Friedhoff Seite 4
Nach diesem Ereignis wurde die bereits 33-jährige Louise, die vorher nie an Anfällen von Schwermut gelitten hatte, nach und nach immer trübsinniger und schwermütiger. Sie nahm immer weniger Nahrung zu sich und verschloss sich immer mehr der Außenwelt. Zu Anfang Dezember 1834 versank sie schließlich so sehr in Depressionen, dass sie kein Wort mehr sprach und auch ihre engsten Angehörigen nicht mehr erkannte. Aufgrund der mangelnden Nahrungsaufnahme hatten bis dato auch ihre körperlichen Kräfte stark nachgelassen. Ihre alternden Eltern und die Geschwistern kümmerten sich um sie, so gut sie konnten, doch stand nach der Aussage von Dr. Lindemann eine Besserung ihres Zustandes nicht in Sicht, solange sie in Wagenfeld bleiben würde. Er plädierte daher für eine Überstellung der unglücklichen Hagelmann in die Irrenanstalt nach Hildesheim, wobei allerdings erst geklärt werden musste, ob die sicher nicht unbeträchtlichen Kosten von der Armenkasse getragen werden könnten. Ihre Familie, die in ärmlichen Verhältnissen lebte und auf das Verdienst des als Schneider arbeitenden Bruders Georg angewiesen war, konnte die Kosten jedenfalls nicht tragen. Da der Diepholzer Amtmann lange krank danieder lag, verging bis zu seiner Antwort auf Plathners Schreiben ein halbes Jahr. Erst am 25. Juni 1835 antwortete er ihm: „Da Euer Hochehrwürden Sich der armen Hagelmann bis jetzo als wahrer Lehrer der Religion hochsinnig angenommen, so haben wir dem Dienst eifrigen Amtsvoigt Diestelhorst das behufige rescribirt [schriftlich berichtet], und wird die sonst gern unterstützende Gemeinde alles thun, was in ihren Kräften stehet. Da auch der Armen-Rechnungsführer die erforderliche Weisung erhalten, so steht zu hoffen, daß die Armen-Casse bald im Stande seyn möge, der unglücklichen Familie Unterstützung zufließen zu lassen“. Es hat nicht den Anschein, als sei Wisken in den folgenden Monaten tatsächlich nach Hildesheim in die Kur gebracht worden.