Der Autor Ludwig Wiethaler schreibt in seinem 1983 erschienenen Buch Lust und Plage der alten Bauernarbeit:
Dass das Leben Arbeit ist und nichts anderes, spüren und sehen die Kinder von der Wiege auf, deshalb gibt es auch für sie keine anderen Vorstellungen, und die Übernahme der auf sie wartenden Arbeiten wird zur Selbstverständlichkeit (Seite 69 )
Schon früher bei den Eltern und Großeltern war es nicht anders gewesen und es galt ein selbstverständliches Erziehungsprinzip, dass der Nachwuchs in ländlichen Gegenden vom Kleinkindalter völlig selbstverständlich in die täglichen Arbeitsabläufe eingebunden wurden. Längst bevor die Schulpflicht begann, haben die Mädchen und Jungen im Stall, im Haushalt, im Garten, auf dem Hof und in Feld und Wald Arbeiten übernehmen müssen, mit denen sie zunächst die Erwachsenen bei ihrer Tätigkeit unterstützten. Es geschah dann aber auch schon bald, dass die Kinder eigenverantwortlich und auf sich allein gestellt recht verantwortungsvolle Arbeiten übernehmen mussten. Das war in der Regel das Gänse hüten, das man in jungen Jahren von einem älteren Bruder in der Begleitung lernte und dann nach kurzer Zeit selbstständig fern ab vom Hof zu übernehmen hatte. Gänse waren dabei kein einfaches „Volk“. So mussten die Tiere im Frühjahr davor abzuhalten werden die frisch eingesäten Felder auf zu wühlen. Nach der Ernte wurden die Gänse auf die abgeernteten Felder verbracht, damit sie die ausgefallenen Getreidekörner verzehren konnten. Da Gänse nun sehr eigenwillige Tiere sind, kam es öfter vor, dass einige sich vorzeitig auf den Heimweg machten. Diese kamen dann so einfach mitten am Tag in den Hof einmarschiert und der junge – noch ungeübte Gänsehirt oder das „Gänseliesel“ kam heulend und /oder schimpfend hinter gelaufen.
Foto: Archiv Robben
Das Gänseliesel vom Künstler Heinrich Weltring ist in unserem Familienbesitz
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Weltring
Wiethaler,Ludwig:Lust und Plage der alten Bauernarbeit, Mirskofen 1983