten Sklavenhandels nach Amerika (12 Millionen) und 5 % dieses Gesamthandels waren auf den 1600 WIC-Fahrten in den niederländischen Händen. Auffallend war, dass die wertvolle „Ware“, wie man damals die Sklaven nannte, an Bord der Schiffe eine gleich hohe Sterblichkeitsrate hatte wie die Schiffsbesatzungen (     Kaldenbach, VOC, S. 125, .

Folgender Bericht bezeugt, dass sich auch ein Mitglied einer Menslager Heuerlingsfamilie unter den Westindienfahrern befand:

Zu den Seeleuten Beckebrede gehört Johann Diederich, der am 12.08.1753 als Sohn des Johann Beckebrede und der Anna Elsabein von Hahlen in Menslage getauft wurde. Über sein Schicksal berichtet das Menslager Kirchenbuch: „23.12.1787 verleutet, Johann Diederich, P. Johann Beckebrede, M. Anna Elsabein von Hahlen, alt 28 Jahr 3 Monath 14 Tage, dieser ist vor verschiedene Jahren zu Schiffe nach West-Indien als Bötger gefahren, 1781 im Nov. mit der Brustkrankheit befallen, woran er zu Ende dieses Monath zu St. Thomas verstorben und daselbst nach Christlichem Gebrauch ehrlich zur Erde bestattet worden.“ Sankt Thomas [eine von Dänemark beherrschte Insel] liegt östlich von Puerto Rico und gehört zu den Kleinen Antillen. Die Nachricht von seinem Tode ist also erst nach sechs Jahren nach Menslage gelangt und vom Pastor der Kirchengemeinde im Gottesdienst angesagt worden (Beckebrede aus Unterlagen von Lübbert zur Borg.

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